29. Dezember 2019
Wir trödeln ein wenig beim Frühstück und kommen erst kurz vor zehn los. Die Strecke heute ist nicht wirklich lange, deshalb haben wir keinen Stress. Wir müssen aber auch die Einreise nach Guatemala erledigen, allerdings haben wir in einigen Reiseberichten gelesen, dass es eher unkompliziert ist.

San Ignacio liegt nur ungefähr 15km von der Guatemaltekischen Grenze entfernt. Am Weg zur Grenze kommen wir bei einer handbetriebenen Fähre über den Mopan River vorbei. Wer zu den Maya Ruinen in Xunantunich möchte, muss mit dieser Fähre übersetzen.


Das Prozedere an der Grenze sieht so aus: Ausreise Belize bei der Migrationsbehörde, Motorrad beim Zoll in Belize ausführen, Einreise Guatemala bei der Migrationsbehörde, Motorrad einführen beim Zoll.
Wir sehen gleich, dass wir uns in der Früh vielleicht doch ein wenig mehr beeilen hätten sollen. Es gibt eine lange Schlange an Leuten, die aus Belize ausreisen möchte und bei der Migration ansteht. Hannes reiht sich ein, während Andrea auf unser Motorrad aufpasst. Zuerst muss man eine Ausreisegebühr von 40 Belize Dollar pro Person bezahlen, dann erst erhält man einen Ausreisestempel im Pass. Lange Zeit bearbeitet nur eine einzige Person im Schalter die Ausreiseanträge. Erst nach einer Stunde als eine zweite Beamtin kommt, geht es ein wenig schneller. Beim Stempeln des Passes akzeptiert die Beamtin zum Glück, dass Andrea beim Motorrad wartet. Also weiter zum Zoll. Hier geht es zum Glück sehr schnell. Hannes muss das Einreiseformular abgeben dann wird das Motorrad aus dem Pass „ausgetragen“, fertig, keinerlei Gebühr ist fällig.

Bei den Geldwechselrn tauschen wir jetzt alle unsere mexikanischen Pesos, die wir extra dafür aufgehoben haben, in Quetzales. Wir brauchen unbedingt guatemaltekisches Geld für die Einreisegebühren. Der Wechselkurs ist zwar sehr schlecht, aber das müssen wir hinnehmen. Im Niemandsland hätte es danach auch noch Geldwechser gegeben, wir wissen aber nicht, ob die einen besseren Kurs angeboten hätten.

Wir verlassen Belize und werden gleich von einer Quarantänestation in Empfang genommen. Das Motorrad wird ein wenig lustlos mit einer Flüssigkeit besprüht und wir zahlen dafür 15 Quetzales. Dann stellen wir unser Motorrad ab und Hannes stellt sich mit beiden Pässen für die Einreise an. Die Beamten hier arbeiten deutlich schneller. Obwohl es auch hier eine Schlange gibt, dauert es keine 15 Minuten. Allerdings wird nicht akzeptiert, dass Andrea nicht persönlich beim Schalter ist. Das bedeutet, sie muss sich auch anstellen.

Vorher wollen wir aber die Einfuhr des Motorrades erledigen. Wir brauchen dafür Kopien vom Einreisestempel im Pass, Führerschein, Typenschein und Zulassung. Obwohl bei dem Zollbeamten ein Kopierer steht, den er auch selbst benutzt, können die Kopien nicht hier gemacht oder gekauft werden. Man muss zu Fuß über die Grenze in einen kleinen Laden und dort die kopieren. Ein Junge zeigt Hannes für ein kleines Trinkgeld wo das Geschäft ist. Mit den Kopien geht es wieder zurück zum Zoll. Der Beamte ist zwar freundlich aber gleichzeitig ein wenig arrogant. Die VIN am Fahrzeug kontrolliert er nicht selbst, sondern schickt einen weiteren Jungen mit mir zum Parkplatz.


Jetzt kann der Beamte mit den Daten den Einfuhrschein ausstellen und es ist eine Gebühr von 160 Quetzales fällig. Weil Sonntag ist, geht das angeblich nur in dem selben Laden wo Hannes schon die Kopien angefertigt hat, allerdings mit einer Zusatzgebühr von 30 Quetzales. Hannes ist sich nicht sicher, ob das eine Abzocke war, aber einen Schalter zum Bezahlen hat er in der Halle nicht gesehen. Diese Info bekommt man natürlich von dem Jungen, der damit sein Trinkgeld erhöht. Endlich passt alles und wir erhalten eine Plakette, die wir hinters Windschild kleben müssen. Dann sind wir startklar und können zum Schranken. Dort werden wir nur mehr durchgewunken und fahren auf einer Brücke über den Mopan Fluss. Hier gibt es nocheinmal einen Schranken, der zum Glück aber offen ist. Manchmal wird hier noch eine Gemeindesteuer eingehoben. Nach über zwei Stunden sind wir endlich in Guatemala.
Uns fällt auf, dass es hier im Vergleich zu Mexiko viel sauberer ist. Es liegt fast überhaupt kein Müll neben der Straßen und es macht alles einen sehr ordentlichen Eindruck, auch wenn wir schon auf den ersten Kilometern die Armut vieler Leute sehen können.
Für die nächsten drei Nächte haben wir uns im Hotel Gardenias einquartiert. Hier werden wir also Silvester verbringen. Wir sind ein wenig zu früh da und unser Zimmer muss noch geputzt werden. Wir legen uns in der Zwischenzeit in die Hängematten auf der Terrasse und Hannes trinkt ein kleines Bier. Das Ergebnis dieses extremen Selbstversuches: Hängematte, Bier und tropische Hitze, machen träge, sehr träge sogar!

