🇳🇮 Tag 187 bis 190 – Wiedersehen mit den Kindern

2. Februar 2020

Heute ist es endlich soweit. Nach ziemlich genau 6 Monaten werden wir unsere Kinder wiedersehen. Der Treffpunkt ist in unserem nächsten Quartier in Granada. Wir müssen uns also noch bis zum Nachmittag gedulden.

von Estelí nach Granada – 172km

Wir bereiten unser Müsli für das Frühstück und sehen, dass unser Joghurt leer ist, den wir gestern gekauft und in den Kühlschrank gestellt haben. Zur Sicherheit fragen wir Carmen, unsere Gastgeberin. Das löst fast ein mittleres Drama aus. Sie entschuldigt sich 100-mal und weckt ihren Sohn, der am Sonntag sicher noch gerne länger geschlafen hätte. Trotz unseres Protestes, muss er mit dem Moped in den Supermarkt fahren und Ersatz besorgen. Wir hätten ja einfach was anderes gegessen, aber für Carmen war es richtig schlimm.

Gast beim Frühstück

Beim Packen hören wir eindeutig einen österreischischen Akzent von einem spanischsprechenden Mann. Wir schauen kurz runter und begrüßen das Paar. Er ist ursprünglich aus Linz und in der Pension mit seiner Frau nach Nicaragua ausgewandert. Sie stammt aus Estelí und wollte wieder zurück zu ihrer Familie. Er genießt sichtlich, unseren österreichischen Akzent. Wir plaudern ein wenig und dann verabschieden wir uns endgültig von Carmen. Wir sind sehr aufgeregt und können es kaum erwarten, in Granada die Kinder wieder zu sehen.

Abschied von Carmen

Die Fahrt ist nicht weiter spannend, dafür wird es ordentlich heiß. Das Thermometer klettert wieder unbarmherzig auf 35 Grad. Und wir haben sehr starken Seitenwind, der das Fahren mühsam macht. Das wird sicher eine ziemlich wackelige Landung für Lisa und Patrick. Die beiden haben sowieso Flugangst und das wird nach der langen Anreise nocheinmal schlimm für die beiden werden.

Wir kommen realtiv nahe am Flughafen in Managua vorbei und machen in einem Lokal an der Straße Pause. Kurz nach dem Essen ruft uns Patrick ziemlich aufgelöst an. Die beiden können nicht einreisen, weil sie kein Bargeld für die Einreisegebühr haben. Und der Bankomat akzeptiert ihre Karten nicht. Wir sind zum Glück nur eine halbe Stunde entfernt. Und könnten schnell hinkommen und die beiden auslösen. Vorher versucht Hannes noch zu klären, ob der Fahrer vom Shuttle den wir organisiert haben, den beiden das Geld borgen kann. Er kann, sehr gut. Zehn Minuten später sind die beiden durch die Grenzkontrolle und im Shuttle. Jetzt ist es nur mehr eine gute Stunde bis zum Wiedersehen.

Mittagspause

Heute ist wieder sehr wenig los auf den Straßen. Auch in Granada sind wir schnell im Zentrum und bei unserem Quartier. Das direkt ums Eck bei der Kathedrale liegt. Keine Viertelstunde später kommen Lisa und Patrick an, sichtlich geschlaucht von der extrem langen Anreise. Trotzdem ist die Wiedersehensfreude sehr groß!

Tatsächlich war die Landung ein Horror. Der Pilot musste beim ersten Landeversuch sogar durchstarten. Dann machte er die Durchsage, dass er es noch einmal versucht, sollte es wieder nicht klappen, müsse er nach San Jose in Costa Rica weiterfliegen. Die beiden hatten schon Angst in Costa Rica zu stranden bzw. wäre das von dort nocheinmal eine 8-9 stündige Busfahrt gewesen.

Unsere Kinder wollen gleich am ersten Tag möglichst lange durchhalten, und den Jetlag möglichst früh besiegen. Also brechen wir noch zu einem kleinen Spaziergang durch die Stadt auf. Wie in allen Kolonialstädten gibt es eine Kathedrale mit einem Park davor. In Granada wirkt das Zentrum sehr gepflegt und es gibt viele schöne Kolonialbauten. Hier merken wir wieder deutlich mehr Tourismus. Und natürlich haben wir eine Menge Familienfotos 🙂

Kathedrale von Granada
was wird da inspiziert?

Am Abend haben wir dann noch eine heiße Diskussion mit anschließendem Streit geführt. Das gehört auch zum Familienleben dazu.

3. Febraur 2020

Für heute Nachmittag haben wir eine Tour zum Vulkan Masaya gebucht. Sonst lassen wir es ruhig angehen und drehen eine große Runde durch die Stadt. Mit unserem Quartier haben wir großes Glück. Es liegt mitten im Zentrum und ist trotzdem eine Oase der Ruhe. Es gibt zwei große Innenhöfe in denen man gut sitzen und chillen kann. Außerdem haben wir eine gut ausgestattete Küche, in der wir uns selbst Frühstück machen können.

