29. Februar 2020
Beim Aufwachen hören wir ein fremdes Geräusch, das uns ganz entfernt an Trommeln erinnert. Es sind dicke Regentropfen, die aufs Dach trommeln. Andrea ist durch den Regen sogar in der Nacht geweckt worden. Wir können uns gar nicht mehr richtig erinnern, wann es das letzte Mal so richtig geregnet hat. Die saftig Grüne Flora hat eben ihren Preis.
Weil wir erst um 12:00 auschecken müssen, haben wir genug Zeit, vielleicht hört es ja doch noch auf. Wir setzen uns trotzdem zum Frühstück raus und nutzen die letzten Stunden zum Vogelbeobachten. Die Frau von Sanders hat heute Ananas rausgelegt und wir haben altes Brot dazugegeben. Das Brot haben zwei Langschwanzhäher innerhalb von 10 Minuten weggefressen. Die Ananas lockt aber eine sehr interessante Spezies. Es kommen zwei Montezumastirnvögel und vier sehr schöne Halsbandassari vorbei. Die kleineren Assaris haben trotz ihres großen Schnabels das Nachsehen und müssen sich mit ein paar Resten bengügen.
Zwischendurch hat es tatsächlich aufgehört zu regnen, also brechen wir gegen 11 Uhr auf. Aber kaum sitzen wir am Motorrad, tröpfelt es schon wieder. Und ein paar Kilometer weiter schüttet es aus vollen Kübeln. Wir müssen anhalten und uns seit langem wieder einmal unseren Regenschutz drüberziehen. Sehr mühsam! Zum Glück ist der intensive Schauer nach 15 Minuten wieder vorbei und die Sonne kämpft sich durch die Wolken.
Unser heutiges Ziel ist das Naturschutzgebiet Caño Negro, das im Norden an der Grenze zu Nicaragua liegt. Es gehört angeblich zu den drei wichtigsten Feuchtgebieten weltweit was die Artenvielfalt, insbesondere von Vögel, betrifft. Außerdem kann man Kaimane sehen. Es gibt nicht viele Übernachtungsmöglichkeiten und die wenigen sind teurer als unser Budget fürs Übernachten, aber wir wollen unbedingt hin.
Eine Front holt uns unterwegs nocheinmal ein. Diesesmal verzichten wir aber auf die Regenkleidung. Wir machen Pause am Straßenrand und stellen uns unter. Tatsächlich ist auch dieser Regenguss nach gut 15 Minuten vorbei.
Auf der heutigen Strecke ist sehr wenig Verkehr und wir kommen gut voran. In einem kleinen Restaurant machen wir Pause und essen ein Nudelgericht, das ganz ordentlich schmeckt. Dann gehts noch ein Stück auf der guten Asphaltstraße bis wir für die letzten 25 Kilometer auf eine Schotterpiste abzweigen. Uns ist immer wieder ein Rätsel wieso Leute Spaß daran haben auf Schotterpisten zu fahren und dabei ordentlich durchgerüttelt werden. Wenigstens staubt es heute wegen dem Regen nicht so stark.
Unser Hotel liegt direkt an der Lagune, die jetzt in der Trockenzeit deutlich kleiner und an vielen Stellen sogar ganz ausgetrocknet ist. Wir gehen noch eine kleine Runde spazieren und entdecken im Wasser in einiger Entfernung schon die ersten Kaimane und Rosalöffler im Wasser.
Der Garten des Hotels ist sehr schön wie ein kleiner botanischer Garten angelegt. Es gibt viele exotischen Pflanzen und Bäume, die auch beschildert sind. Und fast direkt über unserem Zimmer entdecken wir einen Klammeraffen, der oben in der Krone hängt und mit gekonnten Turnübungen an die scheinbar besonders schmackhaften Blätter kommt.
Andrea, der Besitzer des Hotels ist ein Italiener, der mit seinen Eltern vor 27 Jahren nach Costa Rica ausgewandert ist. Jetzt hat er auch eine große BMW in der Garagae stehen und ist damit schon durch ganz Costa Rica gefahren. Seit ein paar Jahren fährt er aber praktisch gar nicht mehr. Wir vereinbaren mit Andrea eine Bootstour durch die Lagune und am Rio Frio für Morgen Früh, wir sind schon gespannt, ob sich der Aufwand und die Kosten gelohnt haben.
