22. September 2019
Wir haben mittlerweile einen Nationalparkrhythmus: Anfahrt und erste Besichtigung, dann Quartier beziehen und zwei Tage Wandern. Genauso haben wir es auch beim Bryce Canyon vor.
An den täglichen Sonnenschein haben wir uns auch schon gewöhnt. Wir können uns gerade gar nicht vorstellen, wie es ist, wenn es wieder einmal regnet. Nach unserem Motelfrühstück im Zimmer geht es los. Trotz Sonnenschein ist es in den letzten Tagen ein wenig kühler geworden, die Nächte sind sowieso sehr frisch hier. Wir sind schließlich immer noch auf über 1700m Seehöhe. Aber Temperaturen um die 20 Grad sind perfekt zum Motorradfahren und auch perfekt zum Wandern.
Das Gefühl für die Wochentage haben wir auch verloren. Weil hier die Geschäfte meistens täglich offen haben, ist es für uns praktisch egal, welcher Tag gerade ist. Ein sehr angenehmes Gefühl, nicht im Wochentakt gefangen zu sein.
Die Strecke entlang der UT12 ist landschaftlich wieder schön und auch abwechslungsreich zum Motorradfahren. Aber kann bitte irgendwer den AutofahrerInnen hier das Kurvenfahren lernen?! Geradeaus wird Gas gegeben und dann wird das Auto fast auf Händen durch die Kurven getragen. Überholen ist da fast unmöglich;)
Trotzdem sind wir schnell an der Kreuzung, an der es zum Bryce Canyon geht und wollen die Straße einmal abfahren und uns einige Viewpoints ansehen. Vorher brauchen wir aber noch einen Kaffee, am besten in der Sonne. Wir landen im Best Western Ruby’s Inn. Die Sonnenterrasse ist zwar fast leer, dafür spucken Reisebusse im 10-Minutentakt Ladungen mit Touristen aus. Das Ruby’s Inn ist nämlich nicht nur Hotel, Restaurant und Grocery, sondern auch ein riesen Merchandising Shop. Und hier werden die „Massen“ durchgeschleust. Schon bevor wir in den eigentlichen NP kommen, ist uns klar: der Bryce Canyon ist mehr als gut besucht. Laut Wikipedia 2,6 Mio Besucher jährlich. Damit schafft er es aber nicht einmal unter die Top 10 der am meisten besuchten NPs der USA. Der Zion NP ist Nr 4, und Grand Canyon Nr 2. Wir sind schon gespannt, wie es dort zugeht.
Trotz der vielen Autos, kommen wir zügig durch die Kontrolle am Parkeingang und bleiben bei ein paar Viewpoints stehen. Alle Parkplätze sind fast voll, da haben wir mit dem Motorrad einen großen Vorteil. Wir finden immer einen Platz zum Stehenbleiben. Die Ausblicke sind schon von der Straße und den Viewpoints aus wahnsinnig schön und beeindruckend. Die Vorfreude auf unsere Wanderungen steigt gerade rapide an. Bei einem der Viewpoints treffen wir auf einen Neuseeländer, der in den USA eine Harley gekauft hat und damit unterwegs ist. Nach seinem Urlaub möchte er sie mit nach Hause nehmen und in Neuseeland importieren.
Nach der Überblicksbesichtigung des Bryce Canyons gehts weiter, ein Stück westwärts, nach Panguitch, zu unserem Quartier. Wir finden die Adresse gleich. Aber es ist niemand da und via booking.com haben wir auch keine Informationen zum Check-In erhalten. Hannes versucht zu telefonieren, er erreicht aber niemanden. Auf der Straße einfach stehen bleiben wollen wir nicht, also fahren wir ins „Zentrum“, um die Angelegenheit in einem Cafe zu klären. Aber hier werden wir dann doch wieder an den Wochentag erinnert. Es ist Sonntag und fast alles (soviel gibt’s eigentlich gar nicht) hat überraschenderweise zu. Trotzdem gibts ein nettes Cafe, wo wir eine Kleinigkeit essen, und Hannes telefonisch und via SMS doch den Check-In klären kann. Wir waren beim richtigen Haus, unser Zimmer ist aber in dem Garagengebäude dahinter.:) Das hört sich jetzt unattraktiv an. Aber in Wirklichkeit haben wir ein sehr nettes kleines Apartment, das super ausgestattet ist. Es gibt sogar wieder einen Gasgriller und einen Tisch im Freien.
