1. November 2019
Heute ist der Día de los muertos, einer der wichtigsten Feiertag in Mexiko, an dem der Toten gedacht wird. An diesem Tag kommen die Verstorbenen die Lebenden besuchen und feiern gemeinsam. In vielen Orten verkleiden sich die Leute dazu als Skelette bzw. schminken sich Todesmasken ins Gesicht. Bevor wir losgefahren sind, dachten wir, dass wir um diese Zeit schon am Festland wären und hätten uns eine größere Stadt ausgesucht. Auf der Baja haben wir uns für Todos Santos entschieden. Es ist so wie Loreto ein Pueblo Magico, also nehmen wir an, dass es dort nett sein wird.
Von El Centenario nach Todos Santos ist es quasi nur ein Katzensprung. Also bleibt genug Zeit um vorher noch kurz zu dem großen Walmart in La Paz vorbeizuschauen. Andrea ist immer noch auf der Suche nach Schwarztee, nachdem der offene Tee aus Loreto nicht so richtig schmecken will. Der Abstecher hat sich ausgezahlt und Andrea ist wieder für einige Tage mit Tee versorgt.
Laut Airbnb können wir unser Quartier um 15:00 beziehen. Also drehen wir eine kleine Runde in Todos Santos. Auf den ersten Blick ist der Ort nicht so schön wie Loreto. Bei einem Mittagssnack haben wir Wifi und fragen im Quartier an, ob wir eventuell schon eine Stunde früher kommen können. Nein geht nicht, es wird noch hergerichtet. Was das heißt, erfahren wir ein wenig später.
Wir bleiben also noch sitzen und vertreiben uns die Zeit bis wir uns auf die Suche nach dem Quartier machen. Das stellt sich als gar nicht so einfach heraus. Dort wo uns Google Maps hinführt ist kein Quartier. Wir fahren in die Nachbarstraße, und fragen ein paar Leute. Niemand kennt die Namen bzw weiß etwas von dem Quartier. Also erkundet Hannes nochmal zu Fuß die Gegend und sieht zufällig ein Auto aus Kalifornien bei einem Haus im Garten. Nach kurzer Frage, ist klar das kleine Nebengebäude ist unsere Bleibe.
Ein älteres Paar ist zuständig, und noch am Putzen. Es ist zwar 15:00 aber das Quartier ist alles andere als fertig. Wir sind angeblich die ersten Gäste der Saison und es sieht einfach (noch) nicht bewohnbar aus. Alte Wäsche hängt herum, und es stinkt nach Gift, das gerade überall im Häuschen versprüht wurde (drei Ventilatoren geben ihr Bestes). Ein Blick auf den Boden macht klar warum. Es geht um Kakerlaken.
Vor der Küche (Eingang von Außen) ist ein regelrechter Friedhof von den Viechern. Und ein paar Kakerlaken kriechen auch drinnen noch herum. Wichitge Info für Tierliebhaber: falls jemand die asiatischen Kakerlaken kennt, die sind kleiner als die amerikanischen. Hannes holt Andrea und wir beratschlagen, was wir tun wollen. Wir haben irgendwie keine Lust in diesem Kakerlakennest zu bleiben. Wir fahren ein Stück Richtung Ort und suchen nach Alternativen. Ein kleines Hotel hätte ein Zimmer, allerdings nur für eine Nacht, und zum fast doppelten Preis. Der Hoteleigentümer meint auch, dass im Ort alles ausverkauft ist, weil es morgen ein Konzert von Emmanuel, einem mexikanischen Star in Todos Santos gibt. Also fahren wir wieder zurück und checken, wie es jetzt aussieht. Es ist mittlerweile nach 16:00 und immer noch nicht fertig. Wir bekommen auch mit, dass die Amerikaner vom Haupthaus auch wieder abgereist sind, scheinbar haben sie etwas Ähnliches erlebt, obwohl das Haupthaus deutlich besser aussieht.
Letztendlich beschließen wir aber zu bleiben, wir wollen ja zwei Nächte bleiben, damit wir das Konzert hören können. Wir gehen Lebensmittel einkaufen und als wir zurückkommen, es bereits nach 17:00 Uhr, sieht es jetzt schon einigermaßen hergerichtet aus. Der Kakerlakenfriedhof vor der Küche ist immer noch da. Kleiner Spoiler: er bleibt auch während der zwei Tage, die wir hier sind. Wir haben sogar noch ein paar weitere darin bestattet. Unser erster Reinfall mit einem Airbnb Quartier, obwohl es sicher eins von den teureren Quartieren war.
