9. August 2019
Wir werden Alaska bald (zumindest vorübergehend) verlassen und machen uns Richtung Yukon in Kanada auf. Dazu müssen wir ein gutes Stück Weg zurücklegen und teilen es in zwei Etappen auf. Am ersten Tag geht es auf dem Alsaka Highway nach Tok. Fairbanks bzw. eigentlich Chena Hot Springs war damit unser nördlichster Punkt auf der Reise.
Das Wetter meint es an dem Tag wieder einmal nicht so gut mit uns und wir können wieder unsere Regenkleidung intensiv testen. Wegen dem Regen und Nebel können wir auch nicht viel von der Umgebung sehen. Die Strecke wirkt eher unspektakulär, obwohl sie immer wieder entlang des Tenana River führt. Aber es gibt endlos lange schnurgerade Stücke. Einmal waren es 40km geradeaus ohne eine einzige auch nur kleine Richtungsänderung.
Unser erster Stopp ist aber gleich in der Nähe von Fairbanks in North Pole. Dort ist angeblich das Zu Hause von Santa Claus. Es gibt ein Cafe und natürlich ein Merchandising Center mit Unmengen an Weihnachtskitsch. Das Haus ist ein Magnet und permanent kommen Touristen für Fotos. Wir lassen uns das natürlich auch nicht entgehen und weil das Motorrad auch aufs Foto muss haben wir das Parkverbot vor dem Haus einfach ignoriert.
Zu Mittag brauchen wir eine Stärkung bzw. etwas zum Aufwärmen, der Regen kühlt doch ordentlich aus. Solche Stopps müssen gut geplant sein. Weil es über weite Strecken einfach nichts gibt. Selbst in den größeren Häuseransammlungen, die meist bei Kreuzungen von größeren Straßen zu finden sind, gibts nur wenig Lokale. Delta Junction ist so eine Kreuzung mit sowas wie einer Ortschaft. Im Hard Wok, einem kleinen Laden der von einer Vietnamesin geführt wird, genehmigen wir uns eine Pho. Die Suppe war sehr gut, auch wenn ein wenig die frischen asiatischen Kräuter gefehlt haben.
Auch die Tankstopps müssen wir sorgfältig planen. Wir schaffen mit einem vollen Tank etwas mehr als 350km. Und wenn einmal eine Tankstelle geschlossen hat, dann schauts bitter aus. Die Tankstellen müssen auch besetzt sein, weil bisher in Alaska keine einzige Zapfsäule unsere Kreditkarten akzeptiert hat und wir immer drinnen vorauszahlen müssen.
Kurz vor Tok hat der Wettergott ein Einsehen und vertreibt den Regen. So schaut das Ganze schon freundlicher aus und Tok empfängt uns mit Sonnenschein.
Wir haben für diese Nacht zum allerersten Mal ein Zimmer in einem Hostel mit „shared bath“ gebucht. Mal sehen wie das wird. Das Hostel ist ein kleines Gebäude nahe dem Highway, das sehr nett hergerichtet ist. Bei der Ankunft sehen wir, dass niemand am Parkplatz ist und wir sind tatsächlich die einzigen Gäste.
Erst am späten Abend kommt noch eine Frau zum Übernachten. Also haben wir praktisch das ganze Hostel für uns und schauen einen us-amerikanischen Film am Fernseher. Natürlich nicht ohne uns vorher mit dem geeigneten Getränk aus dem Liquor Store auszustatten.
10. August 2019
Heute steht unsere erste Landesgrenze auf dem Programm. Wir haben uns viel vorgenommen und wollen bis Haines Junction in Yukon. Dort liegt der Kluane Nationalpark wo wir morgen eine Wanderung machen möchten. Es gibt nur zwei Straßen von Alaska nach Kanada. Den Alaska Highway, den wir nehmen und nördlich davon den „Top of the World“ Highway, auf dem man knapp 100km auf unbefestigter Straße fährt. Weil dafür aber auch heute Regenschauer angesagt sind, lassen wir es lieber und bleiben auf Asphalt.
Der schnurgerade Strich auf der Karte ist die Landesgrenze, die hier keinen geografischen Gegebenheiten folgt, sondern mit dem Lineal festgelegt wurde. Je näher wir zur kanadischen Grenze kommen, desto interessanter wird die Strecke. Es wird bergiger und es gibt auch sowas wie Kurven.
Schon bald sind wir an der Grenze zu Kanada. Wir sind gespannt wie das Prozedere ablaufen wird. Aber wir sind die Einzigen und es ist absolut unspektakulär. Auf US Seite gibt es überhauopt keinen Checkpoint beim Ausreisen. Und der kanadische Grenzbeamte im Customs Building wollte nur kurz die Pässe sehen und seine Standardfragen zu Bargeld, Cannabis und wie lange wir bleiben wollen, beantwortet wissen. Was das Motorrad betrifft müssen auch auf Nachfrage wir gar nichts machen. Innerhalb von 2 Minuten sind wir in Kanada eingereist.
In Kanada gibts wieder das metrische System und wir müssen nicht alle Entfernungsschilder im Kopf umrechnen. Auch beim Tanken ist es mit den Literangaben angenehmer, dafür ist der Sprit aber um gut 50% teurer als in Alaska. Eine neue Zeitzone gilt und wir haben praktisch im gesamten Yukon keinen Mobilfunkempfang. Daher sind wir auf die Wifis in den Quartieren angewiesen.
Die knapp 500km Etappe ist schon ziemlich anstrengend und wir legen ein paar Pausen zum Rasten ein. Auf der Straße ist extrem wenig los. Kaum Schwerverkehr, die meisten Fahrzeuge sind Touristen, viele davon mit ihren überdimensionierten Campern.