Aber wir raffen uns dann doch noch einmal auf, nachdem wir unsere Zimmer bezogen haben und gehen eine Runde zum Lago Petén Itzá spazieren. Davor buchen wir aber noch den Frühbus um 5:30 nach Tikal für morgen und heben bei einem Bankomat Quetzales ab. Die Abhebegebühr von 5 EUR unabhängig vom Betrag der abgehoben wird, ist deutlich höher als in Mexiko, in Belize war das Abheben sogar kostenlos. Mal sehen, ob wir noch günstigere Bankomaten als die von „Cajero 5B“ finden.
Am See gibt es einige Badestege ins Wasser, aber es sind nicht sehr viele Leute da und schon gar nicht im Wasser. Dabei sieht das Wasser zumindest optisch sauber aus.




Zum Abendessen gehen wir ins Restaurant, das zum Hotel dazugehört. Die Auswahl an Speisen bzw. vor allem die Beilagen sind überschaubar, aber es schmeckt ganz gut. Die Preise sind gefühlt eine Spur höher als in Mexiko. Mal sehen, wie sich das noch entwickelt. Der Ausblick von der Terrasse ist allerdings spektakulär. Beim Sonnenuntergang über dem See fängt der Himmel zu glühen an.

30. Dezember 2019
Obwohl wir gestern zeitig ins Bett gegangen sind, weckt uns das Smartphone um 5 Uhr ziemlich unsanft. Früh aufstehen sind wir überhaupt nicht mehr gewohnt. Wir essen Obst und einen Joghurtdrink als Frühstück, gehen vor das Hotel und warten keine 5 Minuten auf den Bus, der sehr pünktlich ist. Es ist stockfinster, ein wenig nebelig und es hat nur 20 Grad. Es fröstelt uns sogar ein wenig, weil wir nur im T-Shirt sind. Der Bus dreht eine kleine Runde im Ort und holt eine 4-köpfige US-amerikanische Famile, ein Paar und eine alleinstehende US-Amerikanerin ab, dann starten wir nach Tikal, das gut 30km nördlich liegt.
Die US-Amerikanerin bestätigt wieder einmal ein negatives Klischee und redet auf den Fahrer auf englisch ein, weil sie vor den Ruinen zu ihrem Hotel will, um ihre Reisetasche dort abzustellen. Es ist offensichtlich dass der Busfahrer fast kein Englisch kann, trotzdem bemüht sie sich nicht einmal langsamer zu sprechen. Zum Glück springt die Frau aus der Familie ein, weil sie ein wenig Spanisch kann und übersetzt. Diese Ignoranz der US-Amerikaner*innen gegenüber anderen Sprachen haben wir schon öfter bemerkt.
Beim Schranken zum Nationalpark Tikal, müssen wir ein Ticket für die Ruinen kaufen. Es ist immer noch dunkel, trotzdem stehen schon ca 40 Leute vor uns in der Schlange. Aber obwohl jedes Ticket mit einem Nadeldrucker ausgedruckt wird, geht es recht zügig voran. Wir zahlen pro Person 150 Quetzales, das ist der 6-fache Preis der Einheimischen. Dann können wieder alle Einsteigen und es geht nocheinmal 7km weiter in den Nationalpark zum Eingang der Ruinen.
Um halb 7 gehen wir in der Dämmerung los, wir haben bis 14:00 Zeit, da fährt der Bus wieder zurück nach El Remate. Es sind zwar schon einige Leute hier, aber das Gebiet ist riesig. Schon beim Eingang sind wir fast allein. Wir werden speziell unterwiesen, dass wir keine Waffen mitführen dürfen, für uns fühlt sich das sehr komisch an. Dann sind wir im Park.

Die Morgenstimmung mit dem Nebel, der durch den Dschungel zieht, ist sensationell. Kurz nach dem Lebensbaum der Mayas, Ceiba, sehen wir die ersten Klammeraffen über uns in den Bäumen turnen. Wir schauen so lange zu, bis wir vom nach oben schauen Nackenschmerzen haben. In der Ferne hören wir Brüllaffen schreien, zu sehen bekommen wir leider auch heute keinen.










