11. Februar 2020
Obwohl der Strand traumhaft schön ist, sind wir nicht ganz unglücklich, dass wir unsere Hütte heute verlassen. Allzu erholsam waren die Nächte hier nicht, obwohl wir uns sogar einen extra Ventilator organisert haben. Das hört sich aber fast so an, als ob man neben einem Hubschrauberlandeplatz versucht zu schlafen.
Heute geht es wieder zum Nicaragua See, den wir schon von Granada und den Isletas kennen. Er ist je nach Betrachtungsweise der zweit- oder drittgrößte See Lateinamerikas mit einer Fläche die ungefähr einem Zehntel von Österreich entspricht. Im See gibt es eine große bewohnte Insel, auf der zwei Vulkane aufragen. Auf der Insel Ometepe wollen wir die nächsten vier Tage verbringen.
Die Entfernungen zwischen den interessanten Orten sind in Nicaragua nicht sehr groß. Das hat den Vorteil, dass wir keine zeitraubenden Zwischenstopps einlegen müssen. Für Lisa und Patrick sind die Ortswechsel auch recht einfach. Für heute haben wir wieder eine Fahrt mit einem Shuttlebus organisert, der sie direkt zur Fähre an den See bringt.
Bis auf den Norden von Nicaragua, gleich nach der Grenze zu Honduras, haben wir keine andere interessante Motorradstrecke gefunden. Auch heute gehts wieder gerade dahin. Alles ist extrem ausgetrocknet und braun verbrannt.
Unsere Mittagspause halten wir auf einem Parkplatz neben einem Supermarkt, weil wir kein Lokal gefunden haben. Nicht nur kulinarisch kein Höhepunkt, auch die Aussicht war eher bescheiden. In Rivas holen wir uns noch Bargeld vom Bankomat, damit wir für die Insel gerüstet sind.
Auf den letzten Kilometern zur Fähre hat unser TomTom wieder seine liebe Not. Hier sind sogar die Straßen falsch geocodiert. Wir fahren also laut Navi permanent zwischen den Straßen herum. Beim Hafen erfahren wir, dass in einer halben Stunde die nächste Fähre abfährt und kaufen uns gleich die Tickets. Das ist hier ein mehrstufiger Prozess und unnötig kompliziert. Bevor wir aufs Hafengelände dürfen, müssen wir eine Steuer für die Insel Ometepe zahlen, dann nocheinmal eine Steuer für Motorrad und dann erst können wir die Fährtickets kaufen. Für das Motorrad müssen wir das Ticket überhaupt erst am Schiff bezahlen. Das könnte man ein wenig einfacher gestalten.
Die Kinder melden sich und kommen angeblich auch bald zum Hafen. Das sollte sich noch für dieselbe Fähre ausgehen. Mit unserer Ticketerfahrung kommen sie schnell durch und wir sind gemeinsam am Schiff. Hannes muss das Motorrad am Rand neben einem LKW einfädeln. Dann wird es mit einem Tau einigermaßen gesichert, hoffentlich hält das. Der Wellengang im See ist ziemlich stark heute und wir werden bei der einstündigen Überfahrt ordentlich durchgeschaukelt. Länger hätte die Fahrt nicht dauern dürfen, Hannes ist wegen den Wellen schon ein wenig flau geworden.
Unser Quartier liegt im Hauptort der Insel, in Moyogalpa, etwas außerhalb des Zentrums. Wir haben zwei große Zimmer mit Klimaanlage und es gibt einen schönen großen Innenhof zum Sitzen und abhängen. Perfekt.
Ometepe ist einer der wenigen Orte in ganz Zentralamerika, wo man sich einen Roller zum Inselerkunden ausborgen kann. Wir erkundigen uns gleich bei unserem Gastgeber und bekommen die erste Preisauskunkt, 15USD pro Tag. Später im Ort ist es sogar noch ein wenig teurer, 15 USD tagsüber, oder sogar 20 USD für 24h. Wir zögern noch, aber Morgen früh wollen wir es fixieren.
Nach einem einfachen Abendessen kommen wir zurück ins Quartier und werden gleich nocheinmal vom sehr netten Gastgeber angesprochen. Er hat jetzt ein Angebot für zwei Scooter für 10 USD pro Tag, wenn wir drei Tage buchen. Das Warten hat sich also ausgezahlt, ein wirklich sehr guter Preis und wir schlagen zu. Morgen nach dem Frühstück bekommen wir die Roller.
12. Februar 2020
Beim Quartier ist Frühstück inkludiert, wir müssen uns also in der Früh um nichts kümmern. Es gibt wieder die übliche Auswahl: Traditionell, Obst oder Panquece. Ein wenig Abwechslung wäre nicht schlecht, ist aber nicht wirklich möglich.
