19. November 2019
Wir frühstücken nocheinmal zusammen mit Antonia, Miguel und Santiago, bevor wir uns von der Familie verabschieden. Santiago war beim Abschied nicht mehr dabei, er musste schon vorher in den Kindergarten.
Unser heutiges Ziel ist Tamasopo, es liegt im Bundesstaat San Luis Potosi im Regenwald. Wir freuen uns schon auf das saftige Grün. Zumindest hoffen wir, dass es so ist. Wir haben eine längere Strecke vor uns, aber die erste Hälfte führt uns auf gut ausgebauten Straßen eher geradlinig voran.
In der Nähe der Stadt San Luis Potosi kommen wir auf die Carretera 70 und ab hier wird es landschaftlich immer besser. Es geht auf vielen Kurven durch die Berge und die Vegetation ändert sich zunehmend. Alles wird saftiger und das Grün wird satter. Es ist sehr wenig Verkehr und die Straße ist in einem sehr guten Zustand.
Pause machen ist, wie bisher auf den meisten Straßen, auch hier eine kleine Herausforderung. Dort, wo wir neben der Straße stehenbleiben können, ist es meist mit Mülle verdreckt und wir können uns nirgends hinsetzen. Wir nehmen also auch heute wieder eine leere Busstation in Beschlag. Da gibt es zumindest eine Bank zum Sitzen.
Die letzten paar Kilometer gehts bergab in die kleine Stadt Tamasopo. Wir beziehen unser Airbnb, das dieses mal in einem größeren Haus ist, in dem drei Quartiere vermietet werden. Außer uns ist nur eine mexikanische Familie im Erdgeschoß, die sich aber praktisch nicht sehen lassen. Wir haben also fast das ganze Haus für uns.
Beim Rundgang im Ort merken wir die hohe Luftfeuchtigkeit hier. Alles ist ein wenig feucht. Und es ist komplett leer, was Touristen betrifft. So wirkt der Ort sehr beschaulich und fast ein wenig ausgestorben. Im Sommer muss hier die Hölle los sein, wenn die Massen zu den Wasserfällen strömen. Zumindest lassen das die vielen Läden vermuten, in denen man Badeausrüstung und insbesondere Badeschuhe kaufen kann.
20. November 2019
Zwei Programmpunkte haben wir uns für heute vorgenommen. Zuerst wollen wir zu den Wasserfällen gehen und anschließend zur Puente de dios. Beides werden wir zu Fuß machen, wir brauchen sowieso die Bewegung als Abwechslung zum Fahren.
Wir kommen am Hauptplatz vorbei und werden daran erinnert, dass heute der „echte“ Tag der Revolution ist. Der gesetzliche Feiertag war zwar schon am Montag, aber heute wird trotzdem nocheinmal gefeiert. In dem kleinen Tamasopo befindet sich gerade ein Gutteil der Bevölkerung hier am Hauptplatz und sieht den Aufführungen der Kinder zu. Wir sind von den farbenfrohen Kostümen und den Kindern begeistert und sehen uns auch ein paar nette Vorführungen an.
Wir können uns fast nicht losreißen, müssen aber, sonst schaffen wir unsere zwei Programmpunkte heute nicht. Der Weg zu den Wasserfällen ist nicht besonder aufregend, es geht an der Straße entlang, bis wir beim Eingang sind, wo wir 50 Pesos pro Person Eintritt zahlen.
Wir haben im Internet einige Fotos gesehen, wo Massen von Leuten im Wasser bei den Wasserfällen gestanden sind. Heute ist es zum Glück anders. Es ist gerade einmal eine Handvoll Leute hier und wir können den schönen Platz richtig genießen. Er erinnert uns irgendwie an den Kuang Si Wasserfall in Laos. Natürlich gehen wir auch ins Wasser und frischen uns unter einem der Wasserfälle ab – herrlich!
Am Himmel ziehen wieder Wolken auf und wir brechen zu unserem zweiten Ziel auf. Wir hoffen darauf, dass es zumindest nicht regnet. In den letzten Tagen sind am Nachmittag dichte Wolken über die Berge gezogen. Bis jetzt ist es aber trotzdem immer trocken geblieben.
Wir müssen wieder zurück nach Tamasopo und von dort ein wenig bergauf Richtung Nordwesten. Dieser Weg führt zwar auch entlang einer kleinen Straße, ist aber ungleich schöner und es gibt praktisch keinen Verkehr hier.
Der Parkplatz bei Puente de Dios ist fast ganz leer und fast alle Stände haben geschlossen. Wir gehen bis zum Eingang und bezahlen wieder 50 Pesos Eintritt wie bei den Wasserfällen. Zuerst müssen wir Bahngleise überqueren bevor es über Stufen steil nach unten zum Fluss geht. Die Luft wird immer feuchter und wir befürchten schon, dass wir von Insekten „zerstochen“ werden. Zum Glück sind hier aber gar keine Stechmücken.
