🇲🇽 Tag 117 bis 120 – Stadtleben

24. November 2019

Früh Aufstehen haben wir uns für heute vorgenommen. Wir wollen die Ballone über Teotihuacan sehen, die jeden Morgen die Touristen über die Pyramiden fliegen. Wir haben es geschafft, um 7:00 auf der Dachterrasse unseres kleinen Hotels zu sein. Die Sonne erscheint gerade am Horizont und es ist mit 11 Grad noch ziemlich frisch draußen. Es sind schon viele Ballone in der Luft und wir genießen den tollen Ausblick und die Morgenstimmung.

Der Einfachheit halber frühstücken wir im Hotel . Um 8 Uhr sind wir die Einzigen im kleinen Frühstücksraum und essen unsere Pancakes, die wir uns zur Abwechslung bestellt haben.

Unser nächstes Ziel ist Mexiko Stadt und unser Quartier in der Colonia Roma ist nur eine Stunde entfernt von hier. Das Airbnb können wir offiziell erst ab 15:00 beziehen, also lassen wir uns Zeit und setzen uns zum Lesen in die Sonne auf die Dachterrasse. Dort ist es mittlerweile angenehm warm.

von Teotihuacan nach Mexiko Stadt – 53km

Zu Mittag starten wir das Abenteuer Großstadt mit dem Motorrad. Wir sind beide etwas unsicher was den Verkehr betrifft und was die Fahrt mitten in die 20 Millionen Metropole bedeutet. Bei der Planung unserer Reise wollte vorallem Hannes die Stadt komplett auslassen, aber er hat sich dann doch überzeugen lassen. Wir hatten auch überlegt, bei Henry, einem Motorradfahrer in einem Außenbezirk der Stadt, gratis zu schlafen. Er beherbergt Reisende aus der ganzen Welt kostenlos. Als Gegenleistung verlangt er, dass er ebenso kostenlos übernachten kann, wenn er einmal mit seinem Motorrad auf Weltreise geht. Wir haben uns aber dann doch für ein Airbnb in einem Viertel im Zentrum der Stadt entschieden, weil es von hier aus einfacher ist die Stadt zu erkunden. Es war definitiv die richtige Entscheidung.

Die Fahrt geht zügig bis zum Ende der Stadtautobahn voran und weiter auf einer der Hauotverkehrsadern. Wider erwarten fließt der Verkehr flüssig dahin und es ist weder hektisch, noch gibt es Stau. Nach nicht einmal einer Stunde sind wir schon in der richtigen Straße, die links und rechts mit Bäumen bepflanzt ist. Es wirkt alles sehr ruhig und entspannt. Wir sind jetzt schon äußerst positiv überrascht.

Unser Zimmer ist in einem Apartment in einem relativ modernen Wohnhaus mit 24h Portier und Garage (das ist für das Motorrad unbedingt notwendig). Wir haben Glück, unser Zimmer ist soeben fertig geworden und wir können es beziehen. In der Garage gibt es immer zwei Plätze hintereinander und mit Hebebühne darüber. Dafür muss der Portier manchmal die Autos umparken. Unser Motorrad wollen wir ihm aber nicht anvertrauen, also wird ein wenig diskutiert, bis wir einen Platz unter einem Auto bekommen, das angeblich nicht benutzt wird. Mal sehen. Das Zimmer ist super und sehr sauber. Es gibt ein zweites Zimmer, das ein Argentinier gemietet hat. Die Küche und ein Wohnzimmer teilen wir uns.

Wir halten uns nicht lange auf und erkunden die Umgebung. Zuerst brauchen wir aber etwas zum Essen. Die Wahl fällt heute wieder einmal auf ein Sushi Lokal. Wenn wir schon in einer Großstadt sind, müssen wir die Vielfalt auch ausnutzen.

Das Viertel ist äußerst nett und wir sind sofort von dem Charme, den es ausstrahlt, begeistert. Überall gibt es kleine Läden und es geht erstaunlich gemächlich zu. Wir vermuten, dass es daran liegt, dass heute Sonntag ist. Außerdem sind viele Straßen mit Bäumen bepflanzt und es wirkt sehr grün. Von Smog und Hektik überhaupt keine Spur. Da haben wir uns ziemlich getäuscht mit unseren Bildern, die wir im Kopf hatten. Schon klar, dass das hier eine eher gehobene Wohngegend ist. Und wir sind überzeugt, dass es viele andere Ecken in der Stadt gibt, wo es anders zugeht.

