30. Jänner 2020
In der Früh steht unser Motorrad unversehrt da und nichts ist passiert. Wir waren wirklich ziemlich abgeschieden in dem Minihaus. Angeblich ist bei der Übernachtung ein Frühstück inkludiert. Also auf ins Restaurant, wo außer uns niemand ist. Inkludiert ist aber nur der Kaffee bzw. der Tee. Also bezahlen wir für den Rest und haben wieder einmal ein traditionelles Frühstück: Eier, Kochbananen, Reis mit Bohnen und ein Stück Käse, dazu Tortillas. Für Andrea bedeutet das, nur Eier, der Rest schmeckt ihr nicht.
Bis zur Grenze sind es noch ungefähr 70km. Die letzte Stadt in Honduras an der wir vorbeikommen ist Danlí. Davor dürfen wir nocheinmal durch eine Baustelle und haben das Pech, dass ein Stück vor uns gerade der Boden gewässert wird. Jetzt staubt es zwar nicht mehr, dafür spritzt aber unguter Straßenbelag durch die Gegend. Also warten wir einen günstigen Moment ab, um schnell den Spritzwagen zu überholen. Dem Mann mit dem Schlauch ist es ziemlich egal ob Mopeds oder Motorräder vorbeifahren, er spritzt einfach im Takt links, rechts.
Die Grenze kündigt sich schon ein paar Kilometer davor an. Am Straßenrand stehen viele LKWs aufgereiht. Wir vermuten, dass sie alle auf die Zollformalitäten warten müssen. Wobei es für die Fahrer, die ganz hinten in der Schlange stehen, ein ziemlich weiter Weg bis zu den Schaltern ist.
Wie gewohnt, müssen wir zuerst die Ausreise aus Honduras erledigen und das Motorrad exportieren. Auch wenn die Zollbeamtin ein wenig lustlos agiert, geht es recht zügig. Es ist nichts zu bezahlen und wir wechseln unsere restlichen Lempiras in nicaraguanische Cordobas. Mit ein wenig verhandeln nimmt der Geldwechsler sogar unsere letzten Quetzales aus Guatemala. Den eher schlechten Wechselkurs können wir verschmerzen. Jetzt fahren wir ein kleines Stück durch den Schranken ins Niemandsland zu den Nicaraguanischen Behörden.
Dort treffen einen Motorradfahrer aus Honduras, der auch nach Nicaragua, zu einem Zentralamerikanischen Motorradtreffen fährt. Er kommt aus der Stadt San Pedro Sula, die bis vor wenigen Jahren die gefährlichste Stadt der Welt war. Zumindest was die Morde pro Einwohner*in betrifft. Trotzdem meint er lapidar, dass es in der Stadt nicht unsicher ist, wenn man ein paar Viertel meidet. Wir haben sie lieber ausgelassen.
Die Behörden sind hier in verschiedenen Hütten im Gelände ein wenig unübersichtlich verteilt. Zuerst müssen wir ein Einreiseformluar ausfüllen und davon eine Kopie machen lassen. Das Formular wird von einem Polizisten abgestempelt und dann geht es zu einem kurzen medizinischen Check mit Fieber- und Pulsmessen. Wir müssen hier zum ersten Mal unseren Impfpass zeigen.
Jetzt können wir endlich weiter zur Migración. Die Beamten nehmen es hier sehr genau. Zuerst wird der Onlineantrag, den man ca 10 Tage vor der Einreise ausfüllen muss, geprüft. Dann die Motorraddaten. Wenigstens machen die Beamten hier die Kopien von den Dokumenten selber. Wir wurden übrigens aufgefordert das Prozedere gemeinsam zu machen. Zum Glück können wir trotzdem unsere Sachen immer im Blick behalten.
Die Einreisegebühr müssen wir in US Dollar bezahlen, die Landeswährung wird nicht akzeptiert. Zum Glück haben wir aber noch ein paar Dollar für solche Fälle. Aber jetzt müssen wir unseren Vorrat wieder irgendwo aufstocken. Fast haben wir es geschafft. Die Desinfektion des Motorrades ist schnell erledigt und wir rollen zum Grenzbalken, wo wir nocheinmal 33 Cordobas pro Person als Einreisesteuer bezahlen müssen. Gleichzeitig mit der Kontrolle der Papiere können wir direkt beim Schranken die obligatorische Motorrad-Versicherung kaufen. Weil direkt dahinter ein kleines mobiles Versicherungsbüro dafür aufgebaut ist. Die Haftpflichtversicherung gilt ein knappes Monat und ist mit umgerechnet 11€ recht günstig. Nach 2 Stunden haben wir es endlich geschafft und sind im Land 7, in Nicaragua.