Neben den Gästen wohnen auch noch vier sehr süße Katzen hier. Die Kinder haben sie sofort ins Herz geschlossen und die Katzen werden mit vielen Streicheleinheiten beschenkt. Die schwarz-weiße Sylvia mag angeblich überhaupt keine Gäste, nur zu Patrick ist sie freiwillig auf den Schoß gesprungen. Lisa wurde von der grau-weißen Sophia adoptiert.

In der Kirche „La Merced“ können wir auf den Turm steigen und haben eine super Aussicht über die Stadt und auf die nahen Vulkane, die sich aber wie üblich zum Teil hinter Wolken verstecken.

Iglesia la Merced
Blick auf die Kathedrale
Blick auf den Vulkan Mombacho

Am Markt war zur Mittagszeit zum Glück nicht sehr viel los. Hier ist es ziemlich eng und ein starker Kontrast zu den touristischen Lokalen im Zentrum. Hier kann man nicht nur Lebensmittel, sondern so gut wie alles kaufen, was es auch in Geschäften gibt. Dieses Angebot wird scheinbar immer noch von vielen Menschen genutzt.

Als letztes Ziel steuern wir den Lago Cocibolca an. Über eine breite Straße, die im Zentrum noch als Fußgängerzone geführt ist geht es zum See. Links und rechts gibt es einige Lokale zum Draußensitzen. Sieht so aus als ob sich hier das Nachtleben von Granada abspielt. Jetzt, tagsüber ist allerdings tote Hose. Auch am See ist praktisch keine Menschenseele.

Iglesia Guadalupe
Malecon von Granada

Bei der Abholzeit für die Vulkantour haben wir uns um eine Stunde geirrt, sind also schon zu früh im Quartier zurück. Das machts aber nichts, so können wir noch ein wenig im Schatten entspannen. Pünktlich um halb fünf werden wir abgeholt und fahren zum Nationalpark Masaya. Beim Gate bezahlen wir den Eintritt und können uns dann im kleinen Museum einen Überblick über die Geschichte der Vulkane in Zentralamerika verschaffen. Von den insgesamt 19 Vulkanen sind noch 7 aktiv und ein paar davon sind vor nicht einmal 10 Jahren ausgebrochen.

Kurz vor der Dämmerung fahren wir das letzte Stück hoch bis zum Krater, den man direkt neben dem Parkplatz besichtigen kann. Es sind einige Leute hier, aber es ist nicht dramatisch überlaufen, dafür dass der Vulkan so einfach zu besichtigen ist.

Die Atmosphäre in der Dämmerung ist gigantisch. Aus dem Vulkan steigen Rauchschwaden auf und schaffen eine mystische Stimmung. Dazu können wir im Krater das glühende und blubbernde Magma sehen. Wirklich ein einmaliges und unvergessliches Erlebnis.

4. Februar 2020

Wir sind auch nach der zweiten Nacht wieder überrascht, dass wir in dem Zimmer ohne Klimaanlage recht gut schlafen können. In der Nacht kühlt es sicher nicht auf unter 25 Grad ab, aber die Ventilatoren schaffen trotzdem ein erträgliches Raumklima.

Wir machen am Vormittag einen gemütlichen Spaziergang und versuchen noch ein paar neue Ecken von Granada zu entdecken und kommen zu einem kleinen, extrem dreckigen Bach, über den nur eine Holzbrücke führt. Dahinter sieht man nurmehr einige Baracken. Auf der Brücke stehen ein paar junge Männer herum und Hannes denkt sich nichts weiter und geht zu ihnen auf die Brücke. Die Männer sprechen ihn an und bieten ihm zuerst Weed an und dann noch einen Hundewelpen. Als Hannes sich umdreht, sieht er erst, dass der Rest der Familie nicht nachgekommen ist und ihm gestikulieren umzudrehen. Sie erzählen ihm, dass sie von einer Frau gewarnt wurden, dass der Teil der Stadt gefährlich ist und dass wir nicht über die Brücke gehen sollten. Zum Glück ist nichts passiert.

im Hintergrund die „gefährliche“ Brücke

Für den Nachmittag haben wir eine Bootstour durch die Isletas, das sind die vielen kleinen Inseln im Lago Cocibolca (Nicaraguasee) in der Nähe von Granada. Die Fahrt am See zwischen den Inseln ist sehr nett und abwechslungsreich und wir können wieder einige Vögeln beobachten. Wir haben Glück und sehen sogar zwei Fischadler. Wenn wir beim Blogschreiben, die deutschen Namen der Vögel nachschlagen, sind wir immer wieder erstaunt und belustigt wie sperrig die Namen auf deutsch klingen.

