8. Jänner 2020
Unsere beiden ukrainischen Bekannten haben uns gestern am Abend noch geschrieben, dass sie am Lago Atitlán nicht übernachtet haben, sondern am selben Tag wieder zurück nach Antigua gefahren sind, weil es ihnen dort nicht gefallen hat. Wir lassen uns aber nicht beirren und sind gespannt was uns bei dem Vulkansee erwartet. Wir haben uns im größten Ort am See, in Panajachel für zwei Tage ein Zimmer genommen.
Beim Frühstück haben wir heute Gesellschaft von einem Pärchen aus Koblenz, das gerade auf einer dreieinhalbmonatigen Reise in Lateinamerika unterwegs ist. Seit langem können wir uns wieder einmal mit anderen auf Deutsch unterhalten. Außerdem ist heute einer der beiden Möpse, die im Haus wohnen, offensichtlich sehr hungrig. Er bettelt beim Tisch und schafft es dann sogar den Deckel des Mistkübels zu heben und ein paar alte Verpackungen rauszuholen.
Einen Teil der heutigen Strecke fahren wir tatsächlich auf der Panamericana. Es ist eine zweispurige Autobahn, die allerdings gerade zwischen Antigua und Lago Atitlan teilweise in sehr schlechtem Zustand ist. Der Belag ist wie bei unseren „alten“ Autobahnen aus Beton. An vielen Stellen sind die Betonplatten gebrochen und haben große Löcher. Wir müssen also beim Fahren ziemlich aufpassen und dürfen uns wegen der getrennten Fahrtrichtung nicht zum Schnellfahren verleiten lassen. Überholt wird hier nicht nur auf der linken Spur, sondern einfach dort, wo Platz ist. Welche Spur gerade befahren wird hängt meistens nur davon ab, wie gut der Zustand der Spur ist. An dieses System gewöhnen wir uns auch schnell und kurven links und rechts an den LKWs vorbei, die, sobald es bergauf geht, manchmal nur mehr etwas schneller als Schritttempo fahren.
Das TomTom Navi hat ziemlich schlechtes Kartenmaterial (seit Belize) und vor allem in den Städten stimmt oft die Fahrtrichtung bei Einbahnen nicht mehr. Also nutzen wir zusätzlich das Navigationsfeature von Google Maps. Die Sprachansage ist besonders bei der Panamericana, die offiziell CA-1 heißt, lustig. Wir bekommen die Anweisung, „in 500 Meter biegen sie auf die circa eins ab“.
Die Stichstraße von der Panamericana zum Lago Atitlán ist in ziemlich miesem Zustand. Zuerst gibt es riesige Löcher im Belag und dann kommen immer wieder Schotterpassagen. Aber es ist wenig Verkehr, und somit nicht weiter tragisch.
Mit unserem Quartier haben wir einmal mehr großes Glück. Wir sind in einem kleinen Holzhaus, das wir ganz für uns alleine haben, untergebracht. Rund um uns gibt es einen gepflegten Garten und das Motorrad steht auch sicher hinter einer Mauer.
Wir spazieren zum See, der Ausblick auf die Vulkane und die Berge rund um den See ist super schön, uns gefällt es hier. In einem der vielen Restaurants gehen wir eine Kleinigkeit essen. Fast alle Lokale sind komplett leer, sehr seltsam. Auch die Verkaufsstände beim See sind verlassen und von den wenigen Booten die unterwegs sind, kommen auch nur ein paar Leute. Nur in der „Hauptstraße“ von Panajachel, auf der sich auf beiden Seiten ein Laden an den nächsten reiht, ist es ein wenig lebendiger.
9. Jänner 2020
Auch in diesem Ort gibt es die nächtliche Knallerei. Wir hatten ja gehofft, dass es mit Neujahr endlich vorbei sein wird, aber scheinbar ist das hier ein Volkssport. Jeden Tag werden spät Abends Kracher gezündet, ziemlich ärgerlich.
Wir haben in unserem schönen Zimmer leider keine Küche, dafür aber eine kleine Kaffeemaschine. Also gibt es nur ein spartanisches Frühstück mit Müsli und Tee bzw. Kaffee.
Etwas außerhalb von Panajachel liegt ein kleiner Naturpark, den wir besuchen wollen, und wo man eine kleine Wanderung unternehmen kann. Wir verzichten auf ein Tuk-Tuk und gehen die drei Kilomter zu Fuß. Heute hat der See wegen dem wolkenlosen Himmel eine sehr schöne blaue Farbe.
Beim Naturpark gibt es ein paar Hotels, aber auch hier sieht es eher nicht nach starkem Andrang aus. Zur Stärkung gönnen wir uns einen Kaffee, der dieses mal wenigstens kein Löskaffee ist, auch wenn er wieder einmal sehr schal schmeckt.
Im Naturpark können wir Weißrüssel Nasenbären und ein paar Affen beobachten. Scheinbar werden die hier gefüttert, damit sie in der Nähe bleiben und nicht abhauen. Es gibt ein ganzes Rudel der Nasenbären und sie kommen immer wieder bei genau einem Platz vorbei.
Der Weg führt bergauf sehr schön durch den Wald und wir überqueren immer wieder auf ziemlich wackeligen Hängebrücken kleine Schluchten .
Nach der sehr netten Wanderung schauen wir noch in das kleine Schmetterlingshaus. Die meisten der Schmettrlinge die wir drinnen sehen, haben wir auf unserer Reise schon in freier Wildbahn beobachtet. Bis auf den riesigen blauen Morpho. Wir entwickeln einen sportlichen Ehrgeitz und wollen unbedingt ein schönes Foto von den prachtvollen Schmetterlingen machen. Unser Erfolg ist allerdings eher bescheiden. Die Viecher sind im wahrsten Sinn des Wortes flatterhaft und falls sie einmal irgendwo sitzen, schließen sie sofort die Flügel.
In der Zuchtstation können wir die Raupen, Verpuppung bis zum Schlüpfen der Morphos beobachten. In einem Terrarium sind viele Puppen aufgereiht und schon einige Schmetterlinge geschlüpft. Beim Schlüpfen gibt es offensichtlich einen bräunlichen Flüssigkeitsverlust, der einen eher grauslichen Fleck verursacht. Hannes kommentiert das in seiner typischen Art laut „da haben die Schmetterlinge beim Schlüpfen gesch…“ Kaum gesagt, lacht ein Mann neben uns laut und macht eine Bemerkung in tiefstem Kärntner Dialekt. Heutige Lektion: man darf sich sprachlich nie sicher fühlen.
Wir wollten am Nachmittag noch eine Bootstour unternehmen, aber nach der Wanderung sind wir einfach zu faul und spazieren lieber nocheinmal durch den Ort. Wir essen ein gutes Nudelgericht in einem kleinen einfachen Restaurant und gönnen uns dann noch ein Eis. Seit langem bekommen wir wieder einmal richtig gutes Eis. Nach Vancouver, wahrscheinlich das zweitbeste Eis auf der Reise. Es gibt sogar veganes Eis. Der Laden heißt Dolce Gelato und liegt in der Calle Santander, ziemlich nahe beim See.
Zurück im Quartier haben wir noch Zeit uns ein wenig um das Motorrad zu kümmern. Ein wenig Pflege bzw. eine grobe Reinigung schadet nie 🙂