🇳🇮 Tag 200 bis 204 – Stürmische Zeiten

15. Februar 2020

Kaum haben wir die Wiedervereinigung der Familie gefeiert, sind wir auch schon wieder auf dem Weg zur letzten gemeinsamen Station. Wir haben für den Ausklang ein paar ruhige, entspannte Tage am Pazifik geplant.

von Moyogalpa zum Playa Marsella – 43km

Hannes geht es heute zumindest ein wenig besser und wir haben zum Glück keinen weiten Weg. Google Maps zeigt die Fährverbindung bei der Route zwischen der Insel und dem Festland übrigens falsch an. Sehr komisch, weil auf der Karte die gestrichelte Linie richtig ist.

Wir verabschieden uns von unserem schönen Quartier in Moyogalpa und wissen jetzt schon, dass wir die Klimaanlage vermissen werden. Uns fällt auf, dass wir unsere Quartiere meistens erst bei der Abreise fotografieren. Damit sind die Bilder dann eigentlich im falschen Beitrag.

schöner, ruhiger Garten
Lisa und Patrick auf dem Weg zur Hauptstraße

Lisa und Patrick brauchen ein Mototaxi bis zur Fähre und machen sich auf den Weg zur Hauptstraße. Heute ist aber irgendwie nichts los und keines kommt vorbei. Also schicken wir, als wir mit dem Motorrad zur Fähre fahren, eines aus dem Ort zurück zur Unterkunft. Während wir auf die Fähre warten, verlängert Hannes unser Prepaid Paket beim Anbieter Claro, die man maximal für 15 Tage abschließen kann.

beim Verladen

Die Überfahrt ist wieder ein wenig unruhig, wegen dem starken Wind und der vielen Wellen. Für Hannes ist das heute eine besondere Herausforderung, weil er sowieso noch ein wenig krank ist. Wir kommen aber ohne Zwischenfälle an und können auf ruhigem Festland weiterfahren. Lisa handelt mit einem Taxifahrer einen guten Preis aus und wir können alle starten.

da schauen zwei nicht ganz gesund aus

Direkt bei der Fähre treffen wir noch ein kanadisches Paar, das auf einer KTM auf der Panamericana unterwegs sind. Nach den üblichen Fragen, woher, wohin, wie lange, fragt er Andrea, ob ihr das Mitfahren gefällt. Ein Blick auf seine Begleiterin sagt alles. Bei den beiden ist eindeutlig klar, wer die treibende Kraft für die Reise ist, und wer einfach nur mit dabei ist und anscheinend nicht viel Spaß hat.

Wir müssen unbedingt die Disziplin der Fahrer*innen in Nicaragua sehr positiv hervorheben. Das ist kein Vergleich zu Honduras. Hier sind einerseits deutlich weniger Fahrzeuge unterwegs und es fahren alle sehr gesittet. Wir haben kein einziges riskantes Überholmanöver gesehen. Schon interessant, dass sich das Fahrverhalten so drastisch vom Nachbarland unterscheidet. Dabei haben wir nicht mehr Polizeipräsenz auf den Straßen gesehen als bisher.

Die letzten 8km von San Juan del Sur zu unserem Quartier legen wir auf einer Schotterpiste zurück. Die Straße ist ganz ok, wenn nicht der starke Wind wäre. Bei jedem Fahrzeug werden wir komplett eingestaubt, ziemlich lästig. Das Taxi mit Lisa und Patrick fährt direkt vor uns, verpasst aber das Hotel und macht eine unnötige Extrarunde. Also sind wir die ersten und beziehen gleich unsere Bambushütte, die deutlich größer und besser ausgestattet ist als in Las Peñitas. Es gibt drei Hütten, die vermietet werden, einen schönen gepflegten Pool und einen großen Küchenbereich zum Kochen und Sitzen. Und das mitten im trockenen Urwald. Beim Aufwachen hören wir jeden Tag die Brüllaffen schreien.

Wir werden von einer jungen Frau begrüßt, die gemeinsam mit ihrem Freund für zwei Monate das kleine Hotel betreut. Kein schlechter Job, so wie wir das in den paar Tagen mitbekommen haben. Die Besitzerin ist Amerikanerin und gerade auf Heimatbesuch. Im Hotel wohnen auch drei sehr liebe und gutmütige Hunde, die wir sofort quasi adoptieren.

Max und Yogi für uns die „Semmelhunde“

Rund um das Hotel gibt es praktisch nichts, außer einem kleinen, sehr teuren Laden. Dafür haben wir heute Glück und es gibt sowas wie frisches Brot. Auch wenn es eher Weißbrot ist, sind wir dankbar für die Abwechslung.