Suchbild – Gelbstirn Blatthühnchen
Fischadler
unser Guide
Rotbrustfischer

Ein fixer Teil dieser Bootstouren ist das Füttern von Affen. Zuerst treffen wir auf einen Kapuzineraffen, der ziemlich scheu ist, obwohl die Tiere hier wegen der Tourist*innen an die Anwesenheit von Menschen gewöhnt sind. Trotzdem holt er sich das Stück Banane und verzieht sich gleich wieder im Baum. Danach kommen wir zu einer weiteren Insel mit Klammeraffen, die deutlich weniger scheu, dafür um so dicker sind. Eine Schande, dass die Tiere hier so fettgefüttert werden.

ein richtiger Fettwanst

Unser Guide versucht ein paarmal sein Glück und will uns ein paar Zusatzservices verkaufen. Zuerst möchte er uns in ein Restaurant zum Essen bringen, wir lehnen aber dankend ab weil wir tatsächlich noch gar keinen Hunger haben. Später schlägt er vor uns ein ganzes Tagesprogramm für den morgigen Tag zusammenzustellen und bietet sich als Führer an. Als wir auch das ausschlagen, wirkt er doch ein wenig frustriert und spult den Rest seines Programms spürbar lustloser ab. Trotzdem zeigt er uns noch ein paar Fledermäuse auf einem Baum, die extrem gut getarnt sind.

Suchbild – Fledermäuse

5. Februar 2020

Heute ist der letzte Tag in Granada. Wir schauen uns die Möglichkeiten an, wie die Kinder morgen nach León kommen können. Eine sehr günstige Variante ist es mit dem Minibus via Managua zu fahren. Die Busstation dafür ist keine 10 Minuten entfert, perfekt.

In Nicaragua haben wir bisher mit Abstand die meisten Pferde- und Ochsenwägen gesehen. Diese einfachen Gefährte prägen hier das Straßenbild und sind auch in Granada stark verbreitet. Es hat uns ein wenig überrascht, dass es hier noch einfacher als in Honduras ist.

Den heutigen Tag wollen wir im Naturreservat Mombacho rund um den gleichnamigen Vulkan verbringen. Mit dem Chicken Bus fahren wir ein Stück aus der Stadt und nehmen dann zwei TukTuks für die letzten eineinhalb Kilometer zum Eingang ins Naturreservat. Der Eintritt ist kostet pro Person 20USD. Wir müssen uns für eine Wanderung entscheiden und wählen die längste, das kostet nocheinmal 6USD und wir müssen oben auch eine Führerin bezahlen.

am Weg zum Chicken Bus

Die 20 USD kann man sich sparen, wenn man nicht mit dem Shuttle den Berg hochfährt, sondern zu Fuß raufgeht. Allerdings ist der Weg nicht sehr spannend, und relativ steil. Wir werden zusammen mit sechs anderen mit einem Jeep, der bei den steilen Stücken seine Mühe hat, raufgefahren. Bei der Rangerstation müssen wir relativ lange auf unsere Führerin warten, bevor wir starten können. Hier oben hat es nur mehr ungefähr 20 Grad und wir sind fast permanent in den Wolken. Der Nebelwald ist dicht und saftig grün. Durch die Wolken ist es permanent feucht und sehr glitschig, sodaß wir beim Gehen sehr aufpassen müssen. Unsre Führerin wirkt sehr streng und gibt ein sportliches Tempo vor. Wenn wir zu lange stehenbleiben, gibt sie uns deutlich das Kommando, weiterzugehen:)

unsere Führerin

Wir gehen den Puma Trail, der rund um die Krater des Vulkans auf ca 1200 Meter geführt ist. Es ist ein permanentes Auf und Ab. Obwohl es nicht so heiß ist kommen wir wegen der hohen Luftfeuchtigkeit ordentlich ins Schwitzen. Immer wieder haben wir traumhafte Ausblicke, auf den Nicaraguasee, oder Granada. Nur Tiere sehen wir keine, es gibt angeblich sogar noch Pumas, die sich natürlich nicht blicken lassen. Erst ganz am Schluss unserer Wanderung werden wir belohnt. Unsere Führerin entdeckt ein junges drei-Zehen Faultier, das sehr gechillt in einem Baum schläft.

In der Nähe von einem Krater ist vor ein paar Jahren starker Schwefeldampf aufgestiegen und hat die komplette Vegetation vernichtet. Es stinkt immer noch ziemlich bestialisch und schaut sehr futuristisch aus.

Mit demselben Shuttle werden wir wieder runter zum Eingang des Parks gebracht. Hier warten schon die TukTuk Fahrer und wittern ihr Geschäft. Sie wollen uns sogar bis Granada bringen, aber wenigstens die Fahrt bis zur Hauptstraße zum Bus anbringen. Wir haben uns aber entschieden das Stück zu Fuß zu gehen. Einer der Fahrer ist besonders hartnäckig und fährt mindestens zehn Minuten neben uns her und wieerholt im Abstand von 1 Minute sein Angebot. Sehr nervig! Auf der Hauptstraße kommen dann wieder andere TukTuk Fahrer dazu und nerven uns gewaltig. Hannes erklärt ihnen mindestens zehnmal, dass der Bus viel günstiger ist und wir mit dem Bus fahren werden. Sie wollen aber nicht lockerlassen, erst als er ein wenig lauter wird verziehen sie sich. Im Endeffekt sind wir dann mit einem uralten Klappertaxi nach Granada zurückgefahren. Der Fahrer hat gehalten und uns ein Angebot zum Buspreis gemacht, er musste scheinbar sowieso zurück nach Granada.

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