22. November 2019
Kaum haben wir uns an das saftige Grün gewöhnt, fahren wir auch schon wieder weiter und zurück in das eher trockene, wüstenähnliche Hochplateau. Heute Nacht ist zum ersten Mal ein T-Shirt das wir am Vorabend gewaschen haben nicht ganz getrocknet. Also muss der Ventilator noch ein wenig arbeiten, während wir einpacken und uns abreisefertig machen.
Ein Nachteil in Hotelzimmern ist, dass wir uns das Frühstück nicht selber machen können und in einem Lokal frühstücken müssen. Das ist auf Dauer einfach zu üppig und Andrea mag die Frijoles nicht zum Frühstück essen (sonst auch nicht).
Nach der Kalorienbombe geht es frisch gestärkt los. Heute fahren wir nach Huichapan, das wir nur als Zwischenstopp ausgesucht haben, weil uns der Weg bis zu den Pyramiden in Teotihuacan für einen Fahrtag zu weit war.
Wieder geht es auf einer traumhaften Straße durch die Berge. Während es anfangs noch Regenwald gibt, ändert sich die Vegetation sukzessive bis wir schließlich wieder trockene, wüstenartige Landschaft um uns haben. Die Gegend rund um Xilitla und Tamasopo haben uns wirklich gut gefallen. Wir stehen eindeutig eher auf grüne Vegetation als auf Wüste.
Die Landwirtschaft ist manchmal noch extrem einfach und wir haben das Gefühl, die Zeit ist hier seit langem stehengeblieben. Wir sehen einen Bauern, der sein Feld noch mit zwei Ochsen bearbeitet. Für uns ist das ein komplett ungewohnter Anblick. Es ist hier aber nicht alles wie aus längst vergangenen Zeiten. Die Tankstellen, z.B., sind sehr modern und ein richtiger Kontrast dazu.
Nach den Bergen kommen wir durch ein paar kleinere Städte. Bei den Topes oder wenn es Ampeln gibt, auch dort, gibt es immer wieder Händler, die Obst, oder irgendwelche Kleinigkeiten verkaufen. Manchmal bieten auch Windschutzscheibenputzer ihr Service an. Am Motorrad werden wir zum Glück aber nicht als Zielpublikum angesehen und somit praktisch nie angesprochen. Eine neue Variante sehen wir heute an einer Ampel. Ein Breakdancer liefert während einer Rotphase eine Performance mitten auf der Kreuzung ab. Dafür hat er einen großen Lautsprecher aufgebaut aus dem der Bass wummert während er tanzt. Ziemlich spektakulär und sehenswert.
In Huichapan beziehen wir unser Airbnb, das eher am untersten Ende unserer Beliebtheitswertung der Quartiere rangiert. Im Zimmer stinkt es penetrant nach Putzmittel und das Bett fällt fast auseinander. Bevor wir uns überhaupt hinsetzen können, muss Hannes zwei Füße, die neben dem Bett liegen, wieder befestigen. Außerdem spüren wir jede Eisenfeder der durchgelegenen Matratze, das wird eine harte Nacht. Die Vermieterin fragt uns dann noch, ob wir Handtücher und warmes Wasser wollen. Ja, hätten wir gerne. Das einzig Positive am Quartier ist, dass das Motorrad hinter einem versperrten Tor steht und das WIFI gut ist.
Damit wir rauskommen, spazieren wir noch durch den Ort, der aber nicht wirklich viel hergibt. Es gibt die obligate Kirche mit Park davor und ein paar Läden und Lokale rundherum. Wir kommen auch bei einem Pelota Platz vorbei, an dem gerade gespielt wird. Es ist ähnlich wie Squash und in Mexiko scheinbar sehr beliebt.
23. November 2019
Wir machen unser Müsli und Tee in der ziemlich schmutzigen Küche und dann hält uns nichts mehr hier. Also schnell einpacken und los gehts nach Teotihuacan zu einer der wichtigsten Kulturstätten des amerikanischen Kontinents. Die Fahrt selbst ist eher uninteressant, aber wir nähern uns der Riesenstadt Ciudad de México auf gut 40km. Von der Stadt merken wir aber noch nichts, auch der Verkehr ist nicht besonders stark.
Dieses mal haben wir zur Abwechslung ein Zimmer via booking.com in Gehweite zu den Pyramiden gebucht. Eine sehr gute Entscheidung. Es ist ein wirklich tolles Quartier mit superfreundlichem Personal. Nach der letzten Nacht fühlen wir uns hier ein wenig wie im Paradis. Es gibt eine Dachterrasse, von der aus die Pyramiden zu sehen sind. In der Früh starten viele Ballone rund um die Pyramiden, dieses Spektakel wollen wir von hier aus beobachten.
Wir machen uns zu Fuß zu den Pyramiden auf den Weg und bezahlen bei der Porta 1 unseren Eintritt von je 75 Pesos für das Gelände. Es gibt zwei Pyramiden, die Sonnen- und die Mondpyramide und ein paar Grundrisse von Bauten und Tempel zu besichtigen. Obwohl Samstag Nachmittag ist, halten sich die Besucher in Grenzen. In Reiseblogs haben wir Geschichten gelesen, in denen berichtet wird, dass man für den Aufstieg auf die Sonnenpyramide eine Stunde braucht, weil so viele Leute in der Schlange stehen. Heute ist das definitiv nicht so. Und wir können uns alles recht entspannt ansehen. Für uns neu
Als Geschichtsbanausen, die wir nun einmal sind, haben wir trotzdem was dazugelernt. Die Pyramiden stammen nicht von den Atzteken, sondern wurden bereits viel früher, im Jahr 100 nach Christus gebaut. Zu dieser Zeit war Teotihuacan eine Stadt mit ungefähr 200.000 Einwohnern und damit unter den größten Städten der ganzen Welt.
Die Menschen auf dem Weg zur Spitze der Sonnenpyramide sehen aus der Entfernung aus wie eine Ameisenstraße. Als wir näher kommen, sehen wir, dass die Treppe breit genug ist und gar nicht so viele Leute am Weg nach oben sind.
Der Aufstieg bring uns ziemlich außer Atem, obwohl es nur 65 Höhenmeter sind. Wir befinden uns allerdings auf ungefähr 2300m Seehöhe, und das spüren wir deutlich. Von einer halben Stunde Aufstieg kann aber trotzdem bei weitem nicht die Rede sein.
Am Rückweg zum Quartier dämmert es langsam und ein Gewitter zieht auf. Mit dem Wind kühlt es ziemlich schnell ab. Trotzdem kehren wir noch in ein Restaurant für ein schnelles Abendessen ein. Wir sind die einzigen Gäste in einem ziemlich großen Lokal. Nach unserem Essen werden schon die Sessel auf die Tische gestellt. Da waren wir noch gerade rechtzeit dran. Im Zimmer müssen wir uns unter der Bettdecke wärmen. Heizung gibt es auch hier keine. Trotzdem lieben wir dieses Zimmer. Überhaupt kein Vergleich zur Nacht davor.