16. Februar 2020

Der Wind ist permanent extrem stark. Die ganze Nacht hat es durch die Bambusstäbe gepfiffen und auch heute ist es eher noch stärker als schwächer geworden. Wir müssen in unserer Hütte zwe- dreimal pro Tag kehren, sonst sieht es aus wie auf einem Waldboden. Durch die Ritzen werden dauernd Blätter und Dreck reingeweht.

Laubboden

Am Pool lässt es sich herrlich faulenzen. Sonst haben wir nicht viel vor. Die anderen Gäste lassen sich kaum blicken, so dass wir die gesamte Anlage praktisch für uns alleine haben.

Langschwanzhäher bei der Papaya-Nachspeise

Am Nachmittag erkunden wir dann Playa Marsella, den ersten der beiden Strände, die in Gehweite sind. Es gibt eine Strandbar mit ein paar Leuten, aber sonst ist nicht viel los. Im Wasser ist überhaupt niemand, obwohl die Brandung durch die Bucht sehr schwach ist.

Playa Marsella
auf der Suche nach Tieren

Hinter ein paar Felsen haben sich zwei kleine Rochen verirrt und sind wegen der Ebbe im seichten Wasser eingesperrt. Sie bemühen sich redlich ins offene Meer zu kommen, schaffen es aber nicht und bleiben immer wieder an Felsen hängen. Hannes hilt den beiden über ein paar Stellen bis sie wieder frei schwimmen können.

Rochen
Rettungsaktion

Am Abend kochen wir und spielen eine Runde Karten. Wir haben wirklich Glück mit dem Quartier, ein perfekter Platz zum Entspannen.

unsere Hütte mit Terrasse

17. Februar 2020

Beim Nachrichtenlesen im Internet sind wir heute bei BBC über einen Artikel aus Honduras gestolpert. In der Stadt El Progreso wurde ein Bandenboss von falschen, schwer bewaffneten Polizisten aus dem Gerichtsgebäude freigeschossen. Durch diese Stadt sind wir vor gut zwei Wochen durchgefahren. Gut dass es da ruhig war.

Wir verbringen den Großteil des Tages wieder am Pool. Hannes fühlt sich wieder ein wenig schlechter. Die Infektion ist noch nicht ganz auskuriert.

Am Nachmittag machen Patrick und Hannes einen kleinen Spaziergang. Sie wollen den nahen Fluss erkunden. Allerdings ist jetzt in der Trockenzeit ein Großteil des Flusses ausgetrocknet. Und dort wo das Wasser beginnt ist der Weg leider mit einem Stacheldraht abgesichert.

Weil unser Motorradzeug schon ziemlich verschwitzt ist, nutzen wir die Gelegenheit und waschen die Sachen mit der Waschmaschine aus unserem Quartier. Wir haben genug Zeit dass alles trocknen kann, was bei dem starken Wind und der trockenen Luft aber ohnehin sehr schnell geht. Es ist jetzt der dritte Tag hier und es bläst immer noch anhaltend stark. Einige Böen haben sicher fast Orkanstärke.

Am Abend kocht Lisa ein leckeres Gemüsecurry. Die Pasta, die Hannes gestern gemacht hat, war eher ein Reinfall, weil wir statt Tomaten nur Ketchup bekommen und es erst beim Kochen bemerkt haben.

18. Februar 2020

Hannes hat leider immer noch erhöhte Temperatur und die Verdauung arbeitet auch nicht so wie sie sollte. Wir chillen also wieder in der Anlage und haben so viel Zeit zum Plaudern und Lesen.

unser Lounge Bereich
Hannes arbeitet am Blog

Am frühen Nachmittag werden wir plötzlich ganz aufgeregt von den Angestellten gerufen. Wir kommen zum Parkplatz ums Eck und sehen dass unser Motorrad liegt. Und zwar nicht nur seitlich, sondern so richtig auf dem Koffer. Wtf! Wie konnte das passieren? Die Windböen sind zwar extrem stark und mit der Abdeckplane könnte es theoretisch möglich sein. Aber irgendwie glauben wir nicht ganz, dass es ganz ohne Fremdeinwirkung passiert ist. Das Bike ist zwei Tage hier gestanden

Patrick hilft beim Aufheben und dann begutachten wir ob es einen Schaden gibt. Tatsächlich hat es den rechten Seitenkoffer erwischt. Er wurde beim Umfallen ordentlich eingedrückt. So eine Sch… Hannes organisiert einen Hammer und klopft die Beule so gut es geht mit der Hand aus. Wenigstens scheint die Halterung nichts abbekommen zu haben und der Deckel schließt auch noch fast ohne Klemmen. Sonst haben wir am Motorrad zum Glück außer einem Kratzer am Handprotektor keine weiteren Schäden entdeckt. Wir parken das Motorrad im Windschatten vom Haupthaus und lassen die Abdeckplane weg.

