10. Jänner 2020
In einigen Reiseberichten haben wir immer wieder gelesen, dass Guatemala sehr ähnlich ist wie Mexiko. Wir finden, dass das überhaupt nicht stimmt und sehen einige, doch deutliche Unterschiede. Dass es hier um einiges sauberer ist als in Mexiko, haben wir schon geschrieben. Außerdem sehen wir deutlich mehr Armut neben den Straßen. Menschen sammeln Holz, tragen schwere Lasten mit dem Kopfgurt, oder arbeiten mit einfachsten Mitteln auf den Feldern. Es gibt viel mehr Menschen indigener Herkunft, fast fünfzig Prozent stammen von Mayas ab. Außerhalb der Städte tragen fast alle Frauen traditionelle bunte Kleider. Und es gibt viel mehr Mopeds und kleine Motorräder.




Unsere heutige Etappe führt uns nach Quetzaltenango, in der Maya Sprache kurz Xela, dem westlichsten Punkt, den wir in Guatemala geplant haben.

Zuerst gehts es über viele Kurven recht steil den Berg nach oben bis wir in der Stadt Sololá sind. Zum Glück ist das Überholen von LKWs und Bussen auf der Bergstraße mit dem Motorrad recht einfach möglich. Sonst würden wir für die kurze Strecke ewig brauchen. Wegen der steilen Straße kriechen die schweren Fahrzeuge nur ganz langsam den Berg hoch. Die meisten blasen dabei eine Unmenge an Ruß aus dem Auspuff.
In Sololá, funktioniert das Routing nicht einmal solala. Das TomTom ist sowieso hoffnungslos verloren, aber auch Google Maps hat hier seine Schwierigkeiten, weil eine Straße wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Hannes versucht zwar trotz der Absperrungen durchzukommen. Vor einem großen Loch ist aber Schluss und wir müssen umdrehen. Daraufhin lernen wir in Bergstadt unfreiwillig ein paar kleine und sehr steile Nebenstraßen kennen. Und wären im Kreis geschickt worden, wenn wir dann nicht einfach dem Gefühl und der mageren Beschilderung gefolgt wären.

Danach kommen wir bald wieder auf die Panamericana, die in diesem Streckenabschnitt in viel besserem Zustand ist, als vor dem Lago Atitlán.

In Quetzaltenango nehmen wir nochmal eine kleine und steile Straße, die nur mit groben Steinen gepflastert ist. Aber wenigstens führt sie uns direkt zu unserem Zimmer. Wir werden sehr freundlich empfangen und machen uns nach dem Auspacken gleich auf den Weg zu einem Rundgang.

Der wichtigste und schönste Platz, der Parque a Centro América ist nur 5 Minuten entfernt. Wir kehren in einem Terrassenlokal mit Blick auf den Park und die Kathedrale ein und gönnen uns ein Nachmittagsbier zum Essen. Fast schon wie üblich, sind wir die einzigen Gäste, aber daran haben wir uns mittlerweile gewöhnt. Nach einem kurzen Verdauungsspaziergang kommen wir wieder zum Platz zurück und trinken den bisher mit Abstand besten Kaffee auf der Reise ausgerechnet in einem „Cafe &“ das zu einer Kaffeekette gehört.



























Bei Dunkelheit wollen wir (aus Sicherheitsgründen) unbedingt wieder zurück im Zimmer sein. Trotzdem geht sich noch ein Sapziergang zum Friedhof aus, der sehenswert sein soll. Tatsächlich sind die Gräber sehr bunt und die späte Nachmittagssonne macht eine sehr schöne Stimmung. Es ist angenehm still und nur ein paar Leute sind hier um Gräber zu pflegen, oder einfach nur um Durchzuspazieren.










