🇭🇳 Tag 176 bis 178 – Ein See, viele Vögel und ein Hühnerfresser

22. Jänner 2020

Der Einstieg in Honduras hat uns in Copán schon einmal sehr gut gefallen. Jetzt sind wir gespannt wie es weitergeht. Unser mulmiges Gefühl hat sich schon ein wenig gelegt. Ganz weg ist es aber noch nicht. Obwohl uns die Leute hier immer weider versichern, dass es außerhalb der beiden großen Städte sicher ist.

unser Ein-Zimmer Apartment

Heute fahren wir ins Landesinnere zum Lago Yojoa. Wir wollen eine Wanderung im Nationalpark Cerro Azul machen, das geht angeblich ohne Führer. Howard gibt uns beim Verabschieden noch einen Tipp zur Route. Wir sollen die kleinere Straße via Santa Barbara nehmen, das ist zwar um gut 40km weiter, aber angeblich schöner mit viel weniger Verkehr.

von Copán nach Peña Blanca – 271km

Aber schon der erste Teil der Strecke ist ein Traum. EIne super Straße mit schönen Kurven und fast überhaupt kein Verkehr. Dafür aber Berge und wunderschöne, saftig grüne Landschaft. Leider sind wir wieder zu faul um öfter stehenzubleiben und Fotos zu machen. Der Tipp von Howard hat sich auch sehr bewährt und wir sind froh, dass wir den Umweg in Kauf genommen haben. Bis jetzt sind wir von Honduras total begeistert. Was den Eindruck ein wenig trübt, sind die Müllabladeplätze, direkt neben der Straße. Fast regelmäßig alle paar Kilometer, findet sich so eine wilde Deponie mitten in der traumhaft schönen Natur.

Auch heute finden wir unterwegs wieder ein nettes Cafe, in dem es eine gute Espressomaschine gibt. Das fällt uns sehr positiv auf. Der Nachteil dabei, es steigt damit auch unser Kuchenkonsum 😉

Wir umrunden den halben See, bis wir in Peña Blanca auf eine kleine Nebenstraße abbiegen, an der die Siedlung mit unserem Quartier liegt. Teilweise ist die Straße sehr gut, dann aber wieder extrem schlecht mit Schotter und tiefen Löchern. Warum diese kurzen Stücke nicht ausgebessert werden, ist uns ein Rätsel.

In Los Naranjos finden wir das Haus, in dem die Gastgeber wohnen. Hannes parkt das Motorrad gleich unter dem Vordach. Ein wenig voreilig wie sich herausstellt. Unsere Cabaña liegt ein paar hundert Meter weiter in einem Garten. Soweit wollen wir unser Zeug nicht schleppen.

Zufahrt zu unserer Cabaña

Es muss in den letzten Tage ziemlich stark geregnet haben, weil der Boden sehr tief ist. Direkt neben der Hütte ist es besonders schlammig. Hannes bleibt fast stecken und der Hinterreifen spritzt nur mehr Schlamm anstatt das Motorrad zu bewegen. Also schieben wir die BMW ein paar Meter bis es wieder einigermaßen fest ist und parken direkt beim Eingang.

Die Hütte ist zwar innen ein wenig dunkel, dafür aber sehr geräumig. Einziger Wehrmutstropfen, es gibt überhaupt kein Geschirr. Dabei hätten wir uns schon auf selbstgemachtes Frühstück gefreut. Wir organisieren uns aber zumindest Tassen, damit wir wenigstens Tee machen können.

in Los Naranjos

Ein paar hundert Meter entfernt gibt es eine Lodge, mit angeschlossener Minibrauerei. Eigentlich ist das die Standardabsteige für die meisten Tourist*innen hier. Alle Touren die es in der Umgebung gibt werden hier angeboten. Und es ist das einzige Lokal in Gehweite, in dem wir Abendessen können. Zum Frühstücken haben wir ein kleines Cafe entdeckt, das gleich neben uns über der Straße liegt.

Wir informieren uns über die Touren, und tatsächlich wird auch hier gesagt, dass man die Panacam Wanderung im Cerro Azul alleine machen kann. Das ist unser Plan für Morgen.