1. März 2020
Wieder hören wir das Trommeln beim aufwachen und heute wissen wir gleich, es regnet wieder. Ziemlich ärgerlich, weil wir um 8 Uhr mit der Bootstour starten wollen. Wir frühstücken und sagen Andrea, dass wir ein wenig später los wollen, vielleicht haben wir ja Glück und das Wetter bessert sich. Um halb 9 beschließen wir zu starten. Wir haben schließlich unsere Motorradregenjacken, die heute zweckentfremdet werden. Und Andrea borgt sich zusätzlich Gummistiefel von Andrea aus. Ziemlich verwirrend, wenn zwei Andreas gleichzeitig vorkommen.
Seit wir beim Fluss sind, hat es tatsächlich aufgehört zu regnen. Es ist zwar die meiste Zeit recht trüb und ziemlich grau, aber wenigstens trocken.
Unser Führer (Andrea2) ist ein ausgesprochener Vogelspezialist und kann uns alle Tiere beim Namen nennen. Als wir später eine laut ihm sehr seltene Ente entdecken, gerät er richtig aus dem Häuschen und fotografiert sie aus allen Perspektiven.
Uns interessieren zu Beginn vor allem die Kaimane. Wir fotografieren wie wild drauflos, aber nach einer halben Stunde haben wir uns an den Anblick gewöhnt. Die Reptilien liegen hier wirklich überall herum, oder schwimmen im Wasser. Kaimane sind angeblich sehr friedlich und überhaupt nicht angriffslustig.
Neben den Kaimanen gibt es unendlich biele verschiedene Vögel zu sehen. Ein paar davon haben wir schon ein paarmal gehesen, vor allem die verschiedenen Reiherarten kennen wir mittlerweile recht gut. Aber wir sehen auch fünf verschiedene Eisvögel (Kingfisher) Arten. Die sind aber besonders schwer zu fotografieren.Kaum nähern wir uns mit dem Boot, fliegen sie auf und weiter zum nächsten Baum.
Die Idylle im Naturschutzgebiet täuscht ein wenig. Heute ist Sonntag und viele Menschen aus der Umgebung sind hierher zum Fischen gekommen. Wir sehen immer wieder Leute am Flussufer stehen, die mit ihren improvisierten Angeln versuchen etwas zu fangen. Andrea2 zeigt uns dann in einem Teil der Lagune eine Gruppe von Leuten, die mit Netzen im seichten Wasser fischen. Das ist zwar offiziell verboten, aber trotzdem wird es nicht geahndet. Mit den Netzen werden wirklich alle Wassertiere rausgeholt und das Gleichgewicht der Fauna ordentlich durcheinandergebracht. Andrea2 meint, dass viel von dem Image, das sich Costa Rica in Bezug auf Naturschutz aufgebaut hat, gar nicht stimmt, wenn man ein wenig genauer hinsieht.
Gleich neben diesen beiden Kaimanen haben wir im Wasser ein Krokodil entdeckt. Andrea2 erzählt uns, dass Krokodile eigentlich nicht in das Ökosystem hierhergehören. Es sind aber vor einigen Jahren ein paar aus einer Krokodilfarm entwischt und haben sich in Caño Negro angesiedelt. Seitdem gibt es neben den vielen Kaimanen auch eine handvoll Krokodile. Eines davon soll ein richtiger Brummer mit knapp 4m sein.
Wir sind von der Tour restlos begeistert. Die gut 3 1/2 Stunden am Boot waren jeden Dollar wert. Wir rasten uns im Hotel ein wenig aus und gehen dann nochmal zum Fluss spazieren. Dort baden ein paar junge Männer und keine 100m weiter liegen die Kaimane völlig entspannt am Flussufer. Am späten Nachmittag zeigt sich sogar noch ein wenig die Sonne und taucht die Flusslandschaft in ein herrliches Licht. Gut dass wir den Umweg nach Caño Negro gemacht haben.