14. August 2019
Wir genießen noch ein Frühstück bei Leslie mit sehr guter selbstgemachter Marmelade. Bei Leslie sind übrigens gerade die Weichsel im Garten reif, und das Mitte August.
Dann starten wir zum Fährhafen von Haines, wo wir uns noch ein Ticket besorgen müssen. Obwohl wir über eine Stunde vor Abfahrt da sind, ist die Fähre schon im Hafen und das hat seinen Grund: bald wird mit dem Aus- und Einladen der Fahrzeuge begonnen. Diese Fähre ist die erste bei der seitwärts verladen wird: d.h. alle Fahrzeuge müssen beim Einfahren sofort eine 90 Grad Kurve machen. Das ist besonders für die langen Wohnwagenanhänger eine große Herausforderung. Einer wollte es unbedingt wissen und ist rückwärts die Rampe zum Boot runtergefahren. Das hat einiges an Reversieren bedurft, bis er es runter und unten ums Eck geschafft hat.
Am Schiff trifft unsere BMW auf zwei Verwandte aus Quebec. Ein sehr nettes Pärchen ist auf zwei GS unterwegs nach Alaska. Wir plaudern ein wenig und Sie beneiden uns um unseren lange Trip. Sie haben in ihren Jobs nur die normale 3-Wochen Urlaubszeit fürs Reisen.
Die Überfahrt von Haines nach Skagway dauert nicht lange. Nach einer Stunde legen wir schon an. Im Hafen erwarten uns fünf riesige Kreuzfahrtschiffe. Und wo Kreuzfahrtschiffe sind, sind auch viele Menschen, besonders wenn es fünf dieser Monsterschiffe sind.
Skagway hat gerade mal knapp über 1000 Einwohner, aber mehr als 1 Million Besucher pro Jahr. Und das sieht man auch in der Hauptstraße. Skagway war früher Ausgangspunkt für die Goldgräber und das wird jetzt inklusive Eisenbahnfahrt entsprechend vermarktet.
Wir fahren auf dem Klondike Highway nach Norden Richtung Whitehorse. Die Strecke bis zum Kanadischen Customs Office ist sicher die schönste die wir bis jetzt gefahren sind. Trotz Wolken, beeindruckende Berglandschaften und türkise Seen. Das muss ein Traum zum Wandern sein. Allerdings gibt es keine Quartiere, dh man müsste mit einem Wohnmobil oder mit Zelt unterwegs sein.
Der Grenzübertritt geht wieder ohne Problem sehr schnell über die Bühne. Wir werden nur recht forsch gefragt wie lange wir in Kanada beiden wollen und von wo aus wir wieder in unsere Heimat zurückreisen werden.
In Carcross machen wir Pause und essen nach zwei Wochen unsere ersten Burger auf der Reise. Hier ist es immer noch touristisch, aber es ist gerade gar nichts los. Die Touristenläden mit Handwerkskunst von den First Nations sind gerade alle leer. Außer den Läden und einem Visitor Center gibt es noch eine Bahnstation, aber das wars auch schon wieder.
Das letzte Stück der heutigen Etappe ist nur mehr knapp 70km weit und wir sind schnell in Whitehorse und suchen unser AirBnB. Weil Hannes die Adresse ohne Brille ins Navi eingegeben hat, landen wir bei Hausnummer 58 anstatt 53. Wir haben schon geparkt und wollen gerade den Code für das Türschloss eingeben als wir unseren Irrtum bemerken. Unsere eigentlichen Gastgeber haben uns von schräg gegenüber ein wenig belustigt beobachtet. Aber nix passiert und wir checken im richtigen Haus ein. Das Zimmer ist wieder einmal super und noch dazu recht günstig.