Wieder im Zimmer setzen wir uns in den Frühstücksraum und arbeiten ein wenig an unserem Blog. Sofort nach Sonnenuntergang merken wir, wie es fast minütlich kälter uind kälter wird. Kein Wunder, Quetzaltenango liegt auf über 2200m und die Häuser haben natürlich keine Heizungen. Isolierung ist hier auch ein Fremdwort und die Türen schließen sicher nicht so, dass es nicht trotzdem ordentlich reinziehen würde. Zum Glück haben wir eine ordentliche Steppdecke für die Nacht.

Die Kälte hat auch einen Vorteil. Wenn wir eine gute Decke haben, schlafen wir normalerweise auch recht gut bei der frischen Luft. Allerdings kostet es ein wenig Überwindung ins kalte Badezimmer duschen zu gehen. Zum Glück haben wir hier eine ordentliche Dusche mit heißem Wasser. Das ist hier nicht selbstverständlich.
11. Jänner 2020
Wir bekommen ein tolles Frühstück mit selbstgemachter Marmelade und Brot (zumindest kommt es nahe dran) serviert. Die Gastgeber sind wirklich sehr nett und sichtlich stolz auf ihr Haus, das sie schon in der 7. Generation besitzen.

Nach dem ausgiebigen Frühstück machen wir noch einen kurzen Morgenspaziergang um ein wenig zu verdauen und um den restlichen Teil des Stadtzentrums auch noch zu sehen. Am frühen Vormittag sind die Straßen fast noch menschenleer.





Ein Uhrmacher winkt uns in sein Geschäft und zeigt uns ein paar von seinen alten Stücken. Kurz darauf stößt ein weiterer alter Mann dazu, der ganz stolz auf seine Englischkenntnisse ist und obwohl wir uns mit dem Uhrmacher holprig auf Spanisch unterhalten, versucht er alles ins Englische zu übersetzen. Eine sehr witzige Situation.

Beim Verabschieden erzählt uns Rene, der Hausherr noch ein wenig über die Familiengeschichte und zeigt alte Bilder von den Vorfahren der Familie. Das Haus ist riesig und hat insgesamt siebzehn Zimmer, drei davon haben ein Badezimmer und die vermietet er via Airbnb.

Wir verabschieden uns endgültig von unseren Gastgebern und fahren weiter in die Stadt Chichicastenango. Sonntags und Donnerstags gibt es dort immer einen riesigen Markt in der Stadt, der sehenswert sein soll. Wir sind also nicht zufällig am Samstag am weg dorthin.

Einen Teil der Strecke kennen wir schon, wir fahren die kurvige Panamericana wieder zurück durch schöne Berglandschaften und kommen dabei auf über 3000m. Wir finden, dass Gutemala hier ziemlich zersiedelt ist. Fast überall sehen wir einzelne Häuser in der Landschaft versprengt. Manchmal haben wir aber doch traumhafte Ausblicke in die Natur.



Das Stichstrasse von der Panamericana nach Chichicastenango ist zwar in sehr gutem Zustand, aber es geht endlos durch kleine Dörfer mit unzähligen Tumulos. Endlich kommen wir bei einem Aussichtsplatz an, von dem man einen schönen Blick ins Tal und bis nach Chichicastenango hat. Wir trinken Kaffee und unterhalten uns mit einem guatemaltekischen Ehepaar aus Panajachel.





Chichicastenango ist bekannt für seinen großen Markt, der jeden Sonntag und Dienstag stattfindet. Ein Teil der Stadt ist schon für die Vorbereitungen zum Markt morgen gesperrt, aber wir kommen trotzdem gut durch und zu unserem Quartier auf der anderen Seite der Stadt. Nach dem Einchecken machen wir uns gleich auf zu einem Rundgang. Wir wollen den Friedhof besichtigen, der nach dem Markt die zweite Attraktion ist.
Den Markt wollen wir uns morgen „in Betrieb“ ansehen, also gehen wir recht schnell Richtung Friedhof. Die Stadt wirkt auf uns fast noch traditioneller als Quetzaltenango. Wir sehen fast nur Leute indigener Herkunft und fast alle tragen traditionelle Kleidung.



