28. September 2019
Schon sind die drei Tage beim Zion Nationalpark um und wir wollen wieder weiter. Viele NPs haben wir nicht mehr vor uns, aber den Grand Canyon wollen wir unbedingt sehen. Also gehts wieder zurück Richtung Osten, fast an die Grenze zu Arizona. Bevor wir losfahren telefonieren wir noch mit der Familie. Es gibt ein freudiges Ereignis, bei dem wir zumindest via Video ein wenig dabei sein wollen.
Die Strecke führt uns wieder durch den Zion NP, Hannes kennt die Serpentinen mittlerweile beim Vornamen 😉 Mit der Sonne und den Wolken gibt es heute eine besonders schöne Stimmung.
Je weiter wir uns vom Mt Carmel Tunnel entfernen, desto weniger wird Verkehr ist. Die Ostseite des Parks ist deutlich weniger besucht. An der Mount Carmel Junction sehen wir neben der Straße eine Art kleines Volksfest mit einer Oldtimershow und machen einen Stop. Wir bezahlen unseren Eintritt und können uns die Oldtimer bzw. eher die aufgemotzten Autos aus der Nähe ansehen. Ein seltsames Spektakel, sehr us-amerikanisch.
Es gibt auch ein paar Imbissbuden und eine Musikbühne auf der gerade ein Lokalmatador singt und sich vergeblich bemüht, seine paar Zuhörer zum Mitsingen zu motivieren. Wir haben es auch nicht lange ausgehalten ihm zuzuhören 😛
Trotz der Pause sind wir zu früh bei unserem nächsten Quartier. Nach einigen AirBnBs haben wir jetzt wieder ein Motelzimmer gebucht. Das Rodeway Inn ist ein Motelklotz, der von einem Inder mit Familie geführt wird. Wir müssen noch auf unser Zimmer warten und erledigen also vorher unseren Einkauf.
Es gibt sogar einen Swimmingpool beim Motel. Der Poolbereich wirkt ein wenig abgefuckt, aber das Pool ist sehr sauber. Weil es uns zum Baden sowieso zu kühl ist, setzen wir uns zum Lesen in die Sonne. Hannes schafft endlich sein erstes ganzes Buch auf der Reise, Andrea hat schon 3 gelesen 😉 Zu seiner Verteidigung: es war ein dicker Wälzer.
In Kanab wurden früher viele – angeblich über 50 – Wildwestfilme gedreht. Deshalb heißt es hier Little Hollywood und es gibt entlang der Straßen immer wieder kleine Schilder von SchauspielerInnen und deren Filmen. Sogar ein verstaubtes Freilichtmuseum vegetiert hier vor sich hin. Gepflegt wird es offensichtlich nicht allzu sehr, dafür ist der Eintritt gratis.
29. September 2019
Heute steht der Grand Canyon am Programm. Bevor wir nach Kanab gefahren sind, haben wir länger überlegt, ob wir zum North Rim, oder South Rim fahren sollen. Am South Rim gibt es die bekannten Attraktionen aber es ist viel mehr los, außerdem hätten wir dazu eine größere Runde fahren müssen. Also sind wir beim North Rim geblieben und sind schon gespannt, ob die Ausblicke auch von der Nordseite imposant sind.
Die Wettervorhersage hat für den heutigen Tag eine Sturmwarnung herausgegeben. Das merken wir fast auf der gesamten Anfahrt. Bei dem böigen Wind ist es extrem mühsam zu fahren. Nur wenn wir in einer Senke oder im Wald sind, wird der Wind erträglicher. Mit der Temperatur haben wir uns heute auch ordentlich verschätzt. Am frühen Vormittag starten wir bei 17 Grad in Kanab. Es wird aber nicht wärmer, sondern immer kälter, je näher wir zum Grand Canyon kommen. Beim Gate zum NP hat es knackige 8,5 Grad und es bläst immer noch ein eisiger Sturm. Zwischen den vielen Kiefern sind immer wieder Birken an denen wir erstmals den Herbst erkennen können. Ein sehr schönes Farbenspiel.
Beim Rim ist es mit 12 Grad wenigstens ein wenig wärmer, aber wir lassen beim Spaziergang zum Aussichtspunkt am North Rim die Motorradjacken gerne an. Der sehr große Parkplatz ist gut gefüllt. Das Visitor Center ist rießig, inklusive Lodge und Cabins. Auch wenn es heißt, dass am North Rim weniger los ist, uns kommt es trotzdem sehr voll vor. Aber zu Recht kommen die Leute hier her, die Aussicht auf den Canyon ist auch von der Nordseite super.