Am Grand Plaza hängt noch der Nebel in den Bäumen und Pyramiden. In den Baumkronen singen, bzw schreien grüne Papageien offensichtlich ihr Morgenlied. Für uns ist jetzt schon klar, Tikal gehört zu den absoluten Höhepunkten auf unserer Reise bisher. Mit nur wenigen Pausen gehen wir durch die meisten Gebiete des großen Areals. Bei einer Ruine schnüffelt ein Weißrüssel Nasenbär (Pizote) durchs Gras und lässt sich durch uns und drei weitere Leute überhaupt nicht stören.














Als wir später zu Mittag nocheinmal zum Gran Plaza kommen, sind hier schon sehr viele Leute unterwegs. Es ist nicht so schlimm wie in Chichen Itzá, aber die Stimmung ist bei dem dauernden Gebrüll der Leute dahin. Trotzdem sehen wir noch einen zweiten Nasenbär, der am Grand Plaza mitten zwischen den Leuten herumläuft. Erst als die Leute auf ihn aufmerksam werden, ist es ihm zu viel und er verzieht sich. Offensichtlich sind die Tiere nicht (mehr) scheu.




Um halb zwei kommen wir schon ziemlich geschlaucht vom vielen Gehen zurück zur Haltestelle. Bald sind wieder alle versammelt und es geht zurück zum Hotel. Wir gehen noch Essen und dann wird nur mehr gefaulenzt.
31. Dezember 2019
Für heute haben wir keinen wirklichen Plan. Wir wollen erst einmal mit unseren Gutscheinen im Hotelrestaurant frühstücken gehen. Allerdings ist das ganze Restaurant komplett voll. Ein ganzer Reisebus wird gerade mit Frühstück versorgt. Wir müssen uns also noch eine halbe Stunde gedulden und chillen wieder in den Hängematten auf der Terrasse. Andrea telefoniert mit ihren Eltern.
Nach dem Frühstück schauen wir uns den Rest vom Ort an. Es gibt im Prinzip nur eine Straße, also sind wir schnell wieder fertig. EIn kleines Lokal preist italienischen Espresso an und wir lassen und verleiten. Der Kaffee ist ok, mehr aber nicht. Dafür sitzen wir auf einer sehr gemütlichen und ruhigen Terrasse.



Wir packen unsere Schwimmsachen und unsere Kindles ein und wollen am See entlang spazieren gehen. Nach ein paar Kilometern kommen wir beim Biotopo Cerro Cahui vorbei.

Der Mann beim Eingang erklärt uns, dass es einen 6km langen Wanderweg durch den Dschungel gibt. Für 40 Quetzales pro Person können wir wandern und dürfen den Badesteg am See benutzen. Wir überlegen nicht lange und starten. Der Weg ist super schön und wir sind komplett alleine unterwegs. Zu den beiden Aussichtspunkten geht es ein gutes Stück bergauf und uns rinnt der Schweiß bei der schwülen Luft runter, dafür werden wir mit schönen Ausblicken über den See belohnt.




Beim zweiten Mirardor sehen wir in einem Baum einen Affen, wahrscheinlich ist es ein Brüllaffe. Er ist aber zu weit weg, um es eindeutig bestimmen zu können. Ein paar Klammeraffen schwingen sich auch wieder über unseren Köpfen durch die hohen Bäume. Ein sehr schönes Naturerlebnis heute. Während wir im Wald sind ist ein Regenschauer über uns gezogen. Bis auf ein paar wenige Tropfen haben wir nichts davon bemerkt. Der Wald ist so dicht, dass alles in den Blättern über uns abgefangen wird.


Am See überlegen wir kurz, ob wir ins Wasser gehen sollen. Geschwitzt haben wir genug, aber wir wollen nicht mit den nassen Badesachen die letzten 4km zurück zum Hotel laufen. Also schauen wir nur ein paar Buben beim Herumtollen im Wasser zu.



Wir gehen wieder ins Hotelrestaurant essen und sind heute bis auf ein weiteres Paar die einzigen Gäste. Hannes fragt nach und wir erfahren, dass zu Silvester nichts los ist und alle zu Hause mit der Familie feiern. Das einzige was wir schon seit ein paar Tagen ertragen müssen, und was jetzt noch intensiver ist, sind die Kracher, die fast ohne Unterbrechung dauernd gezündet werden. Wir leisten uns zur Feier des Tages eine Flasche Wein im Restaurant, die wir aber mitnehmen müssen, weil wir um 8 Uhr sanft darauf hingewiesen werden, dass jetzt Sperrstunde ist. Um 10 besorgt Hannes noch zwei Bier aus einem Geschäft in der Nähe, das noch offen hat. Aber ganz bis Mitternacht schaffen wir es nicht. Eines der wenigen Silvester in unserem Leben, bei dem wir im Schlaf ins neue Jahr gerutscht sind.
Trotzdem nochmal unser Prosit 2020 Foto, das wir schon in Mérida in einem Kitschladen gemacht haben.