Der Friedhof ist deutlich kleiner als in Quetzaltenango, aber auch recht schön. In Summe hat uns aber der in Quetzaltenango besser gefallen, die Wege mit den alten Bäumen und das weitläufige waren für uns eindrucksvoller.



Am Friedhof gibt es einige Feuerstellen, bei denen wir Frauen sehen, die im Rahmen eines Mayarituals Kerzen und ein paar andere Sachen verbrennen. Gleich neben dem Friedhof ist eine Kultstätte, bei der gerade gebetet wird. Mit der fremden Sprache wirkt das sehr mystisch.












Als wir zum Zimmer zurückkommen bewacht ein Basset unsere Eingangstür. Wobei bewachen sehr wohlwollend formuliert ist. Wir können einfach über ihn drübersteigen, ohne dass ihn das großartig stört.

Andrea fühlt sich leider nicht sehr gut und hat Kopfschmerzen, Halsweh und ziemlich starken Schnupfen bekommen. Gerade hier ist das ziemlich suboptimal, weil es in der Nacht sehr kalt wird. Wir spüren schon am frühen Abend, wie sich die Kälte ins Zimmer zieht. Die Spalten links und rechts neben der Tür, lassen darauf schließen, dass es recht zugig ist. Das Zimmer ist auf Stelzen gebaut und hat einen Holzboden, durch den es auch von unten kalt reinzieht. Uns fröstelt den ganzen Abend, erst unter der Bettdecke ist es einigermaßen erträglich.
12. Jänner 2020
Andrea geht es leider in der Früh noch immer schlecht und sie will lieber im Bett bleiben damit sie morgen für die Weiterfahrt einigermaßen fit ist. Hannes holt von einem kleinen Laden nebenan Tee und wir essen unser Müsli mit Obst im Zimmer. Es ist arschkalt, weil es heute früh leicht nieselt und von der Sonne weit und breit nichts zu sehen ist. Zum Glück kommt später nach und nach die Sonne durch und es wird wenigstens tagsüber angenehm warm.
Nach dem Frühstück macht sich Hannes alleine auf den Weg zum Markt, mit dem Auftrag besonders viele Fotos zu schießen. Praktisch der ganze Stadtkern ist in einen riesigen Markt verwandelt, auf dem es fast alles zu kaufen gibt, aber es überwiegen die Stände mit Kleidung, Decken und Lebensmitte. Das Gedränge hält sich in den meisten Bereichen des Marktes in Grenzen. Zwischen den Einheimischen sieht Hannes auch ein paar westliche Tourist*innen, aber wir hätten erwartet, dass der Andrang größer ist.
Am Markt gibt es sehr viele arme Menschen. Alle wollen etwas verkaufen, auch wenn es nur ein paar Tücher sind, oder es ein wenig Obst ist, das angeboten wird. Als Tourist ist Hannes natürlich ein begehrter potenzieller Käufer, aber wir können beim besten Willen nichts zusätzlich in unsere Koffer packen.


















Die beiden kleinen Kirchen im Zentrum sind eine Mischung aus katholischer Kirche und Maya Stätte. Es gibt einen Altar und die typischen katholischen Symbole, aber auch Opferplätze mitten in der Kirche. Eine Mischung, die wir vorher noch nie so gesehen haben.










Gut drei Stunden sind genug Markt für Hannes, er kauft noch Obst und ein paar Lebensmittel für ein einfaches Abendessen und dann geht es zurück in den „Kühlschrank“. Andrea geht es zum Glück am Abend schon ein wenig besser. Wenigstens hat sich der Tag im Bett gelohnt.
Unser Quartier wäre eigentlich für 4 Personen ausgelegt. Heute sind wir schon schlauer was die Kälte anbelangt und wir holen uns noch zusätzliche zwei Decken aus den anderen Betten und stapeln alles übereinander. Die Nacht heute ist damit deutlich wärmer und angenehmer.