Die Straße kurz nach der Grenze Las Manos ist in einem super Zustand und es geht kurvig bergab. Gleichzeitig wird es immer trockener und heißer. Das Thermometer klettert bis auf 35 Grad, zum Glück ist die Luft recht trocken und damit ist es einigermaßen erträglich. Viele Bäume haben momentan keine Blätter und nur ein paar rosa Blüten.
Wir kommen wieder einmal auf die „offizielle“ Panamericana und fahren bis Estelí zu unserem Airbnb. Auf die Frage, wo wir unser Motorrad parken können, erhalten wir diesesmal eine interessante Antwort: „Ihr könnt es in das Geschäft stellen, es stört auch nicht während der Öffnungszeiten“. Also parken wir diesesmal zwischen Medikamenten und Salben in einer Farmacia.
Wir haben ein sehr schönes, großes Zimmer, in dem sonst die Gastgeberin wohnt. Überall stehen ihre persönlichen Sachen. Gerade so, als wäre sie nur kurz aus dem Zimmeer gegangen. Es fühlt sich wieder einmal sehr komisch an, mitten in die Privatsphäre fremder Menschen einzudringen.
31. Jänner 2020
Heute wollen wir nocheinmal die Stadt erkunden und für Morgen eine Tour in das Naturschutzgebiet Miraflor buchen. Wanderungen sollten dort nur mit Führer*innen unternommen werden, weil die Wege nicht markiert sind, und man oft private Weiden überqueren muss. Die An- und Rückreise wollen wir mit dem öffentlichen Bus machen.
Die ganze Stadt ist voll mit schönen Graffitis. Die Bewohner von Estelí sind offensichtlich auch stolz auf ihre Murales, wie die Mauern mit Bildern her genannt werden. Auch der Sohn unserer Vermieterin hat bei ein paar Bildern mitgemalt. Leider sind diese Murales ein wenig zu weit weg für uns. Wir sehen aber dann ein paar Handybilder davon, sehr begabt.
Wir brauchen auch wieder eine neue SIM Karte für Nicaragua. Diesesmal bleiben wir dem Anbieter Claro treu und holen uns in einem offiziellen Claro Shop die Karte. Für die Karte selbst müssen wir nichts zahlen. Während die Mitarbeiterin unsere Karte aktiviert, empfiehlt sie uns, in den Shop nebenan zu gehen und dort das Prepaid Paket mit Daten und Gesprächsguthaben zu kaufen. Warum wir das in einem anderen Geschäft machen sollten, haben wir bis jetzt nicht verstanden. Egal, wir bezahlen in dem kleinen Laden, gehen zurück in den Claro Shop und nehemen die aktivierte SIM in Empfang. Es funktioniert alles wie gewünscht, also hinterfragen wir das Prozedere nicht weiter. Leider ist die maximale Gültigkeit der Prepaid Pakete mit 15 Tagen beschränkt, weil wir gut drei Wochen in Nicaragua sein werden, müssen wir später irgendwo die Karte nocheinmal aufladen.
Hannes macht gerade ein paar Fotos, als im Park ein US-Amerikaner vorbeikommt, Hannes mit seinen Sandalen kurz mustert und dann meint: „you’d better be a Republican“. Der blasierte Idiot hätte eine ordentliche Antwort verdient, aber Hannes hatte sich im Griff.
In einem Hostel, in dem auch eine Non-Profit Reiseagentur, die Treehuggers, untergebracht sind, buchen wir unsere Tour in den Miraflor Nationalpark morgen. Wir bekommen Gutscheine für Frühstück, Mittagessen und für unseren Führer, der uns bei der Busstation abholen wird. Es gibt nur zwei Busse in der Früh, einen um halb sechs und einen um sechs Uhr, wobei der spätere einen weiteren Weg fährt und uns daher empfohlen wird den ersten zu nehmen. Also heißt es morgen wieder einmal sehr zeitig aufstehen.
