🇲🇽 Tag 121 bis 123 – Schmetterlinge

28. November 2019

Wir verlassen heute wieder Mexiko Stadt. Die vier Tage sind wie im Flug vergangen, wir haben uns sehr wohl gefühlt in der Stadt und wollen sehr gerne wiederkommen. Eine kleine Detour ist für die nächsten beiden Tage geplant. Wir fahren in eines der Naturschutzgebiete zum Beobachten der Monarchschmetterlinge.

von Mexiko Stadt nach Ocampo

Heute ist deutlich mehr Verkehr in der Stadt und wir kommen ein paarmal in kurze Staus. Aber trotzdem ist es für eine 20 Millionen Stadt noch erträglich und überhaupt nicht chaotisch. Bald fahren wir auf einer Stadtautobahn durch die Berge im Westen der Stadt. Es geht rasch auf über 3000m und die Wälder hier erinnern uns ein wenig an zu Hause. Die Flora ist hier komplett anders, als im Nordosten der Stadt, wo wir die Pyramiden gesehen haben.

Es werden ziemlich viele neue Straßen gebaut. Das ist uns schon ein paarmal aufgefallen. Aber hier, rund um die Hauptstadt, sieht das ziemlich futuristisch aus. Autobahnen, die hoch oben auf Stelzen durch die Berge geführt werden. Wir sind uns nicht sicher, ob diese Konstruktionen erdbebensicher sind. Dabei liegt das Gebiet um Mexiko Stadt auf einer tektonischen Bruchlinie und es gibt immer wieder Erdbeben in der Gegend.

Ocampo liegt in den Bergen auf ungefähr der selben Höhe wie Mexiko Stadt. Hier gibt es nicht allzuviel an Infrastruktur und es wirkt komplett untouristisch, obwohl El Rosario, der Zugang zum Naturschutzgebiet, nur 13km entfernt ist. Wir spazieren durch den friedlichen Ort und suchen uns einen Platz zum Essen. Ein offenes Lokal haben wir nicht gefunden, also war wieder einmal Taco-Zeit bei einem Straßenstand.

Hannes am Tacostand

Unser Quartier ist ein Zimmer in einem kleinen Haus, das von einer Frau bewohnt wird. Es ist ein wenig eng, aber es ist sauber und wir können die Küche zum Frühstücken mitbenutzen.

29. November 2019

Früh aufstehen war heute wieder einmal die Devise. Wir haben beschlossen nicht mit dem Motorrad, sondern mit dem Collectivo (Sammeltaxi, ein Mittelding zwischen Bus und Taxi) zum Schmetterlingsgebiet zu fahren. Um 9:00 sind wir bei der Haltestelle und haben Glück, keine 10 Minuten später geht es schon los und wir sind neben einem Fahrgast, die einzigen.

Morgensonne
im Collectivo

Es geht über Serpentinen den Berg hinauf und wir überqueren natürlich unzählige Topes. Das ist im Auto übrigens noch unangenehmer als am Motorrad. Vor allem weil das Auto, in dem wir fahren, nicht mehr allzu gut in Schuss ist. Jedesmal beim Bremsen kippen wir inklusive Sitzbank ein Stück nach vor.

Der Eingang zum Naturschutzgebiet liegt auf 3000m und im Schatten ist es noch ein wenig frisch hier oben. Zwischen Parkplatz und Eingang müssen wir aber noch eine unglaublich lange Touristenmeile bewältigen. Hier reiht sich ein Standl and das nächste. Wir hätten nicht gedacht, dass es hier so zugehen kann. Allerdings nicht heute, und schon gar nicht um diese Uhrzeit. Jetzt ist noch fast alles zu, nur ein paar Geschäftstüchtige bieten uns lautstark Frühstück an. Später erfahren wir, dass am Wochenende immer recht viel los ist, und natürlich zur Hauptreisezeit rund um Weihnachten.

Touristenmeile
Eingang

Im Naturschutzgebiet können wir Monarchfalter bewundern. Jedes Jahr im Winter fliegen bis zu 200 Millionen Falter von Kanada nach Mexiko und überwintern hier. Dabei suchen sich die Schmetterlinge nur ganz wenige Plätze aus und kommen immer wieder zu fast denselben Plätzen. Wir bezahlen pro Person 40 Pesos und bekommen verpflichtend eine Führerin für eine freiwillige Spende. Heuer haben sich die Schmetterlinge einen Platz etwas höher als letztes Jahr ausgesucht, wir müssen also auf ca 3300m aufsteigen. Für die Gehfaulen werden Pferde angeboten, auf denen man recht nahe zum Ziel reiten kann. Wir wählen aber die Variante zu Fuß und merken bald wieder, dass uns der Sauerstoff bei dieser Höhe schneller ausgeht als uns lieb ist. Oder haben wir schon so abgebaut?

Unterwegs werden die Monarchfalter immer zahlreicher. Zu Beginn freuen wir uns noch über jeden Einzelnen, aber bald sind es wirklich viele. Einige haben zu wenig Wärme getankt und landen im Schatten am Boden. So können wir ein paar über die Hände laufen lassen und in der Sonne absetzen.

