6. Dezember 2019
In den vergangenen Tagen hatten wir keine ordentliche Internetverbindung, deshalb hinken wir mit unserem Blog ein wenig hinter her. Aber wir bemühen, uns den Rückstand aufzuholen.
Verglichen mit den letzten beiden Tagen haben wir in dem bescheidenen Zimmer recht gut geschlafen, das Bett war bequem und die Klimaanlage hat auch ihren Teil dazu beigetragen. In der Früh als es hell wird, hören wir locker zwanzig Schüsse im Hotelgelände. Ob das ein Polizist ist, der seine Schießübungen macht? Zur Sicherheit bleiben wir noch ein wenig liegen und warten ab. Dann ist aber alles ruhig und wir können starten.
Zuerst brauchen wir einmal ein Frühstück. Im nächsten Ort fahren wir ins Zentrum und finden ein kleines Lokal. Das Omelette schmeckt sehr gut, nur der Kaffee ist wieder einmal ein Reinfall: Nescafe. Wieso wird hier überall Nescafe verkauft, wo es doch im eigenen Land genügend guten Kaffee gibt?
Links und rechts neben der Straße stehen unzählige Mangobäume, leider ohne Früchte. Wir sind wieder einmal zur falschen Zeit im Mangogebiet. Dabei schmecken sie frisch um so viel besser, als die unreif geernteten, die nach Europa exportiert werden.
Bald überqueren wir unsere nächste Bundesstaatsgrenze und sind in Chiapas.Hier ist ein großer Teil der Bevölkerung indigener Abstammung. Die größte Gruppe bilden dabei die Mayas.
Schön langsam gewinnen wir an Höhe. Wir nehmen heute die Mautstraße, die entlang einer Abbruchkante immer weiter in die Berge hinaufführt. Nach San Cristobal de las Casas müssen auf über 2000m hoch. Mit der Höhe sinken auch die Temperaturen und es kühlt auf 19 Grad ab. Wir müssen uns also wieder auf einen kühlen Abend und eine kalte Nacht gefasst machen.
In Tuxtla Guiterrez, der Hauptstadt von Chiapas, sehen wir zufällig einen Walmart. Andrea ist überglücklich, weil sie endlich wieder ordentlichen Schwarztee kaufen kann. Der letzte Schwarztee war eher eine Niederlage, den können wir jetzt entsorgen. Kurz nach der Stadt, müssen wir leider wieder ein Highlight links liegen lassen. Eine Bootstour durch den Cañon del Sumidero soll sehr schön sein. Bei all den Orten die wir ausgelassen haben, müssen wir nocheinmal nach Mexiko kommen.
In San Cristobal de las Casas fragt Hannes zuerst beim falschen Haus wegen unseres Zimmers. Es hat dieselbe Farbe und sieht sehr ähnlich aus. Hausnummern sind bei unseren Buchungen nicht immer angegeben. Meistens müssen wir uns an den Koordinaten (die nicht immer exakt sind) und an einem Foto orientieren. Zufällig werden in dem Haus auch Zimmer vermietet, also gibt es ein kurzes Hin- und Her, aber dann ist alles geklärt und wir müssen zwei Häuserblöcke weiter. Unser Apartment ist geräumig und sehr sauber, wieder ein deutlicher Qualitätssprung noch oben.
Wir halten uns nicht auf und bringen zuerst unsere Wäsche in eine Wäscherei und machen uns dann zum Stadtspaziergang auf. Es ist ziemlich stark bewölkt, deshalb wirkt alles ein wenig düster.
Im Zentrum gibt es eine Unmenge an Lokalen. Die Stadt ist bisher mit Abstand die touristischste in Mexiko. Am häufigsten gibt es Cafes, in denen man nicht nur vor Ort den Kaffee genießen kann, sondern meistens werden auch Bohnen offen verkauft. Wir decken uns wieder mit einem Viertelkilo ein. Tatsächlich haben die meisten Cafes auch eine ordentliche Espressomaschine. Der Tourismus hat auch seine positiven Auswirkungen 🙂
Wegen der Kälte hat Andrea ihre Motorradstiefel angezogen (Hannes ist doch tatsächlich mit Socken und Sandalen unterwegs, so etwas würde er zu Hause nie im Leben tun!). Die Stiefel brauchen dringend eine Pflege, deshalb lässt sich Andrea bei einem der vielen Schuhputzer die Schuhe polieren. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, die Stiefel sehen aus wie neu.
In den Straßen und vor allem rund um die Kirchen gibt es extrem viele Straßenverkäufer*innen, die fast ausnahmslos indigener Abstammung sind. Wir können uns gar nicht vorstellen, wie man bei so einer großen Konkurrenz und bei dem Überangebot noch etwas verkaufen kann.
In den Straßen sehen wir viel Armut. Der Kontrast zu den Lokalen und den Tourist*innen ist extrem. Aber das ist nur ein schwacher Vorgeschmack auf den nächsten Tag.
