🇭🇳 Tag 174 und 175 – Maya Ruinen und Aras

20. Jänner 2020

Nach 22 Tagen verlassen wir Guatemala wieder. Wir haben ein bisschen Abschiedsschmerz. Das Land hat uns sehr gut gefallen und die Zeit ist schnell vergangen. In jedem neuen Land müssen wir uns wieder neu orientieren. Kaum haben wir uns an eine Währung ein wenig gewöhnt und haben ein Gefühl für die Preise entwickelt, ist es auch schon wieder vorbei. Aber wir haben trotzdem wieder Lust aufs Weiterfahren. Wir sind schon sehr gespannt, wie Honduras ist. Als Reiseland ist es ja nicht sehr bekannt. Wir frühstücken in unserem Hotel und starten Richtung Grenze.

von El Rancho nach Copán – 176km

Die Strecke bis Rio Hondo kennen wir ja schon aus der Gegenrichtung, aber dann betreten wir wieder Neuland. Je näher wir zur Grenze kommen, desto hügeliger und landschaftlich interessanter wird es. In einem relativ modernen Cafe machen wir Pause und genehmigen uns Cappuccino mit Kuchen. Wieder einmal eine richtige Kalorienbombe. Offensichtlich sind wir so gesättigt und träge, dass Hannes gleich nach dem Kaffee die Abzweigung Richtung Copán verpasst. Erst 16km weiter bemerken wir den Irrtum und haben dadurch noch ein wenig mehr von Guatemala gesehen 🙂

unvorhergesehene Verkehrsteilnehmer
letzter Tankstopp in Guatemala

Kurz vor der Grenze tanken wir noch einmal voll und dann wird es Ernst. Wir sind schon auf das Prozedere gespannt. Honduras soll angeblich einer der mühsameren Grenzübertritte sein. Beim ersten Schranken erkundigen wir uns, wo die Aduana von Guatemala ist. Der Grenzbeamte deutet auf ein Gebäude, das hinter dem Grenzbalken liegt. Wir sind ein wenig unsicher, ob er uns richtig verstanden hat, denn es kommt uns komisch vor, dass wir für die Ausreiseformalitäten zuerst die Grenze passieren müssen. Aber tatsächlich befindet sich die Aduana zusammen mit der Migración und den Honduranischen Schaltern in einem gemeinsamen Gebäude. Sehr angenehm, das erspart Rennerei.

kurz vor der Grenze

In der Halle ist fast gar nichts los und Hannes ist mit den beiden Pässen der einzige am Schalter. Zuerst müssen wir formal aus Guatemala ausreisen. Die Beamtin ist so nett und stempelt auch Andrea aus, obwohl sie wieder draußen beim Motorrad wartet. Für die Einreise nach Honduras muss sie aber dann doch selbst zum Schalter kommen. Wir müssen nämlich unsere Fingerabdrücke abgeben und es wird auch ein Foto gemacht. Die Einreise nach Honduras kostet pro Person 30 Quetzales.

Jetzt kommt der aufwändigere Part. Zuerst muss die Einfuhrgenehmigung für Guatemala gelöscht werden. Erst dann kann die temporäre Einfuhrbewilligung für Honduras beantragt werden. Natürlich sind dafür eine Menge Kopien erforderlich. Hannes macht sich für die achtzehn! Kopien auf den Weg in den Laden schräg gegenüber. Leider ist der Schalter bei der Rückkehr leer. Nach 15 Minuten wird Hannes ungeduldig und fragt solange bis er die Auskunft erhält, dass alle guatemaltekischen Aduana Beamt*innen bei einer Versammlung sind. Aber niemand weiß, wie lange das dauert und ob sie heute Nachmittag überhaupt noch zurückkommen.

Inspektion, li Honduras, re Guatemala

Also ist Geduld angesagt. Damit die Zeit nicht komplett sinnlos vergeht überredet Hannes mit viel Mühe den honduranischen Aduana Beamten schon mit den Importpapieren anzufangen. Er weigert sich zwar am Anfang und behauptet, dass er das nicht kann. Aber dann beginnt er doch mit dem Formular. Zum Glück kommt eine Voertelstunde später auch die guatemaltekische Beamtin zurück. Beide inspizieren kurz das Motorrad und kontrollieren die VIN. Nach einer weiteren halben Stunde ist das Papier fertig und Hannes muss die Gebühr für die Importbewilligung bezahlen. Der Schalter dafür ist in einem kleinen, abenteuerlichen Bürohäuschen auf der anderen Seite der Grenze. Abtenteuerlich deshalb, weil von der Decke bis ca. 1m über den Schreibtisch dieselben Pflanzenfäden hängen, wie in den Cenoten in Mexiko. Und zwar relativ dicht. Zu Fuß kann man die Grenze übrigens ohne weiteres überqueren. Niemand will einen Pass sehen, oder fragt nach.

hier ist die Importgebühr zu zahlen

Mit der Quittung erhalten wir dann das Import Papier und alles ist erledigt. Wir haben in Summe 2 Stunden hier verbracht, aber schlimm war es nicht. Im Gegenteil alle Beamt*innen waren sehr hilfsbereit und freundlich. Wir haben uns das nach einigen Schilderungen in Reiseblogs viel schlimmer vorgestellt.

alles erledigt

Bis zur Ortschaft Copán sind es nur mehr 10km. Die Straße ist erstaunlicherweise in perfektem Zustand und führt in schönen Kurven durch die Hügel.