Weil wir unsere Wertsachen nicht in einem offenen Fach ablegen wollen, während wir in den Fluss schwimmen gehen, beschließen wir, dass Andrea startet. Hannes überlegt noch, ob er überhaupt ins Wasser gehen will. Wir borgen uns eine Schwimmweste aus (die ist Pflicht, wenn man hier ins Wasser will) und Andrea ist bereit für die Fluten.
Die Strömung ist im Fluss ziemlich stark, und nach der Grotte (unter der Puente de Dios) gibt es bald wieder ein paar Stromschnellen. Es sind aber Seile im Wasser befestigt, an denen man sich sehr gut festhalten und rausziehen kann. Das Wasser ist überraschenderweise gar nicht kalt.
Andrea ist vom Schwimmen extrem begeistert. Obwohl keine Sonne scheint, leuchtet das Wasser türkis und ist extrem klar. Nach zwei Runden von Andrea, ist Hannes an der Reihe, er hat es sich doch anders überlegt und beschlossen auch ins Wasser zu gehen. Also kann das Unglück seinen Lauf nehmen.
Hannes springt von einem Felsen ins Wasser und will seine Runde auf unserer GoPro festhalten. Blöderweise rutscht ihm die GoPro beim Eintauchen aus der Hand. Und weg war sie. Hannes versucht zwar noch sie wieder zu finden, aber bei der Strömung gibt es keine Chance. So ein Riesen Ärgernis. Wir haben einige Videos auf der Speicherkarte, die wir noch nicht kopiert hatten. Leider auch unsere Schnorchelvideos von der Baja. Hannes ist den Rest des Tages ziemlich zerknirscht.
Wir machen uns auf den Rückweg nach Tamasopo und Essen unser erstes Pollo Asado in einem kleinen Laden am Ortsrand.
21. November 2019
Auch wenn es unter dem Dach schon zu modern beginnt, hatten wir in Tamasopo ein sehr schönes und bequemes Quartier. Wie gesagt, mit dem Glück, dass sonst niemand auf unerem Stockwerk war und wir deshalb das Badezimmer nicht teilen mussten.
Wir haben heute nur eine kürzere Etappe vor uns und wir bleiben noch im subtropischen Regenwald. Die Vegetation und die Landschaft gefallen uns hier extrem gut. Das Ziele ist Xilitla, eine kleine Stadt in den Bergen bei der es einen Park mit surrealen Betonskulpturen gibt. Wir genießen die Fahrt auf der wunderschönen Straße und können uns gar nicht satt sehen. Einzig die Topes nerven immer wieder und stören den Genuss beim Fahren.
In einem Tal fahren wir durch ein kleines Dorf mit vielen Blumenständen links und rechts der Straße. Momentan werden hier überall Weihnachtssterne, die hier Noche Buena heißen, verkauft.
Xilitla liegt auf einem Berghang mit extrem steilen Verbindungsstraßen. Das Navigieren durch die Stadt macht keinen Spaß, weil es zusätzlich Einbahnstraßen gibt. Außerdem haben wir heute noch kein Quartier vorgebucht und müssen uns daher durchfragen. Wir drehen eine Runde und fragen bei einem kleinen Hotel etwas außerhalb des Zentrums. Wichtig ist vor allem auch der sichere Abstellplatz für das Motorrad.
Wir haben gleich beim ersten Anlauf Glück und bekommen ein günstiges Zimmer. Wir sind hier die einzigen Gäste, auch in Xilitla ist um diese Jahreszeit nichts los. Das Motorrad dürfen wir auf die Terrasse stellen. Dafür räumt der Wirt alle Tische und Sessel beiseite und Hannes kann direkt vor dem Wohnzimmer des Wirtes einparken. Wir checken ein und machen uns gleich auf den Weg zum Skulpturengarten, der nur ca 20 Minuten Fußweg entfernt liegt.
Ein britischer Milliardär, Edward James, hat hier sein ganzes Vermögen in einen Park mit Betonskulpturen und kleinen Gebäuden im subtropischen Regenwald investiert. Sehr schräg und wir sind gespannt. Der Eintritt kostet 75 Pesos pro Person und wir sind die einzigen an der Kasse, kein Anstellen und Warten. Wir haben in einem Bericht von einer Warteschlange mit Anstellzeiten von über zwei Stunden gelesen.
Der Park ist extrem verwunschen und wirklich sehr schräg. Alles ist komplett verwachsen, mit Moos überzogen und modert im feuchten Klima vor sich hin.
Im hinteren Teil gibt es noch einen Fluss, der über einen Wasserfall in den Park fließt und dann über mehrere Staustufen in Becken durch den Park fließt. Diese Becken werden von Einheimischen zum Baden genutzt. Heute war es uns aber nicht warm genug um ins Wasser zu gehen. Obwohl wir wegen der Luftfeuchtigkeit schwitzen.
Wir sind von dem Park ziemlich begeistert und können ihn allen empfehlen, die hierher in die Nähe kommen.
Zum Ausklang des Tages gehen wir noch eine Runde durch die Stadt. Es wirkt alles friedlich und sehr beschaulich, obwohl auch in der Dunkelheit immer noch recht viele Menschen unterwegs sind. In den Bäumen tummeln sich die Vögel in der Dämmerung und machen ordentlich Lärm.