Wie versprochen, werden in der Früh die Scooter vorbeigebracht. Wir checken sie auf Schäden und übernehmen die beiden Gefährte in unsere Obhut. Die Helme sind wie üblich eher zur Dekoration bzw. zum Ruhigstellen der Polizei, als zur Erhöhung der Sicherheit geeignet. Wir wollen aber trotzdem nicht unsere „guten“ Helme mitnehmen, die müssten wir irgendwie absichern, wenn wir die Roller stehenlassen.
Nach einer halben Stunde Fahrt bemerkt Andrea, dass ihr Roller, nicht ordentlich beschleunigt bzw bergauf kraftlos ist. Offensichtlich hat er irgendeinen Defekt. Sehr blöd, umdrehen wollen wir jetzt nicht mehr. Wir wollen es bis 10h zu einer Kakaofarm schaffen und bei der täglichen Führung mitmachen, die um 10h beginnt. Wir benachrichtigen den Vermieter und vereinbaren einen Austausch morgen Früh. Den Rest der Strecke müssen wir eben sehr gemütlich zurücklegen.
Wir kommen kurz nach 10h an. Die Führung hat gerade eben begonnen, aber wir können noch mitmachen. Die Kakaofarm wird von Expats betrieben und hat zum Ziel nur lokale Produkte zu verwenden und die gesamte Produktion bis zum verkaufsfertigen Endprodukt hier auf der Farm durchzuführen. Grundsätzlich gut, wäre da nicht auch ein esoterischer Beigeschmack, der bei den Erklärungen des Führers immer wieder durchschimmert.
Wir lernen trotzdem eine Menge über Kakao und über die Verarbeitung und können nach der Führung die eigenen Produkte verkosten. Es wird sogar ein Kakaotee serviert. Ein wenig süß, aber nicht so schlimm wie es sich anhört.
Weil wir noch nicht genug Kakao intus haben, gönnt sich Andrea gemeinsam mit Hannes ein großes Schokoeis mit flüssiger Schokolade. Schmeckt wirlich sehr lecker, ist aber auch entsprechend üppig. Danach sind wir wirklich satt.
Neben der Kakaoproduktion gibt es auch ein Hostel hier, das eindeutig eine Hippie Schlagseite hat. Wir hören von einem Typen, der von der heutigen Vergiftungssitzung in der Früh erzählt. Gegern Bezahlung trinkt man zuerst 3,5 Liter Wasser und nimmt dann irgendein Gift zu sich. Er hat sich nach dem Gift eine halbe Stunde richtig schlecht gefühlt. Anscheinend geht es darum, das gemeinsam zu erleben. WTF! Es gäbe für uns heute die Möglichkeit, an einer Kakaozeremonie teilzunehmen. Auch hier ist die Interaktion mit den anderen im Mittelpunkt. Wir verzichten.
Als wir wieder aufbrechen, sehen wir über uns in den Bäumen eine Brüllaffenfamilie. Es ist immer wieder nett, den Tieren beim Klettern in den Bäumen zuzusehen.
Der zweite Programmpunkt heute ist das „Ojo de Agua“, ein Badeteich im Dschungel, der quasi zu einem kleinen Freibad ausgebaut wurde. Eine Abkühlung können wir bei der Hitze alle gut vertragen. In dem Gebiet gäbe es sogar zwei kleine Wanderungen und eine Mountainbike Strecke. Obwohl das Radfahren bei der Hitze ziemlich anstrengend wäre.
Auf der Insel sind viele Tourist*innen mit Roller oder Mopeds unterwegs. Trotzdem ist es beim Badeplatz nicht überlaufen. Das Wasser ist angenehm frisch, aber nicht kalt.
Mitten im Wasser sitzt ein Kormoran und schaut dem Treiben zu. Zwei einheimische junge Männer versuchen den Vogel zu ärgern, bzw. mit der Hand zu erwischen. Hannes stellt sich im Wasser in den Weg, aber einer der beiden erwischt den Vogel trotzdem kurz mit der Han und stößt ihn vom Pfosten. Hannes sagt ihm daraufhin mit ein paar eindeutigen spanischen Begriffen seine Meinung. Das nagt an dem Kerl solange, dass er nach 10 Minuten zu uns rüberkommt und sich erklären möchte. Sein Argument, es ist ja nur ein Tier. Nach einem kurzen Gespräch gibt es Shakehands mit Hannes, aber wir glauben, er hat immer noch nicht verstanden warum wir sauer sind.
Am Rückweg queren wir mit den Rollern wieder ein kleines Flugfeld. Die Landebahn zeigt direkt auf den Vulkan Concepción. Es ist aber komplett verlassen hier. Keine Ahnung ob, und wie oft dieses Flugfeld überhaupt in Betrieb ist.
Das gemeinsam Rollerfahren macht allen richtig Spaß. Weil sehr wenig Verklehr ist, können wir auch recht entspannt unterwegs sein. Die lahme rote Ente hat zum Glück bis zum Abend durchgehalten. Trotzdem sind wir froh, wenn wir morgen ein schnelleres Gefährt bekommen.
