2. März 2020
Nach dem Regenintermezzo gestern, scheint heute wieder die Sonne vom strahlend blauen Himmel. Unser Quartier ist sehr schön, sogar einen Pool haben wir. Allerdings haben wir ihn nur von außen gesehen und nicht einmal die kleine Zehe reingestreckt.
Wir frühstücken ausnahmsweise erst um halb 9 und sind schon die letzten. Alle anderen sind entweder schon abgereist, oder auf einer Bootstour. Aber es waren ohnehin nicht sehr viele Zimmer belegt.
Dann machen wir uns auf den Weg zu einem Zwischenstopp in der Nähe des Flusses Sarapiqui. Hier soll es landschaftlich schön sein und auch viele Vögel geben. Unser eigentliches Ziel ist Puerto Viejo an der Karibikküste, aber das wäre an einem Fahrtag zu anstrengend, weil zu weit.
Wir fahren die Schotterstraße ostwärts und schon nach 6km, wird der Zustand deutlich besser. Ein paar Kilometer weiter ist die kleine Straße sogar asphaltiert. Wenn wir das vor der Anfahrt nach Caño Negro gewusst hätten, hätten wir diese Route gewählt. Die paar Kilometer Umweg hätten die mühsame Schotterpiste locker wett gemacht.
Unterwegs sehen wir am Straßenrand ein paar Leute stehen, die einen Baum anstarren. Wir bleiben stehen und entdecken gleich das Faultier, das im Baum herumturnt. Wir schauen dem pelzigen Tier eine Zeitlang zu, wie es geschickt ganz nach oben in die Baumkrone klettert.
In einem kleinen Soda (so heißen in Costa Rica, die einfachen Restaurants) machen wir Mittagspause. Es hat schon wieder 34 Grad und wir müssen bei der Hitze unbedingt was trinken. Wenn es so heiß und schwül ist, ist das Fahren richtig anstrengend, auch wenn die Strecke heute nicht lang ist.
Unser Quartier ist diesesmal ein wenig schwer zu finden. Der Gastgeber hat uns Koordinaten für das Navi geschickt, die aber leider um ein paar km falsch sind. Nach ein wenig hin und her haben wir die Abzweigung in den Feldweg, der zum Haus führt, aber doch gefunden.
Noch bevor wir unser Zimmer sehen und uns endlich von der heißen, schwitzigen Motorradkleidung befreien können, erzählt uns der Hausherr seine Lebensgeschichte. Er wohnt mit seiner Verlobten im Haus, das er angeblich vor ein paar Jahren übernommen und ein wenig hergerichtet hat. Er erklärt uns auch, wie wir gut Ordung halten können und dass ihn etwaiger Drogenkonsum nicht stören würde. Wir hören höflich zu.
Wir haben dieses Mal ein Zimmer mit shared bathroom gebucht. Zum Glück sind wir aber die einzigen Gäste und müssen daher das Badezimmer nicht teilen. Der schönste Teil des Hauses ist eindeutig der große Balkon, von dem man einen schönen Blick in die Natur hat.
Am Abend entdeckt Hannes beim Motorrad eine ölige Stelle am linken Gabelholm. Sehr blöd. Wir sind uns nicht sicher, aber am wahrscheinlichsten ist, dass eine Dichtung hinüber ist. Wir überlegen noch was wir machen sollen, und wie weit wir damit noch fahren können.
3. März 2020
Beim Frühstückmachen nervt der Hausherr, der offensichtlich ein glühender Anhänger der Republikaner und Trump ist, mit einem Trump Jubelsender, der sich über die gerade stattfindenden Vorwahlen der Demokraten lustig macht. Hannes sagt ihm schaumgebremst was er davon hält.
Nach dem Frühstück rufen wir bei BMW in San Jose an, aber nach 5 erfolglosen Versuchen geben wir vorläufig auf und wollen vorerst einen Spaziergang zum nahen Fluss machen. Es gibt eine Sandbank von der aus man im Fluss baden kann. Der Weg führt durch einen Bambuswald und ist alles andere als eindeutig. Beim ersten Versuch landen wir zwar auch am Flussufer, aber nicht auf der Sandbank. Erst als wir noch tiefer in den Bambuswald gehen, finden wir die richtige Stelle. Nach Baden ist uns aber nicht zu Mute. Der Fluss ist nicht sehr tief und wir sind wegen möglicher Tiere ein wenig skeptisch.
Nach der Sandbank gehen wir noch weiter am Fluss entlang. Bei einer Brücke über einen kleinen Zufluss ist aber Schluss. Hannes überquert zwar wagemutig die wackelige Drahtbrücke, aber Andrea weigert sich mit gutem Grund darüber zu gehen.
Zurück im Zimmer ruft Hannes nocheinmal bei BMW an und kann endlich mit der Werkstatt sprechen. Cristian von BMW ist sehr nett und wir können auch ohne Termin morgen vorbeischauen und die Gabel checken lassen. Also planen wir kurzfristig um und schieben einen Tag in San Jose ein, bevor wir weiter an die Karibik fahren.