Endlich sind wir am Ziel bei den Sammelplätzen der Schmetterlinge, die sich auf ein paar Bäumen befinden. Weil es sonnig und nicht zu kalt ist, flattern abertausende in der Luft herum, ein sensationelles Schauspiel. Trotzdem hängen noch immer sehr viele traubenförmig in den Bäumen herum. Zum Schutz der Tiere dürfen wir nicht sehr nahe an diese Bäume heran, deshalb ist das Fotografieren mit unserem Equipment eher mau. Aber wir genießen das Schauspiel der Natur lange und ausgiebig, bevor wir wieder absteigen.

Selfie mit unserer Führerin

Kaum sind wir unten und aus dem Bereich, wo eine Eintrittskarte notwendig ist, draußen, wurden wir regelrecht von „Zubringern“ der umliegenden Küchen belagert. Alle wollen, dass wir zu ihnen Essen gehen. Alles wird versucht, die Speisen werden angepriesen, mit der Karte wird gefuchtelt, der traurige Blick wird eingesetzt. Beim Foto haben schon drei aufgegeben, aber die letzten beiden haben bis zu unserer Einkehr tapfer gekämpft.

Verdauungsschlaf

Zurück wollen wir wieder mit dem Collectivo. Wir fragen ob er auch hier bei den Küchen stehenbleibt und es heißt ja. Als nach über einer halben Stunde kein Auto auftaucht, gehen wir wieder zurück zum ersten Parkplatz, bei dem wir ausgestiegen sind. Inzwischen haben ein paar wenige Läden auf der Touristenmeile geöffnet.

gekocht wird mit Holzöfen

Am großen Parkplatz warten wir eine weitere halbe Stunde erfolglos. Weil wir ungeduldig werden beschließen wir die 13km nach Ocampo zu Fuß in Angriff zu nehmen. Wir sind noch keine 500m unterwegs, da kommt uns das Collectivo entgegen und sammelt uns auf. Den langen Fußmarsch haben wir uns zum Glück erspart. Vor allem, weil Hannes heute ein wenig höhenkrank wird und ziemliche Kopfschmerzen bekommen hat.

30. November 2019

Der Abstecher zu den Schmetterlingen hat sich jedenfalls ausgezahlt, auch wenn wir heute wieder ein Stück denselben Weg zurückfahren. Wir freuen uns noch einmal über die Gastfreundschaft unserer Wirtin und benutzen ihre Küche, die sehr gepflegt und sauber ist. Dann verabschieden wir uns und machen uns auf den Weg nach Südosten.

Abschied von der Gastgeberin
von Ocampo nach Cuautla – 255km

Der erste Teil der Strecke führt wieder wunderschön auf der mautfreien kurvigen Carretera 15 durch die Berge. In diesem Teil von Mexiko ist die Polizeipräsenz spürbar geringer als im Westen. Trotzdem gibt es immer wieder einige Streifen, oder Polizeiwägen am Straßenrand. Heute lernen wir wieder was Neues in Bezug auf Polizei. Ein Auto vor uns fährt dem Polizeiwagen ziemlich dicht auf und drängelt geradezu, bevor es die Polizei bei doppelter Sperrlinie, die hier offensichtlich nur zur Zierde aufgemalt ist, überholt. Weil das ohne weiteres toleriert wird, machen wir das (ohne Drängeln) auch.

Nach Toluca geht es eine Zeit lang schier endlos durch bewohntes Gebiet und wir müssen unzählige Topes überqueren. Das ewige Beschleunigen und Abbremsen ist extrem mühsam. Das einzig Positive an den Topes ist, dass sich dabei LKWs und Busse sehr leicht überholen lassen, weil sie praktisch auf Null abbremsen (müssen).

Straßenstand

Dann wird es landschaftlich wieder sehr schön und abwechslungsreich. Es wird wieder bergiger und wir fahren durch ein Naturschutzgebiet bei den Lagunas de Zempaloa. Auf dieser Straße sehen wir wieder was Neues. Mitten in der Wildnis in den Bergen sind plötzlich kleine Sandhaufen und Erdhaufen auf der Straße verteilt, sodass man ziemlich abbremsen muss. Zwei Männer stehen mit Schaufel da und tun so, als ob sie den Dreck beseitigen. Sie deuten uns mit der Hand, wir verstehen aber nicht was sie meinen und fahren weiter. Zuerst denken wir, dass ein LKW eine Ladung verloren hat, aber als wir dasselbe ein paar Kilometer nocheinmal sehen, ist es eher wahrscheinlich, dass hier versucht wird Geld einzutreiben. Wobei die Männer nicht agressiv sind und weder wir, noch die beiden Autos hinter uns stehenbleiben und bezahlen.

Cuautla haben wir uns nur als Zwischenstation für die Weiterfahrt nach Oaxaca ausgesucht. Auch hier haben wir ein Airbnb gefunden. Unser Zimmer ist im ersten Stock eines kleinen Hauses in einem ziemlich verwachsenen und verwilderten Garten, der sicher einmal sehr schön angelegt wurde. Davor ist ein Laden der Särge verkauft. Das Haus wäre eigentlich sehr schön, wenn es nicht so verwahrlost wäre. Aber das Zimmer ist sauber und recht ruhig.

Fenster von unserem Zimmer

Wir machen noch eine Abendrunde in der Stadt, in der es am Samstagabend ziemlich turbulent zugeht. Es ist immer wieder erstaunlich wie viel Leben sich hier auf den Straßen abspielt. Wenn wir an die Städte in den USA zurückdenken, kommt uns das damals wie ein Trauerspiel vor.

Weihnachten naht
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