Weil es Andrea in den letzten Tagen nicht so gut gegangen ist, haben wir uns für eine kurze Wanderung entschieden. Wir gehen den Cape Final Trail. Dazu müssen wir die Cape Royal Road entlangfahren. Die Wanderung selbst ist eher nicht besonders spannend. Aber es gibt zwischendurch und am Ende einige wunderschöne Aussichtspunkte auf den Grand Canyon. Die Aussicht hätten wir sogar nur von den View Points auf der Cape Royal Road gehabt, wie wir später bemerkt haben, trotzdem, ein bisschen Bewegung schadet nicht.
In Escalante haben wir Beef Jerky zum ersten Mal probiert und es hat uns sehr gut geschmeckt. Das getrocknete Fleisch wird in verschiedenen Varianten (Rind, Büffel, Wild) fast überall angeboten, ist aber nicht ganz billig. Jerky ist heute wieder unser Snack auf der Wanderung, sehr lecker!
Wir kennen zwar das South Rim nicht, aber uns hat es hier am North Rim, auch wenns saukalt war, sehr gut gefallen. Besonders die Aussicht vom Cape Royal war beeindruckend. Hier ist man praktisch direkt gegenüber von des Grandview Points vom South Rim. Beim nächsten Mal machen wir dann unbedingt den North Kaibab Trail in den Canyon runter 🙂
30. September 2019
Kurz haben wir damit spekuliert nochmal zum Grand Canyon zu fahren und die Wanderung runter in den Canyon zu machen. Aber dann sind wir doch beim ursprünglichen Plan geblieben und fahren von Kanab eine Runde durch Utah und Arizona. Arizona ist unser sechster Bundesstaat und wir verbringen, nach dem Grand Canyon gestern, noch einen Halbtag hier, hauptsächlich wegen dem Horseshoe Bend.
Unser erster Stop ist der Lake Powell. Bis hierher ist die Fahrt recht langweilig. Die meiste Zeit geht es, wie üblich schnurgeradeaus. Links und rechts von der Straße ist Buschwerk und Sand. Am See, gibt es soetwas wie Strandatmosphäre. Ein schöner langer Sandstrand und davor viele Camper, die hier Station, oder sogar Urlaub machen. Das Wasser ist überraschenderweise sehr klar und wir haben sofort Lust zum Baden. Wegen dem gestrigen Kälteschock, haben wir aber in der Früh nicht im entferntesten daran gedacht die Badesachen mitzunehmen. Schade!
In Page suchen wir verzweifelt ein Cafe zum draußensitzen und finden nichts. Wir geben auf und Andrea holt schließlich die Getränke von Starbucks, typisch us-amerikanisch im Becher. Wir setzen uns hinter dem Supermarkt in einen Skaterpark und schauen den Jugendlichen beim Üben zu.
Dann gehts weiter zum Hauptziel von heute, dem Horseshoe Bend. Der Parkplatz ist riesig und fast komplett voll und es kostet für uns mit dem Motorrad 5 USD. Der Weg zum Viewpoint ist gut gefüllt, aber nur sehr kurz.
Der Ausblick zur Schleife des Colorado Rivers ist genial. Offensichtlich ist der Horseshoe Bend ein sehr beliebter Instagram Spot, wir sehen viele Leute, die sich anstellen, um die hier üblichen Fotos am Abgrund zu machen.
Hier sind wieder extrem viele chinesische TouristInnen unterwegs. Wir beobachten eine Gruppe bei der ein Typ mit dem Smartphone im Dauerfeuer Fotos aus allen möglichen Blickwinkeln von einer posierenden Freundin schießt. Der Ton ist an, und wir hören das Auslösegeräusch ununterbrochen. Er wird wahrscheinlich Stunden damit verbringen und die Fotos aussortieren…
Ausgerechnet bei diesem Touristenhotspot haben wir noch eine Premiere. Wir sehen unsere erste Schlange auf der Reise. Bei all den einsamen Plätzen und Wegen durch die Wüste war nie eine zu sehen, aber hier auf den Felsen schon. Hannes versucht die Schlange auf ein GoPro Video zu bannen. Das gelingt zwar, aber weil Weitwinkel eingestellt ist, sieht man die Schlange fast nicht. Wir wissen also nicht welche Schlange es war.
Weiter gehts durchs Navajo Land und wir finden es hier sehr trostlos. Erstaunlicherweise gibt es manchmal winzige Siedlungen mit kleinen Häusern oder Wohnwagen. Aber sonst ist hier außer nichts, nichts.
Morgen gehts weiter nach Nevada, wo wir das erste Mal in einem Hotel mit Casino übernachten. Das wird wohl eine ziemliche Abwechslung zu den Nationalparks in den letzten Wochen sein. Aber die Wüste bleibt uns erhalten.