Wir packen schnell aus und gehen dann zu Fuß eine knappe halbe Stunde in den Ort. Auf der Plaza finden die Feierlichkeiten des Día de los muertos statt. Es ist recht überschaubar, aber wir sehen ein paar sehr gut geschminkte Leute. Mindestens die Hälfte der Geschminkten sind US-Amerikanerinnen. Es tummeln sich überhaupt sehr viele Leute aus den USA herum, ähnlich wie in Loreto.
Auf der Plaza wird auch schon fleißig an der Bühne für das Konzert morgen gebaut. Die Lichtanlage die aufgebaut wird ist enorm. Wir haben zwar vorher noch nie etwas von einem Emmanuel gehört, nach einem Check im Internet ist klar, dass er in Mexiko ein Superstar ist.
Wir holen uns ein Bier und setzen uns auf die Plaza und sehen dem Treiben zu. Später gibt es noch eine Show mit einem Feuerkünstler und dann löst sich die Menge langsam auf. Wir brechen wieder auf und werden von einem Kellner eines Lokals mit dem Auto mitgenommen und in die Nähe unserer Straße gebracht. Im Nachhinein waren es wahrscheinlich ein wenig leichtsinnig in der Nacht mit einem Fremden mitzufahren 🙂
2. November 2019
Wir haben die erste von zwei Nächten ganz gut überstanden. In der Früh gleich einmal der Blick in die Küche. Hannes muss zwei etwas angeschlagene Kakerlaken entfernen, dann können wir unser Frühstück machen. Die Espressokanne ist leider undicht, also muss Hannes zu seinem Leidwesen auf Kaffee verzichten.
Später machen wir einen ausgedehnten Strandspaziergang. Das ist hier ziemlich anstrengend, weil die letzten paar Meter vor dem Wasser nicht flach sind und es tiefen Sand gibt. Außerdem ist die Brandung sehr stark mit teilweile 2 Meter hohen Wellen. Im Gegensatz dazu sieht das Wasser auf dem Foto sehr harmlos und fast ruhig aus.
Wir gehen bis zur Aufzuchtstation für Meeresschildkröten. Hier werden Eier in einem geschützten Bereich im Sand ausgebrütet und vor Räubern geschützt. Es sieht sehr unspektakulär aus und für die Jungtiere sind wir mindestens ein Monat zu früh dran – leider!
Am Nachmittag gehen wir nochmal ins Zentrum von Todos Santos. Heute am Abend ist das Konzert von Emmanuel und wir wollen zumindest vorbeischauen und ein wenig zuhören.
In der Hauptstraße befindet sich das Hotel California im Kolonialstil. Dieses Hotel wird von einigen fälschlicherweise für das Hotel gehalten, das die Eagles in ihrem Lied besingen. Es gab sogar einen Rechtsstreit zwischen der Band und dem Hotel. Wir waren aber viel mehr von einem Sushi Lokal angetan, das in derselben Straße liegt. Interessanterweise haben wir in Mexiko schon ziemlich viele Sushi Lokale gesehen. Gefühlt sind das die meisten Lokale mit nicht-mexikanischer Küche.
Wir schlendern zur Plaza und sehen schon von weitem, dass es eine sehr lange Schlange von Leuten gibt, die sich knapp 2h vorher bereits für das Konzert angestellt haben. Wir dachten naiverweise, dass es frei zugänglich ist, weil es auf der Plaza dirket vor der Kirche ist. Aber hier in Mexiko ist das kein Problem, der gesamte Bereich ist rundherum abgesperrt. Niemand kann an diesem Abend zur und in die Kirche. Karten wollen wir uns für Emmanuel nicht kaufen, geschweige denn 2h anstellen. Wir haben in ein paar Lieder reingehört und das ist eindeutig nicht unser Stil, zu schmalzig.
Den Rückweg legen wir heute zu Fuß zurück. Wir haben uns fix vorgenommen nicht mehr mit fremden Menschen am Abend mitzufahren. Wir setzten uns zum Lesen raus und müssen uns natürlich mit Insektenschutz einsprühen. Noch nie auf unseren Reisen haben wir derart viele Stechmücken erlebt, wie hier auf der Baja. Es gibt aber nicht nur die harmlosen Bobos, wir sehen tagsüber auch Tigermücken. Obwohl wir recht gut achtgeben, haben wir schon viele Stiche bekommen.
Später bekommen wir noch Besuch von einer süßen schwarzen Katze, die ziemlich auf Hannes abfährt und sich gerne streicheln lässt. Sie inspiziert unser Quartier und ist überhaupt nicht schreckhaft.