29. Oktober 2019
Um die Strecke bis La Paz ein wenig abzukürzen, fahren wir für einen kurzen Stopp wieder an die Pazifikküste nach Puerto San Carlos. Wir haben nicht wirklich recherchiert und nur gesehen, dass auch hier im Winter Touren zum Walbeobachten angeboten werden.
Der erste Teil der Strecke südlich von Loreto ist sehr schön. Wahrscheinlich bisher der schönste Abschnitt auf der Baja. Es geht am Meer entlang und direkt dahinter ragen die Berge auf. Und die Strecke ist auch kurvig.
Nachdem wir die Küste verlassen haben, kommen wir auf ein flaches Hochplateau. Und ab hier ist es wieder unendlich langweilig. Links und rechts Wüste und dazwischen die schnurgerade Straße. Wir wundern uns nur, dass die Wüste hier so grün ist. Die Kakteen stehen inmitten von Gras und belaubten Sträuchern, seltsam.
Bei der Ankunft in Puerto San Carlos genehmigen wir uns einen Mittagssnack, bevor wir zu unserem Quartier, einem kleinen Hotel nahe am Meer, fahren. Auch hier sind die Fliegen in Hundertschaften unterwegs. Kaum gibt es etwas Essbares, sind sie im Anflug.
Das Hotel hat nur wenige Zimmer und ist komplett leer. Wir sind die einzigen Gäste. Offensichtlich kann man hier nur Wale beobachten, sonst ist hier überhaupt nichts los. Und bei unserem kurzen Spaziergang zum Meer, sehen wir auch warum. Vor Puerto San Carlos ist eine riesige lagunenartige Bucht, die bei Ebbe fast komplett trocken liegt. Es gibt nur wenige tiefe Stellen, an denen die Fischer ihre Boote ins Wasser lassen. Sonst ist rundeherum nur Schlick, der ziemlich stinkt. Das hätten wir uns ein wenig anders vorgestellt.
Also versuchen wir es mit einem Spaziergang in den Ort. Die Häuser sehen ziemlich verwahrlost aus. Kaputte Sachen bleiben einfach liegen und werden nicht weggeräumt. Wir wundern uns immer wieder, warum sich daran niemand stößt.
So wie auf der ganzen Baja, gibt es auch hier viele Hunde bei den Häusern. Zum Glück sind ein paar davon angeleint, sonst wäre Hannes heute ziemlich sicher gebissen worden. Hannes macht ein Foto von einer Wäscheleine und bemerkt den Hund nicht, der neben dem Haus liegt und plötzlich aus dem Nichts auf Hannes zustürmt. Er wird keine 10cm vor Hannes durch die Leine aufgehalten und hat schon zum Beißen angesetzt. Beide haben sich ziemlich erschreckt. Der Hund weil er kurz vor dem Ziel von der Leine zurückgerissen wurde und Hannes weil er den Biss schon erwartet hat.
30. Oktober 2019
Andrea hat eine sehr anstrengende Nacht hinter sich gebracht. Ihr war sehr schlecht und sie musste sich ein paarmal übergeben. Wir haben sogar kurz überlegt, ob wir eine Nacht verlängern sollen, uns aber dann dagegen entschieden. Wir wollen lieber weiter, so schön ist es hier doch nicht 😉 und Andrea hat sich die Tagesetappe zugetraut.
Am Ortsrand von Puerto San Carlos gibt es eine Fabrik, die einen besseren Filter bei ihren Schloten vertragen würde. Dann geht es wieder endlos schnurgerade durch die Wüste, und wieder ist alles seltsamerweise üppig grün.
Mitten im Nirvana machen wir eine Pause. Andrea muss sich im Schatten ein wenig ausrasten, während Hannes ein wenig in der Wüste herumschlendert. Außer ein paar Eidechsen und Müll gibt es aber nichts zu sehen.
Unser Zimmer liegt in El Centenario einem ein Vorort von La Paz. Wir wollen uns La Paz für die letzten Übernachtungen vor der Fähre auf das Festland aufheben. Beim Abbiegen von der Hauptstraße landen wir auf der bisher übelsten Sandpiste. Streckenweise ist der Sand tief und wir haben nur knapp unseren ersten Umfaller vermeiden können. Hannes ist noch nie in tiefem Sand gefahren, und zu zweit mit vollem Gepäck ist das eine Herausforderung für ihn. Aber zum Glück ist nichts passiert. Der Coca Cola LKW hat sich bei einer Kurve richtig tief eingegraben und musste über eine Stunde auf den Abschelppwagen warten.
Das B&B wird von einem sehr netten US-amerikanischen Paar geführt. Es gibt nur vier Zimmer und alles ist äußerst familiär. Winn und Dan sind vor zweieinhalb Jahren aus Oregon hierher gezogen. Von Dan erfahren wir auch, warum die Wüste so grün ist. Vor gut zwei Wochen hat es die stärksten Regenfälle seit 80 Jahren gegeben. Jetzt treiben alle Pflanzen frisch aus und haben neue Blätter.