23. Jänner 2020

Die Anfahrt zur Panacam Lodge, wo die Wanderung startet, machen wir mit TukTuk und Bus. Vorher stärken wir uns noch im Cafe mit einem guten Cappuccino. Zuerst nehmen wir ein Tuktuk nach Peña Blanca, wo wir in den öffentlichen Bus umsteigen, der uns bis La Guama bringt. Der Bus kostet pro Person 20 Lempiras (ca. 80 Cent). Der Bursche, der das Geld während der Fahrt von den Fahrgästen einsammelt, ist ein Schlitzohr. Er hat angeblich einen 5er zuwenig zum herausgeben und vertröstet Hannes auf später. Beim Aussteigen, hat er sich dann schnell auf die Seite verdrückt und so ein kleines Trinkgeld eingeheimst. Bei dem Betrag ist das für uns nicht weiter tragisch. Für das letzte Teilstück nehmen wir wieder ein Tuktuk und wir vereinbaren mit dem Fahrer gleich wieder eine Uhrzeit fürs Abholen.

am Start der Wanderung

Wir zahlen in der Lodge die Gebühr für den Nationalpark, 150 Lempiras pro Person, und dann starten wir die ca 4-stündige Wanderung. Schon die Anfahrt mit dem Tuktuk war wunderschön, aber hier im Dschungel ist es noch besser. Wir sind komplett alleine, der Parkplatz ist komplett verwaist. Gleich zu Beginn gibt es eine Aussichtsplattform mit mehreren Ebenen zum Vögel beobachten. Je nach Höhe, können unterschiedliche Vögel beobachtet werden. Hier könnten wir locker einen halben Tag verbringen und in den Bäumen nach interessanten Vögel Ausschau halten.

Blick auf den Lago Yojoa und den Berg Santa Barbara

Die Wanderung führt uns bis auf über 1100m und wir kommen ordentlich ins Schwitzen. Dabei ist es zum Glück gar nicht sehr heiß. Aber die Luft ist relativ feucht. In der Höhe merken wir auch die Änderung in der Vegetation. Ab ca 1000m spricht man von Wolkenwald, der Wald ist hier schon deutlich lichter.

Bei ein paar Aussichtspunkten haben wir immer wieder einen traumhaften Ausblick auf den Lago Yojoa und den Santa Barbara, den zweithöchsten Berg von Honduras.

Hannes versucht immer wieder Spinnen, oder andere insteressante Tiere zu entdecken. Leider wird er heute nicht fündig.

Hannes auf Tiersuche
am höchsten Punkt auf 1120m

Ab jetzt geht es fast nur mehr abwärts bis wir zu einem Bach mit einem kleinen Wasserfall kommen. Dann ist es nicht mehr weit bis zum Ausgangspunkt. Wir kommen nocheinmal bei einem schönen Aussichtspunkt vorbei, der aber von zwei Arbeitern „besetzt“ ist, die sich hier ein wenig zum Ausrasten hingelegt haben. Die beiden sind die einzigen Menschen, denen wir auf der gesamten Runde begegnet sind. Wie es hier so üblich ist, haben beide eine Machete. Das wirkt doch auch irgendwie bedrohlich, obwohl sie beide nett grüßen und uns fragen, wie uns die Wanderung gefallen hat. Wir verweilen nicht lange und gehen recht schnell weiter.

In der Lodge gibt es eine schöne Terrasse, mit einigen Kolibri Futterstationen. Es schwirren sehr viele herum und setzen sich immer kurz wieder zum Trinken hin. Ein schönes Schauspiel.

Unser Tuktuk Fahrer ist sehr pünktlich und bringt uns zurück zum Bus. Er macht für uns einen kleinen Umweg zu einem Stausee, den er uns unbedingt zeigen möchte. Gleichzeitig wittert er die Möglichkeit sein Geschäft zu vergrößern indem er uns anbietet bis zum Quartier zu bringen. Der Preisunterschied zum Bus ist uns aber doch zu groß. Beim Zurückfahren, sitzen wir dann das erstemal in einem Chicken Bus. Der Bus ist eher leer als voll und die Fahrt recht angenehm.

Stausee beim Cerro Azul
Badegäste am Stausee

In Peña Blanca müssen wir wieder in ein Tuktuk umsteigen. Vorher wollen wir aber noch in einer Bank unsere letzten 200 Qutzales tauschen. Die haben wir leider beim Umtauschen an der Grenze übersehen. Bei jeder Bank steht ein bewaffneter Sicherheitsposten mit kugelsicherer Weste. Er fängt uns gleich ab und fragt was wir wollen. Wir erklären unser Anliegen und er meint, das geht nicht. Für einen Umtausch braucht man ein Konto. Hannes will ihm nicht so recht glauben und bittet ihn, dass wir trotzdem zum Schalter reindürfen. Er nickt milde und wir fragen drinnen nocheinmal. Tatsächlich die selbe Antwort, bzw. noch schlimmer. Auch mit dem notwendigen Konto werden nur US Dollar umgetauscht. Mal sehen ob wir das Guatemaltekische Geld noch irgendwo anbringen können.