Ein Fixpunkt auf unserer Agenda ist der Besuch des Frida Kahlo Museums. Im Internet lesen wir, dass es unebdingt ratsam ist, die Eintrittskarten online im Vorhinein zu kaufen. Beim Buchen sehen wir, dass der Montag schon ganz und in den kommenden Tagen die Vormittage ausgebucht sind. Wir haben ja sonst keine Termine und nehmen Tickets für Dienstag Nachmittag.

25. November 2019 🎂

Der heutige Tag ist ein ganz besonderer Tag: Andrea feiert ihren Geburtstag. Während Andrea nach einem ausgiebigen Frühstück eine Telefonrunde mit der Familie absolviert, bringt Hannes die Motorradkleidung in die Wäscherei ums Eck. Es ist wieder höchste Zeit, dass wir die Jacken und Hosen waschen.

Dann machen wir uns auf den Weg zur ersten größeren Besichtigungstour. Zuerst wollen wir in die historische Altstadt. Das Metronetz ist in der Stadt recht gut ausgebaut und wir organisieren uns die notwendigen Chipkarten, die wir mit Guthaben zum Fahren aufladen, in einer Station bei uns in der Nähe. Die erste Fahrt machen wir aber irrtümlich nicht wie geplant mit der Metro, sondern mit dem Metrobus. Das ist quasi eine U-Bahn als Bus auf der Straße geführt. Allerdings mit Stationen die einen Bahnsteig haben und Zugangsschranken bei denen man mit der Chipkarte für die Fahrt zahlen muss. Die Tickets sind unglaublich günstig. Der Metrobus kostet 6 Pesos (ca. 28 Cent) und die Metro 5 Pesos (inkl. Umsteigen sooft man will). In der „echten“ U-Bahn ist zwar einiges los, trotzdem geht es auch hier ziemlich geordnet zu. Ein- und Aussteigebereiche sind am Boden markiert und so gut wie alle halten sich daran. Außerdem gibt es immer einen abgetrennten Bereich am Bahnsteig (und in den Zügen), in den nur Frauen dürfen.

Wir starten unsere Runde am zentralen Plaza de la Constitución, einem riesigen unverbauten Platz mitten in der Stadt. Der Platz wird von allen Zócalo (Sockel) genannt.

Plaza de la Constitución
Kathedrale
Blick zur Av. Francisco I. Madero
Orgel in der Kathedrale
Einer der wenigen Schuhputzer

Am Weg zur Plaza de Santo Domingo kommen wir an vielen kleinen Fotoläden vorbei. Wie wir es schon von einigen asiatischen Städten kennen, sind auch hier die Geschäftsstraßen thematisch geordnet. Jetzt sind wir in der Fotostraße. Weil wir nach einem Ersatz für unsere abgesoffene GoPro suchen, fragen wir in ein paar Läden nach, ob es eine GoPro gibt. Tatsächlich finden wir eine Hero 7 Black, nach kurzem Verhandeln haben wir denselben Preis, wie bei uns zu Hause. Aber wir wollen nichts überstürzen und ziehen weiter.

Plaza de Santo Domingo
Nachspeise
Santo Domingo de Guzman

Hinter dem Plaza de Santo Domingo gibt es ein paar kleine Stände mit handbetriebenen Druckmaschinen, die noch benutzt werden. Ein Setzer ist gerade bei der Arbeit und wir schauen ihm kurz zu.

Auf der Avenida Francisco I. Madero gehen wir zum 184m hohen Torre Latinoamericana, in dem wir zu einer Aussichtsplattform mit dem Lift ganz nach oben fahren können. In der Fußgängerzone kommen wir an extrem vielen Polizisten vorbei. Hannes fragt bei einem nach, was hier passiert. Es soll am Nachmittag eine große feministische Demonstration geben. Unglaublich wie viele Polizist*innen hier sind. Später sehen wir noch, dass wegen der Demonstration der Palast der schönen Künste vollständig mit über zwei Meter hohen Metallwänden abgeriegelt wird, damit niemand Farbe auf den weißen Marmor sprühen kann.

Av. Francisco I. Madero
Ein Teil des großen Polizeiaufgebotes
Andrea vor dem Casa de los Azulejos
Blick nach Norden
Museum der schönen Künste
Blick nach Osten auf den Plaza de la Constitución
Museum der schönen Künste

Am Weg weiter zum Plaza de Garibaldi kommen wir durch eine Gasse in der viele Obdachlose am Boden liegen und schlafen. Unglaublich wie schnell sich die Szenerie ändert, wenn man um ein paar Ecken geht.