15. August 2019
Es stehen einige Fahrtage auf dem Programm und wir wollen heute die Strecke bis Watson Lake schaffen. Also versuchen wir früher loszukommen, es wird aber dann doch wieder halb zehn bis wir in Whitehorse Downtown tanken. Andrea wollte unbedingt Downtown sehen, deshalb sind wir den kleinen Umweg gefahren. Und es hat sich – nicht ausgezahlt.
An der Tankstelle spricht uns ein Mann auf Deutsch an. Markus stammt aus Deutschland und ist vor vielen Jahren bei einem Urlaub in Kanada “hängengeblieben”. Wir tratschen kurz und ergibt uns seine Karte und lädt uns auf seine Farm in Vancouver Island ein. Mal sehen ob wir das schaffen, Vancouver Island hatten wir eigentlich nicht eingeplant.
Auf der Strecke nach Watson Lake gibt es außer Natur nur Natur! Die weite der Landschaft und die extrem riesigen Seen sind jedesmal aufs neue beeindruckend.
Außer wenigen Tankstellen, die oft auch ein kleines Geschäft dabei haben und manchmal auch ein Motel, gibt es auf den knapp 450 km nichts. Also fast nichts: einmal quert ein Fuchs die Straße und nicht weit vor Watson Lake sehen wir unseren ersten Schwarzbären, der auch über die Straße will. Er ist schnell in der Böschung verschwunden, bevor wir überhaupt daran denken können ob wir ein Foto machen sollen.
In Watson Lake machen wir beim Ortseingang gleich einen kurzen Fotostopp beim Schilderwald, der Hauptattraktion hier.
Dann müssen wir das erste mal vor Ort ein Zimmer suchen, weil nichts online verfügbar war. Viel Auswahl gibt es nicht und wir nehmen gleich das erste Motel. Bisher das teuerste Quartier, aber es kann bei weitem nicht mit den schönen AirBnBs mithalten, die deutlicher billiger waren.
Zu Fuß erkunden wir nochmals die vielen Schilder. Gäste aus der ganzen Welt bringen alle möglichen Schilder mit und schrauben sie an die Pfosten und Bäume. Die Sammlung ist mittlerweile riesig geworden und wir können auch aus Österreich viele Schilder entdecken.
16. August 2019
Heute werden wir unser Sitzfleisch ein wenig auf die Probe stellen. Die bisher längste Etappe ist geplant, weil wir vor dem Eintreffen einer Schlechtwetterfront, bei der auch Schnee angesagt ist, durch die Northern Rocky Mountains durch sein wollen. Also stehen heute gut 500km von Watson Lake nach Fort Nelson auf dem Programm.
Am Vormittag ist es noch recht frisch beim Fahren und wir brauchen bald einmal eine Kaffeepause zum Aufwärmen.
Wir haben den Yukon inzwischen endgültig verlassen und sind in British Columbia angelangt. Obwohl wir schon knapp 3000km gefahren sind, hat sich die Vegetation erstaunlicherweise kaum verändert. Die Wiesen sind vielleicht ein wenig saftiger und grüner, aber abgesehen davon merken wir sonst nichts, außer, dass jetzt auf den Warnschildern nicht mehr vor Elchen, sondern vor Bisons und Hirschen gewarnt wird. Und tatsächlich treffen wir bald auf die erste Bisonherde, die links und rechts neben der Straße grast und diese auch quert. Mit Respektabstand, die Tiere sind wirklich sehr groß, beobachten wir die Herde.
Wir erreichen die Northern Rockies und siehe da, endlich gibts Kurven, da macht das Motorradfahren gleich noch mehr Spaß.
Am letzten Stück unserer Fahrt sehen wir sogar noch zwei Schwarzbären. Der erste macht sich gleich aus dem Staub, aber der zweite ist weniger scheu. Wir bleiben etwas entfernt stehen und können ihm beim Fressen zusehen. Aber er beobachtet uns auch genau, und als er uns länger anschaut und langsam in unsere Richtung kommt, wird es uns unheimlich und wir fahren los.