Am Abend gehen wir noch Pizzaessen in den Ort. Es gibt nicht wirklich viel Auswahl an Lokalen, aber die Pizza hat überraschend gut geschmeckt. Im Quartier wird wie üblich noch eine Runde Karten gespielt, bevor wir uns mit der Klimaanlage im Zimmer abkühlen können. Warmwasser haben wir, so wie bisher in allen anderen Quartieren in Nicaragua auch hier nicht. Trotz der Wärme ist das Duschen und besonders das Haarewaschen immer eine kleine Überwindung.
13. Februar 2020
Wie versprochen, bekommen wir in der Früh ohne weitere Diskussionen einen neuen Roller. Obwohl die Miete so günstig ist, passt das Service. Heute fahren wir mit den Rollern zum Rio Istián wo wir eine Kanu Tour machen wollen. Den Großteil der Strecke kennen wir schon von gestern, aber kurz vor der Kakaofarm biegen wir diesesmal Richtung Südseite des zweiten Inselteils ab. Hier endet die Pflasterung der Straße. Zum Fahren ist es kein Problem, aber jedesmal, wenn uns ein Auto oder LKW entgegenkommt, werden wir ordentlich eingestaubt. Zum Glück dauert es nicht sehr lange bis wir bei der Kanuanlegestelle beim See ankommen.
Wir verhandeln ein wenig und bekommen einen Rabatt für uns vier. Auf einen Führer verzichten wir, obwohl einer sehr hartnäckig im Verkaufsgespräch war. Im Nachhinein bertrachtet war ein Führer absolut nicht notwenig. Wegen der Trockenzeit ist nur ein kleiner Teil des Flusses befahrbar und wir haben praktisch alles abgeklappert.
Wir bilden zwei starke Zweierteams aus Andrea und Patrick und Lisa und Hannes. Im Doppelkajak haben wir alle immer wieder dasselbe Problem. Wenn wir gemeinsam rudern, drehen wir uns bzw kommen aus dem Takt. Die beste Taktik ist also abwechselnd zu rudern. Ein kurzes Stück müssen wir am Seeufer entlang, dann geht es in die Flussmündung und das Wasser wird ruhiger. Ohne Motor durch die Natur zu gleiten macht richtig Spaß. Es ist traumhaft schön auf dem Fluss.
Im Rio Istián leben auch Kaimane. Leider bekommen wir keinen einzigen zu Gesicht. Dafür sehen wir wieder die üblichen Wasservögel und einen großen Schwarm grüner Papageien. Die Vögel sind nur sichtbar, wenn sie herumfliegen. Kaum sitzen sie auf den Bäumen, verschwinden sie in den grünen Blättern und sind praktisch nicht mehr auszumachen.
Natürlich sehen wir wieder ein paar Brüllaffen. Die sind offensichtlich sehr stark verbreitet in Nicaragua. Langsam aber sicher ist das nichts Besonderes mehr für uns.
Am Heimweg essen wir eine Kleinigkeit und sehen neben der Straße zur Abwechslung Kapuzineraffen. Diese Affen sind deutlich weniger scheu und wirken auf unseher agressiv.
Am Abend waren Lisa und Hannes noch guter Dinge und haben fleißig bei der großen Schokoeisportion mitgegessen. In der Nacht hat sich dann einiges getan…
14. Februar 2020
Heute haben wir zwei Ausfälle zu vermelden. Lisa und Hannes liegen flach. Beiden war in der Nacht sehr schlecht und heftiger Durchfall hat sich eingestellt. Wir glauben zuerst, dass wir etwas Schlechtes gegessen haben und stempeln den Salat den Lisa und Hannes gestern gegessen haben als Verursacher ab. Später stellt sich aber heraus, dass es wohl eher eine Darminfektion gewesen sein muss, weil Hannes schleppt es inkl. erhöhter Temperatur ein paar Tage mit.
Heute können die beiden jedenfalls nichts unternehmen und bleiben mehr oder weniger den ganzen Tag im Bett. Zum Glück haben wir ordentliche Zimmer mit Klimaanlage. Das macht es halbwegs erträglich.
Andrea und Patrick unternehmen zwei Ausflüge mit dem Roller und erkunden den Teil der Insel rund um den Vulkan Concepción, den wir gestern noch nicht gesehen haben. Richtung Norden ist auch hier die Straße ungepflastert. Es ist also nur das Stück Straße schön hergerichtet, auf dem die meisten Touristenattraktionen liegen. Die Insel wirkt sehr ländlich. Immer wieder sieht man Pferdewägen, Kühe und andere Tiere auf der Straße. Alle paar Minuten kommt uns ein mit Bananen vollgepackter Lastwagen entgegen. Und natürlich Touristen auf Roller. Die Runde um den Vulkan scheint sehr beliebt zu sein.
Hoffentlich sind Lisa und Hannes Morgen halbwegs fit und transportfähig. Wir müssen wieder weiter und zur letzten gemeinsamen Station aufbrechen.