Der Plaza Garibaldi soll das Mariachi Zentrum von zumindest ganz Mexiko Stadt sein. Angeblich spielen hier während eines Tages bis zu 3000 Musiker auf. Wir sehen nur eine Handvoll spielen und ein paar weitere die sichtlich gelangtweilt auf mehr Zuseher*innen warten. Wahrscheinlich sind wir zu früh dran, es ist erst 3 Uhr Nachmittag. Auf diesem Platz befindet sich auch das Tequila und Mezcal Museum, aber auf Schnaps haben wir jetzt keine Lust und bei einem Museumsbesuch ist Verkosten praktisch Pflicht.

vor dem Tequilo und Mezcal Museum
Zeitvertreib bis zum Auftritt

Zufällig haben wir von der Bibliothek Vasconcelos gelesen und die Bilder haben uns beeindruckt. Wir haben noch ein wenig Zeit und nehmen die Metro zu dieser futuristisch anmutenden Bibliothek. Die Bücher schweben in Metallstockwerken über den Boden. Hier sieht es aus wie in einem Science Fiction Film aus den 70igern.

Bibliothek Vasconcoles

Am Heimweg kaufen wir noch für das Abendessen ein. Hannes kocht heute Spaghetti Bolognese als Geburtstagsessen. Zum Glück haben wir schon gestern frischen Basilikum gefunden, der ist hier schwer zu bekommen. Kurz vor dem Quartier kommen wir bei einem Friseur vorbei und Andrea beschließt spontan, dass sie sich hier die Haare schneiden lässt, während Hannes kocht.

Nach dem Essen gibt es natürlich noch eine ordentliche Geburtstagsfeier. Die zur Verfügung stehenden Mittel sind zwar ein wenig eingeschränkt, trotzdem ist es sehr nett. Hannes gibt sich Mühe, die fehlende Familie zu kompensieren und singt sogar:)

Später am Abend kommen neue Gäste an, ein Amerikaner und eine Guatemaltekin. Wir können also wieder ein wenig Spanisch üben.

26. November 2019

Bevor wir Richtung Coyoacán zum Frida Kahlo Museum fahren, machen wir noch einen Spaziergang durch die angrenzenden Viertel zum Parque México. Am Vormittag ist es im Schatten noch recht frisch, aber in der Sonne wird es schnell angenehm warm. Mit tagsüber ca 25 Grad und Sonnenschein haben wir das perfekte Wetter für Sightseeing in der Stadt erwischt.

Immer wieder kommen wir ins Schwärmen. Mexiko Stadt gefällt uns einfach sehr gut und wir fühlen uns wohl in der Stadt. Kleiner Spoiler: das ändert sich auch nicht bis wir weiterfahren, im Gegenteil. Für uns zählt diese Stadt zu den interessantesten und schönsten Städten, die wir besucht haben. Für uns ist das bisher die größte Überraschung auf der Reise.

Im Parque México
Art Deco Uhr im Park

Der Parque México ist scheinbar der Treffpunkt für die Hundesitter. Wir sehen einige, die hier viele Hunde ausführen und betreuen. An einem Platz zählen wir über 50 Hunde, die nebeneinanderliegen und auf einen Spaziergang warten.

Hundesitter im Park

Wir holen uns aus einem der umliegenden Cafes einen „Café para llevar“, setzen uns in den Park und schauen dem ruhigen Vormittagstreiben zu. Dann wird es Zeit Richtung Museum aufzubrechen. Wir haben Karten für 14:00 und wollen rechtzeitig bzw. ein wenig früher da sein. Wir nehmen wieder die Metro, mittlerweile sind wir im U-Bahnfahren geübt. Übrigens haben alle Stationen neben einem Namen auch ein Symbolbild. Auch für uns ist das manchmal eine Hilfe, schnell zu erkennen wo wir gerade sind, wenn wir in eine Station einfahren.

typischer Streetfood Stand
meistens sind die Züge voll

Beim Museum sind wir eine Dreiviertelstunde zu früh dran und erfahren, dass es ausreicht wenn wir uns 5 Minuten vor zwei in der Schlange mit den vorgebuchten Karten anstellen. Für diejenigen, die keine Karten haben gibt es eine lange Schlange, in der man sicher bis zu 2 Stunden bis zum Einlass warten muss. Wir drehen noch eine Runde in einem nahen Markt bevor es ins Museum geht.

Museumsgarten
Arbeitsplatz von Frida Kahlo

Das ganze Museum besteht aus dem Garten, einem Ausstellungsbereich und dem Wohn- und Arbeitsbereich. Nach einer Stunde sind wir durch und ein wenig enttäuscht. Das Museum ist zwar sehr schön hergerichtet und hat einen lauschigen Garten, aber es gibt relativ wenige Werke die ausgestellt sind. Um die Bilder genießen zu können, ist viel zu viel Gedränge. Aufseher achten darauf, dass man die Schlange nicht verlässt und in die richtige Richtung weiter geht. Das stört die Stimmung ganz empfindlich. Wir finden das Museum ist ein wenig „overhyped“.