Am Abend setzen wir uns noch auf die Dachterrasse, aber ohne Einschmieren mit Insektenschutz geht gar nichts. Die stechenden Quälgeister heißen Bobos und sind angeblich ungefährlich. Dh sie übertragen keine Krankheiten.
Es leben vier Hunde und eine Katze im Haus. Wobei Haus ein wenig irreführend klingt, es sind eher viele offene Bereiche mit ein paar Schlafzimmer, die geschlossen sind. Unser Zimmer hat kein eigenes Bad und wir müssen über den Hof ins Bad gehen. In der Nacht ist das der Schlafplatz der Katze und zwei Hunde liegen auch meist drin. Sie lassen sich aber nicht stören, und schlafen seelenruhig weiter als Hannes mitten in der Nacht aufs Klo geht. Es ist ziemlich warm in der Nacht, nur mit Ventilator ist das Schlafen eine Herausforderung für uns beide. Wir lassen alle Fenster und die Tür offen, zum Glück haben wir hier ein Moskitonetz über dem Bett.
31. Oktober 2019
Auch hier sind die Fliegen schon vor uns beim Frühstück. Alles ist unter einem Fliegennetz versteckt. Kaum hebt man das Netz, sind zig Fliegen sofort bei allem Essbaren. Das ist fast so mühsam wie die stechenden Bobos, die übrigens auch in der Früh unterwegs sind.
Etwas nördlich von La Paz soll es zwei der schönsten Strände von Mexiko geben. Und bei Tecolote gibt es auch ein gutes Schnorchelrevier. Dan und Winn sind so nett und leihen uns ihre Schnorchelausrüstung. Damit sind wir unabhängig und müssen nicht vorher nach einem Verleih suchen. Dan gibt uns vor dem Start noch ein paar Tipps, wo es schöne Plätze gibt.
Wir durchqueren La Paz entlang des Malecón, dem längsten von ganz Mexiko. Auch in La Paz sind wir überrascht, wie diszipliniert der Verkehr bisher in Mexiko ist. Die Topes bremsen natürlich die Geschwindigkeit, aber die Autos bleiben auch für Fußgeher, die queren wollen, immer stehen. Da kennen wir ein ganz anderes Fahrverhalten bei uns in Europa. Außerdem sehen wir überraschenderweise sehr wenig Mopeds und Motorräder auf den Straßen. Es sieht so aus, als ob hauptsächlich die ausrangierten Autos vom nördlichen Nachbarn unterwegs sind.
Wir fahren beim Fährterminal vorbei bis ans Ende der Straße am Ausgang der Bucht von La Paz. Der Strand Tecolote sieht traumhaft aus, es gibt auch ein paar Lokale, die aber alle verwaist sind. Wir sind absolut die einzigen am Strand. Leider können wir hier heute nicht Schnorcheln, weil die Brandung zu stark ist. Schade!
Also fahren wir zur Nr 1 der Strände, zum Playa Balandra, der praktisch ein wenig südlich ums Eck liegt. Es gibt zwei Buchten, die zu diesem Strand gehören. Eine von beiden liegt direkt vor dem Parkplatz der so wie der Strand ziemlich voll ist. Der erste richtig belebte Strand, den wir auf der Baja sehen. Wir parken und entscheiden uns den kurzen Fußweg über einen Hügel zur zweiten Bucht zu machen. Hier ist noch deutlich weniger los. Erst als die Ebbe einsetzt, pilgern die Menschen im Wasser hierher zum Wahrzeichen der Playa Balandra, einem Felsen. Jede und jeder will sich davor fotografieren lassen. Es ist fast so wie beim Delicate Arch im Arches NP.
Zum Schnorcheln müssen wir ein Stück weit raus bis fast zum Ende der Bucht gehen. Ja gehen, das Wasser ist in der Bucht maximal Oberschenkeltief. Wir sehen zwar einige Fischschwärme, aber nicht allzu viele verschiedene Fische. Hannes versucht wieder ein paar Videos aufzunehmen. Heute ist aber das Wasser ein wenig trüb, also haben wir kaum brauchbares Videomaterial. Das wird übrigens ziemlich anstrengend, wenn wir uns später die ganzen Video Clips durchsehen und zusammenschneiden.
Am Rückweg machen wir am Malecón für ein schnelles Abendessen halt. Schnell deshalb, weil wir es vermeiden wollen im Dunkeln zu fahren. Der Verkehr am Malecón ist am Abend aber extrem stark und wir kommen tatsächlich in die Dunkelheit. Bei den Straßen mit Schlaglöchern und den Sandpisten am Schluss ist das kein Spaß.