23. September 2019
Weil gestern das Lebensmittelgeschäft nicht geöffnet war, geht Hannes tapfer um 8 Uhr für das Frühstück einkaufen. Hannes kann an der Fleischtheke nicht widerstehen und hat gleich auch noch zwei Steaks zum Grillen für den Abend mitgebracht.
Weil für heute Nachmittag Wolken und eventuell Schauer angesagt sind, haben wir uns den Peekaboo Trail (das soll der schönste Weg sein) für Morgen aufgehoben und wollen heute den Fairytale Trail im benachbarten Tal gehen um am frühen Nachmittag wieder zurück zu sein. Vielleicht schafft Hannes heute endlich seinen Friseurtermin.
Wieder sind schon viele Leute unterwegs und der Parkplatz ist voll. Aber kaum sind wir einige Minuten auf dem Trail unterwegs, wird es deutlich ruhiger. Es sind zwar im Unterschied zum Canyonlands oder Capitol Reef mehr Leute wandern, trotzdem ist es noch angenehm ruhig.
Der Trail führt durch den Canyon und dann am Schluss ein Stück am Rim entlang. Bevor wir gestern in den NP gekommen sind, waren wir ein wenig skeptisch. Wir haben jetzt ja schon viele „rote Felsen“ gesehen. Aber heute sind wir total begeistert. So viele schöne Ausblicke, es ist einfach unglaublich und wir machen gefühlt hunderte Felsenfotos, weil es uns immer wieder aufs Neue begeistert.
Es ziehen zwar ein paar Wolken auf, die Regenschauer bleiben aber zum Glück aus. Nach der tollen Wanderung lassen wir den Tag gemütlich beim Grillen ausklingen. Mit dem Friseur hat es bei Hannes leider wieder nicht geklappt.
24. September 2019
Heute steht die Kombination Navajo und Peekaboo Trail auf dem Plan. Tatsächlich stimmt die Wetterprognose und es ist ein herrlich schöner Tag.
Beim Parkplatz und auf dem ersten Stück des Navajo Trails ist sehr viel los. Bei dem Stimmengewirr und Gewusel der Leute, fühlen wir uns ein wenig wie auf dem Jahrmarkt. Erst ganz unten im Canyon wird es endlich ruhiger. Wieder haben wir permanent traumhafte Ausblicke. Wir können uns gar nicht sattsehen. Wir fotografieren jeden Ausblick aufs Neue, obwohl wir sicher schon genug Fotos von roten Felsnadeln und Felswänden haben. Aber das ist Teil des Genusses.
Nach der Runde setzen wir uns noch ans Rim zum Lesen. Wir halten es aber nicht allzu lang aus, hier ist es wieder sehr turbulent. Immer wieder kommen Bussladungen mit Touristen und die wollen alle ihre Fotos genau bei uns machen (kleine Übertreibung).
Trotz der vielen Leute, hat uns der Bryce Canyon von allen NPs bisher am Besten gefallen.
Am Abend gibt es noch eine kleine Überraschung. Plötzlich dreht sich das Schloss und eine siebenköpfige Indische Familie schaut in unser Apartement. Sie haben über Airbnb das Haupthaus gemietet und suchen die Waschmaschine. Irgendwie schräg, dass sie auch unseren Türcode haben. Aber nicht weiter schlimm, wir fahren morgen sowieso weiter.