9. November 2019
Wir haben eine kurze Nacht und sind nach knapp 6 Stunden Schlaf wieder auf den Beinen. Die beiden Wohnmobile sind schon früher los. Rodolfo und Richard packen gerade und wir verabschieden uns noch einmal. Die beiden fahren Richtung Süden und wir wollen nach Norden Richtung Kupfer Canyon. Rodolfo lädt uns nochmal zu sich nach Hause in Argentinien ein, mal sehen ob wir durch Santa Fe kommen.
Der erste Stopp am Weg zum Kupfercanyon ist Álamos, eine kleine alte Kolonialstadt und unser drittes Pueblo Magico. Der Weg dorthin führt zuerst auf der Carretera Federal 15, einer wichtigen Nord-Südverbindung. Es gibt einige Polizei Kontrollen, sowohl von der Bundespolizei, den Federales als auch von der lokalen Polizei. Dabei sind die Polizisten immer schwer bewaffnet und komplett vermummt. Ein Posten ist von einer dritten, nicht näher definierbaren Einheit. Wir tippen auf Drogenpolizei. Wir sind in Sinaloa, in einem der Bundesstaaten, die eine lange Geschichte in Bezug auf Drogenanbau und -Handel haben. Komischerweise fühlen wir uns trotzdem nie unwohl.
Abgesehen von den Kontrollen, ist die Fahrt auf der autobahnähnlichen Straße uninteressant. Außer, dass man hier mit allen möglichen Fahrzeugen rechnen muss. Traktoren sind keine Seltenheit. Den Preis für das riskanteste Verhalten erhält aber ein Mann. Er kommt uns auf der Überholspur am Rand seelenruhig mit seinem Rad entgegen.
Als wir später nach Sonora in den nördlich von Sinaloa gelegen Bundesstaat kommen, erinnert die Landschaft immer noch ein wenig an die Baja. Allerdings gibt es viel weniger Kakteen. Die Straße nach Álamos führt durch ein paar kleine Dörfer mitten durch die einsame Landschaft.
In Álamos haben wir ein einfaches Zimmer in einer Privatunterkunft. Die Vermieter sind sehr nett und wir ruhen uns einmal im kühlen Zimmer aus. Die Hitze hat uns heute wieder mit 36 Grad fest im Griff. Da ist das Motorradfahren ziemlich anstrengend, speziell wenn es durch die Orte mit den Topes geht. Hier ist oft nur Schrittgeschwindigkeit möglich, weil die Autos wegen der Topes nicht schneller fahren wollen.
Wir erkunden das Stadtzentrum und uns fällt auf, dass hier fast alle Männer einen Cowboyhut tragen. Bevor wir weitergehen, brauchen wir eine Stärkung. Heute steht wieder Streetfood auf dem Programm. Das bedeutet hier Tacos und Fliegen verscheuchen.
Im Zentrum gibt es viele Kolonialbauten und eine größere Kirche, in der gerade eine Hochzeit stattfindet. Offensichtlich ist das ein Schauspiel, das nicht nur uns interessiert. Es sind viele Gäste rund um die Kirche postiert und schauen, so wie wir, begeistert dem Treiben zu.
Als würdigen Ausklang genießen wir noch einen Margarita in einem der Lokale neben der Kirche. Wir checken die Wettervorhersage für den Kupfer Canyon und stellen mit Erschrecken fest, dass eine Kaltfront mit Regen im Anmarsch ist. Es soll auf 9 Grad abkühlen und die nächsten paar Tage jeden Tag regnen. Also überlegen wir, was wir machen sollen. Trotzdem weiter und in die Kälte und in den Regen, oder umkehren und wieder nach Süden, wo es zwar auch regnen soll, aber erstens nicht so stark und zweitens bei deutlich wärmeren Wetter. Außerdem könnten wir dann die Straße von Mazatlán nach Durango fahren, von der alle Motorradfahrer so schwärmen, weil sie durch die Berge mit unendlich vielen Kurven führt.
Wir haben im Zimmer fast keinen Empfang am Handy. Hannes fragt nochmal bei den Hausherren, die im Nebenhaus wohnen nach und weckt dabei die Hausherrin auf, die schon geschlafen hat. Sehr peinlich. Noch dazu war es umsonst, weil das Wifi nicht funktioniert. Wir können den Wetterbericht also nicht noch einmal checken. Wir beschließen trotzdem umzukehren und morgen wieder Richtung Süden zu fahren.
10. November 2019
Es geht dieselbe Strecke heute wieder retour nach Süden. Nicht allzu aufregend, aber auch nicht weiter schlimm. Es tut uns zwar leid, dass wir den Kupfer Canyon nicht sehen werden, wir hätten wohl eh nicht so viel Spaß dabei bei Regen und Kälte. Es hat schon seine Vorteile, wenn wir einfach spontan umentscheiden können. Wir buchen momentan unser Quartier maximal für den nächsten Tag.
Heute gibt es nicht viel zu berichten. Außer, dass wir versucht haben in Los Mochis ins Zentrum zu fahren um irgendwo in einem Lokal was zu trinken. Wir haben aber nichts gefunden was halbwegs nett war und sind dann tatsächlich im wahrsten Sinn des Wortes auf der Straße vor einem Oxxo gesessen.
In Guasave ist unser Zwischenstopp, bevor es morgen weiter nach Süden bis Mazatlán geht. Guasave ist eine recht große und teilweise moderne Stadt. In unserem Airbnb können wir das Motorrad nebenan in die Garage stellen und der Besitzer bietet uns auch seinen Kärcher zum Motorradputzen an. Wir haben aber keine Lust. Im Apartment gibt es einen kleinen blau gefliesten Raum hinter der Küche, in dem ein Swimmingpool ist. Sehr schräg, wir sind mit dem Quartier aber vollauf zufrieden. Es liegt im Zentrum, Geschäfte und Restaurants sind in Gehweite. Und ganz in der Nähe finden wir ein Sushirestaurant, wo wir gleich Abendessen. Es scheint sich abzuzeichnen, dass wir in Mexiko Tacos mit Sushi abwechseln.