Kurz überlegen wir noch, ob wir eine Tour zum Fröschebeobachten machen sollen. Für 1 Stunde waren uns 50 USD dann aber doch zuviel, noch dazu sind in der Trockenzeit viel weniger Frösche zu entdecken.
Also verbringen wir den Rest des Nachmittages und den Abend mit Lesen und Blogschreiben auf dem Balkon. Nur Hannes macht nocheinmal eine kleine Runde zum nahen Teich, in der Hoffnung doch noch irgendein interessantes Tier zu entdecken. Es gibt aber nichts neues zu sehen.
Unsere Abendbeschäftigungen bestehen überlicherweise in Nachrichten lesen, Fotos sortieren, Blog schreiben, Bücher lesen. Andrea schaut manchmal auch Filme. Zusammen haben wir uns nur einen einzigen Film angeschaut, und den nicht ganz. The Irishman war einfach zu lang und Hannes hat auf der Reise gar keine Lust zum Filme schauen. Die Idee uns auf der Reise die gesamte Serie „Game of Thrones“ anzusehen, haben wir sowieso schon begraben. Wir haben nicht eine einzige Minute reingeschaut. Üblicherweise genießen wir sehr die Ruhe. Wir merken, dass wir uns beim Lesen auf der Reise viel besser konzentrieren können als noch zu Hause. Wir sind komplett entschleunigt.
Vorallem Hannes liest auf unserer Reise viel mehr als zu Hause. Beim aktuellen Buch von Orhan Pamuk, ist die Ausdauer aber nicht groß genug. Hannes quält sich durch die ersten hundert Seiten, aber muss schließlich doch w.o. geben. Dieser Autor ist einfach nicht seines.
Die aktuellen Nachrichten rund um die Entwicklung von Covid-19 beunruhigen uns immer mehr. Hier in Costa Rica ist es zwar noch kein großes Thema, aber die Entwicklungen in Italien sind dramatisch.
4. März 2020
Heute sind wir in der Früh zum Glück alleine in der Küche. Der Kaffee wird nach Art der „Campesinos“ gemacht. Es funktioniert ähnlich wie eine Filtermaschine, nur dass man das heiße Wasser selbst schrittweise in den Filter leeren muss. Das Ergebnis ist einigermaßen ok, wenn man genug Kaffeepulver nimmt.
Wir verabschieden uns, und sind ein wenig froh, dass wir hier wegkommen. Der Vermieter war uns absolut unsympatisch.
Nach San Jose ist es nicht sehr weit, aber wir müssen ein Stück auf dem Highway 32 fahren. Hier gibt es den meisten Schwerverkehr in ganz Costa Rica, weil viele LKWs zwischen der Hafenstadt Limón und der Hauptstadt unterwegs sind. Das ist auf dieser Straße, die sehr malerisch durch die Berge führt, extrem mühsam. Momentan kommen noch riesige Baustellen, bei denen nur eine Fahrbahn frei ist dazu. Bei einer dieser Baustellen müssen wir eine halbe Stunde warten, bevor es weitergeht. Wenigstens ist es in den Bergen mit 19 Grad angenehm kühl. Ab und zu nieselt es sogar aus den tiefhängenden Wolken, aber richtig nass werden wir nicht. Wir werden entschädigt mit herrlichen Ausblicken. Über den Wäldern liegen die Wolken, es ist alles saftig grün, herrlich!
Bei BMW werden wir gleich von Cristian, mit dem Hannes gestern telefoniert hat, freundlich in Empfang genommen. Wir erklären nochmal das Problem und sagen ihm, dass sie auch gleich die Bremsbeläge tauschen sollen. Alles kein Problem und wir können im Laden, wo wir einen Kaffee und Getränke bekommen, auf unser Motorrad warten.
Nach 1 1/2 Stunden ist alles erledigt. Es wurden zur Sicherheit die Dichtungen an der Gabel auf beiden Seiten getauscht und natürlich auch die Bremsbeläge gewechselt. Der Laden ist sehr professionell und Cristian hat seinen Job super gemacht. Großes Lob an die Werkstatt!
Wir sind froh, dass wir das so schnell erledigt haben und fahren weiter zu unserem kleinen Apartment, das wir für diese Nacht gebucht haben. Weil wir genug Zeit haben, versuchen wir uns noch an einem Stadtspaziergang. San Jose, ist wirklich alles andere als eine schöne Stadt und wir geben bald auf. Wir wollten wenigstens einen Laden finden, in dem es Nähzubehör gibt. Der Reißverschluss von Hannes Motorradhose ist ausgerissen und muss durch Häken ersetzt werden. Aber auch das haben wir nicht geschafft. Naja, das Wichtigste ist erledigt, das Motorrad ist wieder ok.