🇺🇸 Tag 56 bis 58 – Im Vergnügungspark

25. September 2019

Momentan gehts von einem Nationalpark zum nächsten. Weit auseinander liegen sie hier auch nicht, also haben wir wieder einen kurzen Fahrtag. Nachdem uns der Bryce Canyon so begeistert hat, sind wir schon gespannt, was der Zion zu bieten hat. Die große Anzahl an Besuchern lassen Hannes ein wenig skeptisch sein.

von Panguitch nach Hurricane – 167km

Unterwegs sehen wir nicht viel. Was uns auffällt, sind die vielen toten Tiere, die von Fahrzeugen getötet wurden und neben der Straße verrotten. Meistens sind es Rehe, aber ab und zu liegt auch ein Waschbär, oder ein anderes nicht mehr identifizierbares Tier da. Soviele Kadaver haben wir bisher nirgendwo gesehen. Das drückt ein wenig aufs Gemüt beim Fahren.

ein Laden an der Straße

Schon 50km vor Orderville sehen wir eine Werbung für eine deutsche Bäckerei am Straßenrand. Das können wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Wir vermissen sowieso schon die ganze Zeit ein ordentliches Brot oder Gebäck. Die Bäckerei ist nicht zu übersehen und liegt direkt an der Straße.

Wir machen Pause, trinken Kaffee auf der Terrasse und kaufen Semmel und Weckerl. Der Kaffee ist ein ganz normaler „amerikanischer“ Kaffee, also eine Enttäuschung. Und das Gebäck, das wir dann am Abend probieren, ist zwar besser als alles was in den USA bekommen haben, kann aber nicht mit heimischem Gebäck mithalten. Trotzdem ist es eine gute Abwechslung.

Ab der Abzweigung auf die UT9 wird es landschaftlich noch schöner und die Straße interessanter. Bald sind wir beim Eingang zum Nationalpark und hier ist es relativ ruhig, es sind nur wenige Autos vor uns. Wie sich später herausstellt, täuscht der Eindruck.

Der Asphalt ist hier passenderweise auch rot gefärbt. Bald sind wir beim Mount Carmel Tunnel und müssen warten. Die Fahrzeuge werden aus beiden Fahrtrichtungen abwechselnd durch den Tunnel geschickt, obwohl es zwei Fahrspuren gibt. Aber vorsichtig sind sie, die US-Amerikaner. Vor uns hat sich schon eine kleine Schlange gebildet und wir warten geduldig. Nach dem Tunnel geht’s in Serpentinen in den Canyon hinunter. Wir zockeln langsam hinter den Autos her. Auf den Parkplätzen bei den Lookouts stehen jetzt viele Fahrzeuge und es wird immer voller. Unser Plan, heute wieder durch den ganzen Park zu fahren, müssen wir auch streichen, weil die kurze Scenic Route im Canyon gesperrt ist. Es dürfen nur Fahrzeuge zur Zion Lodge und die Shuttle Busse reinfahren.

Wir überlegen kurz einen Stop beim Visitor Center zu machen und uns umzusehen. Es ist aber extrem viel los und Hannes gibt entnervt auf. Also fahren wir schon am frühen Nachmittag in unser Airbnb in Hurricane weiter. Viel näher, weil direkt beim NP Eingang, liegt Springdale, aber hier war nichts Leistbares zu bekommen. Dabei sehen wir beim Durchfahren, ein Hotel nach dem anderen, und der Ort ist lange. Der erste Eindruck vom Zion hat uns nicht so recht überzeugt.

Hannes macht sich in Hurricane wieder auf die Suche nach einem Friseur. Nach ein paarmal Fragen in verschiedenen Läden, gibt es endlich einen Termin, auch für Andrea. Wir müssen dafür am Abend noch lange im Laden warten, bis wir schließlich drankommen, aber jetzt haben wir das endlich erledigt 🙂

Weil wir so lange warten mussten, gehen wir die knapp zwei Kilometer vom Friseur im Dunkeln zu Fuß nach Hause. Das ist hier absolut unüblich und irgendwie ein komisches Gefühl. Wir kommen aber gut in unserem Luxus Airbnb an. Wie die meisten Häuser hier, hat es einen perfekt gepflegten Rasen vor dem Haus. Wir fragen uns immer wieder, woher so viel Wasser für die ganze Bewässerung kommt.

wir haben aber nicht das ganze Haus 😉

26. September 2019

In der Früh gibts leider gleich schlechte Neuigkeiten. Andrea geht es nicht so gut und sie wird heute im Zimmer bleiben. Also verschieben wir die Wanderung zu Angels Landing auf Morgen, hoffentlich ist sie bis dahin fit!

Damit die Kraft für den Tag ausreicht, macht sich Hannes ein ordentliches Frühstück, bevor er alleine loszieht.