Koffer ausklopfen
der dicke „Freddie“

Am späten Nachmittag machen doch noch einen Ausflug zum Playa Maderas, dem zweiten Strand. Unterwegs sehen wir eine verletzte Schlange neben der Straße, die es nicht überleben wird. Kurz danach liegt dann noch eine tote Klapperschlange neben dem Weg. Die wurde mit Sicherheit erschlagen. So kurz hintereinander zwei Schlangen zu sehen, verunsichert zumindest Lisa und Andrea. Es scheint doch recht viele von diesen Viechern zu geben.

(wahrscheinlich) eine Peitschennatter

Den Strand erreichen wir nach der Überquerung eines steilen Hügels nach ungefähr 15 Minuten. Der Playa Maderas hat ein wenig mehr Infrstruktur als der Playa Marsella und ist deutlich attraktiver. Dafür sind auch ein wenig mehr Leute unterwegs. Sogar ein paar Surfer versuchen sich an den Wellen. Hier können wir wieder einmal einen perfekten Sonnenuntergang am Meer beobachten.

Am Heimweg legen wir unterwegs bei einem Hostel einen Zwischenstopp zum Abendessen ein. Hannes kann noch nichts essen, es geht ihm immer noch ziemlich mies. Zu Hause werden wir von einem etwas anderen Gast in der Küche erwartet. Die Kröte lässt sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen und spaziert seelenruhig durch die ganze Küche.

Besuch am Abend

Später schaut dann noch eine größere Spinne vorbei. Wir sind ziemlich sicher, dass es sich um eine kleinere Huntsman Spider handelt, haben aber im Dunkeln kein ordentliches Foto geschafft. Nachdem wir alle ziemlich ängstlich sind, was Spinnen betrifft, sind wir alle ab sofort sehr vorsichtig und checken die Schuhe und Kleidung vor dem Anziehen. Unsere Hütte bietet ja überhaupt keinen Schutz vor dem Eindringen dieser Tiere.

19. Februar 2020

Heute ist schon der letzte ganze gemeinsame Tag. Die drei Wochen zusammen sind wie im Flug vergangen. Alle spüren schon, dass Abschied in der Luft liegt.

Nach dem gemeinsamen Frühstück versorgen wir uns nocheinmal beim kleinen Geschäft mit ein paar Lebensmittel. Obwohl es teuer ist, ist es schon sehr praktisch, weil nur 5 Minuten entfernt. Einmal sind wir mit dem Motorrad die 8km Schotterpiste nach San Juan in den Supermarkt gefahren, das ist aber doch ein wenig umständlich.

unser Nahversorger

Patrick ist heute für das Kochen zuständig und macht Pasta mit Thunfisch. Wenn es nach Essen riecht, dauert es nicht lange und der „dicke Freddie“ kommt (so nennen wir den Hund der eigentlich Ta heißt).

der „dicke Freddie“

Wenigstens gehts Hannes heute schon deutlich besser. Ein paar gemeinsamen Poolbesuchen steht also nichts im Weg.

Weil uns der Playa Maderas so gut gefallen hat, spazieren wir am Nachmittag nocheinmal hin. Unterwegs sehen wir wieder einmal Brüllaffen in den Bäumen. Die gibts hier praktisch überall.

Der Wind hat übrigens auch am vierten Tag keinen Deut nachgelassen. Dort wo am Strand trockener Sand liegt, ist das Durchgehen richtig schmerzhaft. Wie tausend kleine Nadelstiche fühlen sich die vielen Sandkörner an.

Wir genießen nocheinmal einen traumhaften Sonnenuntergang bevor wir uns wieder einmal vom Pazifik verabschieden und auf den Weg zurück ins Quartier machen. Im Vergleich zur Karibik, hat es uns bisher immer am Pazifik besser gefallen. Mal sehen ob sich das in Costa Rica ändert, dort wollen wir zur Abwechslung auch wieder auf die Karibik Seite fahren.

Im Quartier spielen wir ein letztes Mal Karten und bekommen auch heute wieder Besuch von einem Tier. Eine junge männliche Vogelspinne macht sich in der Küche auf die Jagd nach Insekten. Sie ist nicht allzu groß, aber trotzdem grauslich mit den behaarten Beinen.

Wir beobachten sie eine Weile und dann beschließen Patrick und Hannes sich im Garten noch ein wenig umzusehen. Vielleicht finden sie ja noch andere interessante Tiere. Keine 5 Minuten später entdecken sie direkt unter unserer Hütte die Mama von der Spinne aus der Küche. Dieses Exemplar ist deutlich größer und sehr mobil. Gut dass wir diese Tiere erst am letzten Tag entdeckt haben. Jetzt ist fast ein wenig Panik in der Hütte und vor einem nächtlicher Klogang wird sehr lange abgewogen, ob es denn wirklich notwendig ist.

Menü schließen