1. Februar 2020
Zum Glück wachen wir rechtzeitig auf. Hannes hat zwar den Wecker gestellt, aber nicht so richtig. Beim Einschalten hätte man den Wecker extra für Samstag und Sonntag nocheinmal aktivieren müssen, sonst läutet er nur unter der Woche. Aber alles ist gutgegangen.
Im Dunkeln machen wir uns auf den Weg und halten das erste Taxi an, um zum Busbahnhof zu kommen. Der Taxifahrer raucht ungeniert während der Fahrt, das ist um kurz nach 5 auf nüchternen Magen ziemlich grauslich. Wenigstens dauert die Fahrt nicht lange und wir warten mit anderen auf den Chicken Bus, der kurz nach halb sechs kommt. Der Bus ist schon komplett voll und wir bekommen nur mehr Stehplätze. Das wird anstrengend! Außer uns ist noch ein zweites Touristenpaar im Bus, sonst nur Einheimische. Nach 15 Minuten Wartezeit starten wir. Die ersten paar Kilometer fahren wir noch auf einer Asphaltstraße und es rumpelt nur bei den wenigen Túmulos. Ab dann geht es auf einer Schotterstraße weitere knapp 2h den Berg hinauf. Und die Fahrt ist wirklich extrem anstrengend. Wir wundern uns immer wieder wie die Busse und vor allem die Busfahrer das aushalten. Zwischendurch hält der Bus. Offensichtlich haben wir einen Reifenschaden. Der Fahrer und seine zwei Helfer haben den Reifen in ca. 15 Minuten gewechselt.
Wir haben uns für eine Wanderung in der höchsten Zone auf ca 1300m entschieden, müssen also fast ganz bis zur Endstation fahren. Beim Aussteigen sind wir regelrecht erleichtert, denken aber auch schon mit Schrecken an die Rückfahrt, bei der wir das ganze noch einmal erleben dürfen. Unser Führer Agosto wartet schon auf uns und wir gehen zusammen zu einer Finca, bei der wir ein einfaches traditionelles Frühstück bekommen. Die Leute leben hier in extrem einfachen Verhältnissen, die sich bei uns in Österreich die wenigsten vorstellen können.
Agosto erklärt uns beim Wandern einiges über das Naturschutzgebiet und die Menschen, die hier leben. Neben dem Wandern können wir auch unser Spanisch verbessern bzw. üben. In den höheren Regionen werden viele Kartoffel und Kaffee angebaut, während es weiter unter eher Getreide gibt. Es ist erstaunlich wie unterschiedlich die Flora hier oben ist. Wir gehen ein Stück durch den Regenwald und im Gegensatz zu den komplett ausgetrockneten braunen Feldern unten, ist hier oben alles saftig grün und feucht.
Bevor wir auf dem Weg nach unten in die mittlere Zone des Naturschutzgebietes gehen haben wir Glück und entdecken eine Brüllaffenfamilie in einem Baum beim Fressen. Wir beobachten die Affen, kommen aber leider nicht wirklich richtig nahe heran.
Unser Ziel ist wieder eine Finca, bei der wir ein spätes Mittagessen bekommen. Es gibt wieder Reis mit Bohnen. Wir sind um halb zwei da und angeblich kommt der Bus um ca drei Uhr vorbei. Letztlich müssen wir aber bis halb vier warten. Wir sitzen bei der Familie mitten im Hof und bekommen das Familienleben hautnah mit. Und mit unseren beschränkten Spanischkenntnissen gehen uns langsam aber sicher die Gesprächsthemen aus. Während Hannes in einer Hängematte ein bisschen ausruht, macht Andrea mit der Hausherrin tapfer Smalltalk.
Bei der Rückfahrt haben wir wenigstens einen Sitzplatz, aber die Rumpelei ist natürlich die selbe. In Estelí sind wir wieder froh, als wir aussteigen. Aber trotz der anstrengenden Busfahrten war es ein wunderschöner Ausflug.
Am Hauptplatz lassen wir uns noch die Schuhe putzen, die danach wie frisch lackiert aussehen. Ob die ganzen Putzmittel gut für die Schuhe sind bzw. ob die Wasserdichtheit darunter leidet, werden wir sehen.
Morgen ist jedenfalls ein großer Tag für uns. Wir treffen unsere beiden Kinder in Granada und sehen sie nach einem halben Jahr wieder. Wir freuen uns schon sehr darauf!