Wir gehen wieder zur D&D Brewery Abendessen und reservieren für Morgen Früh eine Tour zum Vogelbeobachten. Die Tour startet im Morgengrauen, also müssen wir schon um dreiviertel sechs hier beim Treffpunkt sein.

24. Jänner 2020

Der Wecker läutet gnadenlos um 5:20. Dabei haben wir gestern Abend noch vergessen einen Alarm einzuschalten. Aber zum Glück ist Hannes in der Nacht aufgewacht und hat das nachgeholt. Schnell anziehen und im Dunkeln zum Treffpunkt bei der Brauerei gehen. Dort bekommen wir noch einen schnellen schwarzen Kaffee aus der Thermoskanne von unserem Guide Orlando und dann gehen wir zum Kanal, wo sein kleines Ruderboot liegt, mit dem wir die Tour machen.

Orlando rudert uns

Die Morgenstimmung am Kanal ist herrlich. Alles ist ruhig und verschlafen, nur die vielen Vögel hören wir kräftig rufen. Orlando kann die meisten anhand des Rufes identifizieren und wir lernen viele neue Vogelarten kennen, die wir uns alle gar nicht merken können. Wir sehen drei verschiedene Kingfisher, Papageien, viele Reiherarten, einen Motmot (die auf Deutsch die wunderbare Bezeichnung Sägeracken tragen, der Name kommt eher aus dem Deutschen jenseits des Weißwurstäquators), Enten und einige mehr. Die meisten Vögel wollen sich leider nicht fotografieren lassen, kaum kommen wir näher, fliegen sie auf und sind weg.

Grünreiher

Bei der Rückfahrt plaudern wir ein wenig mit Orlando und erfahren, dass die Mehrzahl der Tourist*innen im Landesinneren angeblich aus Europa und nicht wie wir gedacht hätten aus den USA kommen. Auf den Karibikinseln, insbesondere auf Roatán ist es anders. Hier ist angeblich alles fest in US-amerikanischer Hand. Am Wochenende kommen auch viele Gäste aus den beiden großen honduranischen Städten. Diese Gäste sind aber weniger an der Natur, als viel mehr an Partys interessiert. Schade, dabei ist es hier um den Lago Yojoa wirklich traumhaft schön.

Orlando gibt uns noch den Tipp, dass es gleich beim Kanal einen Park gibt, in dem man schön spazieren kann. Das wird heute unser Nachmittagsprogramm. Vorher stärken wir uns noch bei einem späten Frühstück und bringen unserer Gastgeberin unsere Wäsche zum Waschen. Dabei zeigt sie uns ganz stolz ihren großen Garten, in dem es neben vielen verschiedenen Obstbäumen auch Kakaubäume und Kaffeepflanzen gibt.

Kakao Hülsen
reife Kakao Frucht

Der Eingang zunm Park ist nicht weit von unserer Hütte entfernt und wir sind gleich wieder mitten in einem üppig grünen Regenwald. In der Nähe des Sees wird gerade ein Boardwalk gebaut, der ungefähr zur Hälfte fertig ist. Wir gehen das fehlende Stück am Boden und die Arbeiter lassen uns dann ihre Leiter benutzen, damit wir wieder auf den Holzsteg raufkommen.

Am Waldrand gibt es noch einen hölzernen Aussichtsturmn zur Tierbeobachtung. Oben steht alleine ein junger Mann mit Fernrohr. Plötzlich rennt er aufgeregt nach unten und ruft „Mica“ und deutet ins Gebüsch. Hannes sieht dann auch eine größere Schlange, die sich gerade davonmacht. Wir gehen schnell runter und reden mit dem Mann, der uns sagt, dass die Schlange noch irgendwo hier ist und auf einen Baum geklettert sein muss. Wir suchen gemeinsam, bis wir sie ganz oben in den Wipfeln entdecken. Auf Deutsch heißt die Schlange Hühnerfresser, wieder so ein komischer Name.

Hühnerfresser
Schlangenbeobachtung

Wir beobachten sie zusammen eine Weile, bis sie sich wieder auf den Weg nach unten macht. Gleich daneben entdecken wir noch einen Leguan im Baum und hoffen, dass die Schlange ihn angreifen wird. Daraus ist aber nichts geworden. Wir plaudern noch ein wenig mit dem Mann, der uns erzählt, dass er Biologie studiert und gerne hierher zur Tierbeobachtung kommt. Es gibt angeblich auch Boas hier. Die würden wir auch sehr gerne sehen.

Wir kommen aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Honduras ist bisher eine einzige positive Überraschung für uns.

Menü schließen