16. September 2019
Bevor es heute so richtig losgeht wollen wir Öl für die BMW kaufen und nachfüllen. Also sucht Hannes via Google Maps zwei Motorradläden, die sogar relativ nahe bei unserem Camper sind. Eines wird ja hoffentlich das passende Öl haben. Bei der ersten Adresse hängt nur ein altes vergilbtes Schild am Zaun. Den Laden gibt es offensichtlich schon länger nicht mehr. Und auch die nächste Adresse ist eine Fehlanzeige. Wir stehen vor einem leergeräumten Laden. Google soll die Angaben in Google Maps gefälligst besser pflegen 😉
Wir fragen uns in der Stadt durch und werden in einem Autoersatzteillladen fündig. Das Nachfüllen geht schnell und wir können unsere Tagesetappe starten.
Es geht auf dem Highway 191 und dann auf der Interstate 70 wieder endlos geradeaus. Rundherum fast immer derselbe Ausblick. So schön die Nationalparks auch sind, die Fahrstrecken dazwischen sind echt eine Qual (naja, Qual ist vielleicht ein kleinwenig übertrieben).
Ab Hanksville sieht die Straße kurviger aus und die Landschaft sollte jetzt interessanter werden. In dem kleinen Ort sticht uns ein Westernlokal ins Auge und wir kehren auf einen kleinen Snack bzw. Getränke ein. Drinnen ist alles voll mit Westernkitsch, und weil wir im Wayne County sind, wird auch nicht mit Anspielungen auf John Wayne gespart. Dabei ist der County nach dem Staatsmann Anthony Wayne benannt (so wie 15 anderen Bundesstaaten auch). Es leben nur 2500 Menschen in diesem County, und unser nächstes Quartier ist die zweitgrößte Stadt und hat nicht einmal ein Lebensmittelgeschäft. Ende der Vermittlung von sinnlosem Wissen.
Nach Hanksville wird der Wind immer stärker und bläst oft sehr böig von der Seite. Das ist beim Motorradfahren kein Spaß. Und deshalb sind wir auch gegenüber dem Capitol Reef NP beim Durchfahren auf der UT24 ziemlich ignorant. Wir beziehen unser Zimmer in einem Motel und Hannes fährt noch nach Loa, der größten „Stadt“ des County, zum Einkaufen. Dabei ist Loa ungefähr so ein Nest wie Ameistal, wers kennt 😉
Seit Moab sind wieder viele Motorräder auf den Straßen unterwegs. Die Harleys dominieren immer noch das Geschehen, aber ab und zu ist auch eine vollbepackte Reiseenduro dabei. Bisher haben wir aber nur sehr wenig Europäer auf Motorräder gesehen. Zuletzt ein paar Schweizer im Arches und Canyonlands. Wir werden immer wieder (nicht nur von den Motorradfahrern) angesprochen. Die Dialoge können wir mittlerweile im Schlaf 🙂
17. September 2019
Wir starten gemütlich in den Tag und können uns Zeit lassen, weil wir nicht weit bis in den Nationalpark fahren müssen. Wir haben ein sehr großes Zimmer mit ordentlichem Tisch auf dem wir Essen können. Trotzdem fehlt uns immer noch unser Wohnwagen.
Zuerst erkunden wir den Scenic Drive im Capitol Reef NP. Wieder gibt es ein paar schöne Ausblicke auf Berge und rote Felsen.
Wir haben heute zwei kleinere Wanderungen vor. Zuerst gehts ein kurzes Stück in den Grand Wash zum Cassidy Arch Trail. Der tatsächlich nach dem Outlaw Butch Cassidy benannt ist.
Obwohl der Weg nicht weit ist, und es nur knapp 300 Hm rauf geht, schwitzen wir wieder ordentlich. Es gibt praktisch nirgends Schatten und wir gehen dauernd in der prallen Sonne. Dafür werden wir mit tollen Ausblicken belohnt. Neben den roten Felsen gibt es hier auch große helle, fast weiße Sandsteinmassive. Die sind der Namensgeber für den Nationalpark. Beim Bogen sind kurz noch zwei Frauen hier, dann sind wir ganz alleine und können den Ausblick richtig in Ruhe genießen.
Weil wir noch nicht genug geschwitzt haben gehen wir noch die kleine Runde zur Hickman Bridge, wieder ein mächtiger Steinbogen. Auf diesem Weg sind etwas mehr mehr Leute unterwegs.
Trotz der vielen roten Felsen, ist der Capitol Reef doch anders als die beiden anderen NPs die wir bisher gesehen haben. Die Bergmassive aus hellem Sandstein vermitteln eine andere Stimmung. Außerdem fließt der Fremont River durch den Nationalpark und entlang des Flußtals ist alles saftig grün.
Im Nationalpark hat es knapp 30 Grad nachdem wir von der Hickman Bridge zurückkommen. Da macht das Anziehen von Motorradjacke und Helm richtig Freude. Aber was uns gestern schon aufgefallen ist, je weiter wir westlich Richtung Bicknell kommen, desto kühler wird es. Und auch heute hat es nur angenehme 23 Grad bei unserem Quartier. Hannes kann dem Höhenmesser am Smartphone gar nicht glauben, dass wir in Bicknell auf über 2100m Seehöhe sind. Aber es stimmt.
18. September 2019
Damit wir ein wenig Abwechslung beim Wandern haben, wollen wir heute unsere erste Slot Canyon Wanderung unternehmen. Wir beide sind diesbezüglich relativ ahnungslos, und das hat sich später auch ein wenig gerächt.
An der Ostseite des NP gibt es ein paar Slot Canyons, die alle an der Notom Bullfrog Basin Road starten. Nach dem Studium der Beschreibungen hat der Burro Wash die Wahl gewonnen. Zunächst gehts noch einmal quer durch den NP. Am Vormittag ist noch nicht viel los, und wir können endlich auch das Kurvenfahren genießen.
Der Trail startet direkt an der Straße und es gibt sogar einen komplett leeren Parkplatz. Erst kurz bevor wir losgehen, kommt noch ein Pärchen in einem Auto, das den Trail auch geht.
Zuerst geht es ein gutes Stück durch die Wüste, bis wir wieder in den NP gelangen und zu den Felsen kommen. Die Sonne ist wieder erbarmungslos und heute sind wir über den Wind froh, der uns vorgestern noch so gestört hat.
Der Canyon hat immer wieder Engstellen, durch die wir durchmüssen. Es ist manchmal so eng, dass es nur seitwärts durchgeht. Das ist zwar sehr beeindruckend, aber jetzt macht sich unsere Unerfahrenheit bemerkbar. Rucksäcke sind hier keine gute Idee. Oft müssen wir sie abnehmen und beim Gehen vor uns halten. Besonders beim Klettern ist das sehr mühsam. Außerdem ist der Fels sehr rau und wir haben ein wenig Angst um unsere Ausrüstung, wir brauchen es noch eine Zeit lang. Trotzdem ist es ein schönes Erlebnis, aber das nächste Mal, ganz sicher ohne Rucksack.
Der kurze Abstecher danach zu den Wandmalereien hat sich nicht gelohnt. Der Boardwalk ist zwar im Schatten, aber das wars auch schon.
Weil wir noch nicht genug Fotos von roten Felsen haben, fotografieren wir in der Nachmittagssonne noch die Fluted Wall, bevor wir den Capitol Reef endgültig verlassen. Morgen gehts weiter ein Stück nach Süden.