Hannes möchte den kurzen Overlook Trail gehen und sich dann Narrows ansehen. Also wieder durch den Mt Carmel Tunnel durch. Die Parkplätze beim Overlook Trail sind natürlich schon komplett voll. Aber wie gesagt, mit einem Motorrad findet man immer einen Platz. Der Weg ist recht nett, aber auch recht kurz.

am Weg zum Zion Overlook

Dafür hat Hannes einen schönen Ausblick auf einen Teil des Canyons und auf die Serpentinen, die er gerade hochgefahren ist.

Ausblick vom Zion Overlook
Mt Carmel Highway im Zion NP

Es geht wieder zurück durch den Tunnel und die Serpentinen runter. Hannes möchte gerne ein paar Motorräder in einer Kurve fotografieren und postiert sich an einer günstigen Stelle. Nach zehn Minuten ist es mit der Geduld zu Ende, genau jetzt kommen nur Autos. Dann wird eben nur die Straße fotografiert.

Am Visitor Center geht es mit dem Bus durch den restlichen Canyon bis ganz nach hinten. Schon im Bus ist klar, hier ist man nicht alleine. Viele Leute sind mit den passenden Neoprenschuhen fürs Wasser ausgerüstet. Hannes ist mit Sandalen unterwegs. Zuerst gehts am Riverside Walk entlang des Flusses bis zur Einstiegsstelle für die Narrows. Die Rock Squirrels entlang des Weges sind ziemlich zutraulich und überhaupt nicht mehr scheu. Was haben wir uns bisher für ein Foto geplagt und jetzt laufen sie neben dem Weg mit.

Zutrauliche Rock Squirrels entlang des Weges
Einstieg zu den Narrows

Es beginnt gleich mit einer Flussdurchquerung, bevor es ein kurzes Stück am anderen Ufer weitergeht und ab dann verläuft der „Weg“ praktisch nur mehr im Wasser. Der Fluss ist recht frisch und die Zehen von Hannes fühlen sich bald taub an. Es sind aber eindeutig viel zu viele Leute hier. Mit viel Geduld kann man ein paar Fotos (fast) ohne Menschen machen. Aber nach ein paar Biegungen gibt Hannes auf und kehrt um.

Die Sandalen sind jetzt wenigstens frisch gewaschen.

27. September 2019

Leider geht es Andrea immer noch nicht gut genug für eine Wanderung. Sie scheint doch einen leichten Virus erwischt zu haben. Zum Glück hat es Andrea in diesem Quartier erwischt, hier haben wir ein großes Zimmer und es gibt Netflix am Fernseher. Zumindest ein klein wenig Abwechslung.

von Hurricane in den Zion NP – 80km

Für Hannes gehts wieder alleine zum Zion NP. Es ist kaum zu glauben, heute ist noch mehr los als gestern. Schon am Gate gibt es zwei Schlangen mit locker 50 Autos. Und auch beim Visitor Center stehen die Leute Schlange um in den Shuttle Bus zu kommen. Obwohl die Busse jetzt am Vormittag mindestens im 5 Minuten-Takt fahren.

Warteschlange bei den Shuttle Bussen

Irgendwie hat der ganze Nationalpark die Atmosphäre eines großen Vergnügungsparks. Im Shuttle werden die Attraktionen angesagt und alles ist US-like beschildert und ausgebaut. So auch der erste Teil des Weges zu Angels Landing, zwei Drittel des Weges sind asphaltiert bzw betoniert. Es geht zwar stetig steil bergauf, aber das hält die Leute nicht auf, in Massen nach oben zu wollen. Wenigstens entdeckt Hannes unterwegs die erste Tarantel auf der Reise.

Tarantel – ein Fuß ist lädiert

Nach der Kreuzung mit dem West Rim Trail geht es in die Felsen weiter rauf. Der Weg ist sehr gut mit Ketten abgesichert. Und das ist auch gut so. Hannes hat am meisten davor Angst, dass jemand ausrutscht und auf ihn drauffällt. Immer wieder muss er warten und eine runterkommende Gruppe vorbeilassen. Trotz der guten Sicherungen sollte man aber keine Höhenangst haben. Es geht links und rechts einige hundert Meter senkrecht runter.

Ganz oben wird Hannes mit traumhaften Ausblkicken belohnt, die wirklich die Mühe und die vielen Leute wert sind. Man kann den Großteil des Zion Canyons überblicken.

am Weg zu Angels Landing – Blick zurück
über den Rücken führt der Weg nach oben zu Angels Landing
Blick talauswärts
links hinten beginnen die Narrows

Am Rückweg muss Hannes jetzt doch einmal ein Historical Landmark dokumentieren. Diese Schilder haben wir schon in Alaska gesehen und sie begleiten uns während der gesamten Fahrt durch die USA. Sie stehen, so wie dieses, meistens mitten im Nirgendwo und beschreiben irgendwas (für uns) relativ Bedeutungsloses. Zu Beginn haben wir noch angehalten und uns gewundert, dass weit und breit nichts Interessantes ist.

Historical Landmark
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