7. Dezember 2019
Die Nacht war wirklich wieder sehr frisch. Zum Glück haben wir ordentliche Decken, also ist es im Bett gut auszuhalten. Das Aufstehen kostet allerdings ein wenig Überwindung. Hannes duscht und kurz bevor er sich die Haare mit Shampoo einseifen will, wird das Wasser eiskalt. Schnell raus aus der Dusche.
Damit wir nicht in der Morgenkälte starten, machen wir nocheinmal einen kleinen Rundgang durch die Stadt. In der Früh ist in den Städten hier meistens alles noch leer und sehr ruhig. Die Mexikaner*innen sind definitiv keine Frühstarter.
Schließlich müssen wir aufbrechen. Obwohl die Strecke heute nur knapp über 200km lang ist, veranschlagen sowohl das Navi (das meist viel zu optimistisch ist) und Google Maps 5 1/2 Stunden für die Fahrt nach Palenque. Wir sind also gespannt wie die Strecke durch die Berge wird.
Es geht zu Beginn noch ein Stück höher in die Berge und die Wolken werden immer dichter. Dann fängt es an zu nieseln und später leicht zu regnen. Weil es nur mehr 11 Grad hat, ziehen wir uns freiwillig zumindest die Regenjacken über. Das ist der erste Regen unterwegs, seitdem wir in Mexiko sind.
Die Straße führt durch unzählige kleine Ansiedlungen in den Bergen. Überall sind sehr viele Leute auf den Straßen, die offensichtlich wenig zum Leben haben. Besonders Kinder sehen wir viele, meist mit schlechter oder überhaupt nur notdürftiger Kleidung. Es ist ein ziemlich beklemmender Anblick, so dass wir die traumhaft schöne Natur rundherum gar nicht richtig genießen können.
Wir kommen Stück für Stück tiefer und es wird wieder wärmer. Wir ziehen uns wieder um und verbuchen den Tag offiziell als Regentag, auch wenn das ein wenig übertrieben ist.
Heute schaffen wir locker 1000 Topes an einem Tag. Kaum beschleunigen wir ein wenig, kommt nach der nächsten Kurze wieder eine Schwelle. Und eine alte Regel sagt: ein Tope kommt selten allein. Rund um uns herum ist Dschungel. Aber je weiter wir Richtung Tal kommen, desto größer werden die kultivierten Flächen und die sichtlich abgeholzten Felder.
In einem einsamen Restaurant, essen wir eine Kleinigkeit. Wie üblich sind wir wieder die einzigen Gäste.
Auch heute begleiten uns die Prozessionen schon den ganzen Tag. Es geht aber nicht nur in eine Richtung. Uns kommen auch einige entgegen, hier ist das Motto eindeutig: der Weg ist das Ziel.
In Palenque haben wir einen Superquartier erwischt. Es gibt einen schönen tropischen Garten, wo wir unser Motorrad parken können und wir haben wirklich sehr viel Platz. Alles ist tip top und super sauber. Kaum sind wir im Zimmer gibt es einen kräftigen tropischen Regenschauer. Ideales Timing.
8. Dezember 2019
Wir haben wieder große Pläne, was das Aufstehen betrifft, weil wir so früh wie möglich bei den Ruinen in Palenque, die um 8:00 aufsperren, sein wollen. Ganz schaffen wir unsere Wunschzeit nicht, aber kurz vor acht nehmen wir ein Taxi und sind zum Glück noch bei den ersten Besucher*innen.
Wir müssen zweimal Eintritt zahlen, einmal für den Nationalpark und dann nocheinmal für die Ruinen und eine Kamergebühr, weil wir die GoPro dabei haben. In Summe 262 Pesos, immer noch sehr günstig.
Beim Eingang gibt es ein Überangebot an Führern, aber wir wehren alle ab und starten unseren Rundgang alleine. In der Früh ist es noch angenehm kühl, ideal für die Besichtigung.
Die Ruinenstadt der Mayas ist von Dschungel umgeben. Ein paar Ruinenteile liegen verwunschen mitten im Wald. Sehr stimmungsvoll!
Nach dem Ruinengelände lassen wir den Museumsbesuch ausfallen und machen stattdessen einen ausgedehnten Dschungelspaziergang. Wir kommen bis zu einem Gatter, bei dem uns ein Reiter entgegenkommt und uns darauf aufmerksam macht, dass ab hier Privatgrund ist. Leider ist hier Endstation und wir drehen um.
Zurück in die Stadt nehmen wir den Colectivo. Diesesmal erwischen wir ein abenteuerliches Gefährt. Bei der Schiebetür fehlt jegliche Verkleidung und der Schließmechanismus funktioniert auch nicht mehr. Sie ist also abwechselnd offen, oder zu. Je nachdem ob gerade gebremst oder beschleunigt wird. Für den Zustand des Autos, legt der Fahrer ein ordentliches Tempo vor. Wir kommen trotzdem sicher an und suchen uns ein Lokal für ein frühes Abendessen an einem super schönen Tag.