Den restlichen Nachmittag nutzen wir, um das Viertel Coyoacán zu erkunden. Es wirkt auf uns mexikanischer, und nicht ganz so urban, wie der Stadtteil wo wir wohnen, hat aber ein sehr angenehmes Flair. Ein schöner Stadtteil mehr in der Hauptstadt.

Miguel Hidalgo
Fuente de los Coyotes

Wir machen uns auf den Heimweg und wollen später am Abend mit dem Taxi zur Plaza Garibaldi zu den Mariachis fahren. Nach dem Essen gewinnt aber die Trägheit die Oberhand. Wir unternehmen ein paar Versuche auf Google Maps zu checken, wie lang die Fahrt dorthin mit dem Taxi dauert. Dass es gerade ein paar Staus gibt, ist uns eine willkommene Ausrede. Wir verschieben den Abendausflug auf Morgen Abend.

27. November 2019

Kaum angekommen, und schon ist der letzten Tag unseres Aufenthaltes in der Stadt. Zu früh! Zumindest fühlt es sich für uns so an. Wir würden es hier locker noch eine Woche länger aushalten. Aber wir haben einen Weihnachtstermin in Belize.

Hannes spürt die über dreißig Stadtkilometer, die wir schon absolviert haben, in den Beinen. Trotzdem gehts wieder los Richtung Chapultepec, wieder ein Park. Wobei das Hauptziel das Anthropologische Museum ist, das gleich neben dem Park liegt. Das Museum ist die am meisten besuchte Sehenwürdigkeit in ganz Mexiko und soll super sein. Auch unser argentinischer Mitbewohner hat von dem Museum geschwärmt.

Altar a la Patria

Im Park ist es am Vormittag noch sehr ruhig. Es gibt eine riesige, nicht überschaubare Anzahl an Ständen, die meisten sind noch zu oder gerade dabei aufzubauen.

Auf gehts ins Museum. Wir sind schon neugierig wie lange unsere Aufmerksamkeitsspanne anhält. Wir müssen gestehen, dass wir kein allzu großes Durchhaltevermögen in Museen haben. Als Fixpunkt haben wir uns die Kultur der Atzteken und die Entstehung von Mexika Stadt vorgenommen, alles weitere wird sich zeigen.

Brunnen im Museum für Anthropologie
Coatlicue de Coxcatlán
Sonnenstein

Das Museum begeistert uns. Es ist sehr schön aufgebaut mit vielen interessanten Ausstellungsstücken. Nach den Atzteken nehmen wir uns noch die Maya Kultur vor. Schließlich bleiben wir in Summe drei ganze Stunden hier und streifen zumindest die meisten anderen Bereiche.

Innenhof im Museum

Am Rückweg zur Metro ist der Park schon deutlich belebter. Die meisten Stände haben geöffnet und es herrscht reges Treiben. Und das tagsüber, mitten in der Woche. Dabei sind nur wenige Tretboote in Betrieb. Bei der Anzahl an Booten, die hier verfügbar sind, können wir uns gar nicht vorstellen, wie der See an einem Wochenende aussieht.

In den letzten Tagen habn wir die Preise der GoPro hier in Mexiko und bei uns zu Hause recherchiert und verschiedene Varianten überlegt, wie wir am besten zu einer neuen GoPro kommen. Der verhandelte Preis in dem kleinen Laden im Zentrum ist eigentlich unschlagbar und um 70€ niedriger als in den größeren Elektronikmärkten hier. Also treffen wir die Entscheidung und fahren nochmal ins Zentrum zum GoPro Kauf. Der Ladenbesitzer versucht es wieder kurz mit dem ursprünglichen Preis, aber er gibt schnell auf. Wir sind also wieder stolze Besitzer einer GoPro, und Hannes darf die GoPro nur mehr mit Armschlaufe mit ins Wasser nehmen.

Wir nutzen nocheinmal die Vielfalt der Lokale in der Großstadt aus und erwischen eine sehr gutes Pizzalokal.

Sehr gute Pizza

Wer hätte es gedacht. Zu Hause angekommen, geht es uns mit dem Abendausflug wie gestern. Wir sind vom vielen Gehen einfach zu müde und haben keine Lust mehr. Wir müssen also unbedingt nocheinmal nach Mexiko Stadt kommen und den Plaza Garibaldi Besuch nachholen.

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