Unser kleines Appartment liegt neben einem Hostel, das zusammen mit einem weiteren kleinen Hotel von einem Amerikaner geführt wird. Es ist alles da was wir brauchen, sogar eine kleine Espressokanne gibt es. Privatsphäre am Klo gibt es dafür nicht. Es ist nämlich nicht in einem eigenen Raum, sondern nur mit einer brusthohen Mauer und Schwenktüren minimal geschützt. Interessantes Konzept!

Mit 20 Grad am frühen Abend ist es überraschend kühl. Howard, der Gastgeber meint, dass seit zwei Tagen eine „Kaltfront“ mit Regen durchzieht, was absolut untypisch für die Jahreszeit ist. Außerdem erzählt uns Howard, dass der Rekordhalter für die schnellste Panamericana Absolvierung auf einem Motorrad schon öfter hier bei ihm zu Gast war. Wir fragen ihn natürlich auch, wie es hier um die Sicherheit steht. Er meint, hier ist es absolut kein Problem, alles sicher. Auch im restlichen Honduras müssen wir uns tagsüber keine Sorgen machen, wenn wir die beiden großen Städte San Pedro Sula und Tegucigalpa meiden.

Bevor es dunkel wird, machen wir noch einen kleinen Abendspaziergang durch den Ort. Er wirkt sehr lebending und es gibt einige Souvenir Shops und ein paar nette Lokale. Zum Essen gehen wir aber zurück, in den Garten des Cafes, das auch zum Hotel neben unserem Appartment gehört. Auf der kleinen Karte gibt es ein indisches Curry mit Kichererbsen, das Hannes bestellt. Für Andrea ist es aus zwiebeltechnischen Gründen tabu. Das Curry schmeckt dann aber doch ein wenig langweilig, aber wenigstens ist es eine Abwechslung.

im Cafe nebenan
schöner Ausblick auf die Berge

21. Jänner 2020

Gestern haben wir nichts zum Frühstücken eingekauft, also gehen wir wieder ins Cafe nebenan und setzen uns in den Garten. In der Nacht hat es länger geregnet und es ist immer noch ziemlich grau und düster. Das Frühstück ist sehr gut und umfangreich und wir haben einen schönen Blick auf die Berge.

Heute wollen wir uns die Maya Ruinen ansehen, wegen denen wir überhaupt nach Copán gefahren sind. Die Anlage ist von unserem Zimmer nur eineinhalb Kilometer entfernt, also wollen wir zu Fuß gehen. Wir sind noch nicht einmal am Hauptplatz als es leicht zu regnen beginnt. Dabei hat Hannes gerade vorher noch erfolgreich abgewehrt, dass wir die Regenjacken vom Motorrad holen und mitnehmen.

Wir versuchen es vorerst einmal mit der Verzögerungstaktik und trinken einen Kaffee. Dann besorgen wir eine Sim Karte für Honduras, dieses mal beim Anbieter Claro, wo es ohne Pass komplett unbürokratisch möglich ist. Für umgerechnet 10€ haben wir 8GB und mehr als ausreichend Freiminuten für 10 Tage.

Das Verzögern hat aber alles nichts geholfen. Es nieselt immer noch und wir gehen zurück die Jacken holen. Erst als wir die Jacken eingepackt haben, hört es auf.

italienisches TukTuk Modell
Polizeistation

Beimn zweiten Anlauf schaffen wir es endlich bis zum Eingang bei den Ruinen und kaufen unsere Tickets. Es ist überhaupt nichts los, wir sind die einzigen am Schalter und der ganze Parkplatz bis auf ein paar Autos leer. Allerdings sehen wir viele bewaffnete Sicherheitsleute.

Nach ein paar hundert Meter im Park wird das Ticket an einem Schalter kontrolliert. Seit langem müssen wir wieder einmal unseren Rucksack zur Inspektion aufmachen. Wir haben schon ein paar hellrote Aras in den Bäumen gesehen und fragen gleich am Schalter warum sie sich hier aufhalten. Die Antwort ist irgendwie naheliegend, sie werden jeden Tag um 13:30 hier gefüttert. Angeblich kommen dann um die 60 Aras zu den Futterstationen. Darauf freuen wir uns schon. Aber auch jetzt sind wir schon begeistert von den großen bunten Vögeln. Wir können gar nicht aufhören zu fotografieren.

Truthahn
Aguti

Wir schlendern durch die Ruinenanlage und es sind tatsächlich fast keine Menschen hier. Wir treffen aber ein Paar aus Bayern, die wir schon kurz an der Grenze gesehen haben und die im Hostel neben unserem Appartment übernachten. Sie sprechen uns wegen unserer Nummernschilder an und wir machen kurz Smalltalk.

Gran Plaza

Es gibt ein paar schöne Stelen am „Hauptplatz“ und die Akropolis ist auch sehenswert. Andrea findet die Namen der Maya Könige besonders lustig. In Copán hießen sie zB.: „18 Kaninchen“ oder „Rauchhörnchen“. Heute wären das wahrscheinlich keine passenden Namen mehr für Könige.

Hieroglyphentreppe

Rundherum ist alles grün und zugewachsen. Die Tunnel in der Akropolis schauen wir uns nicht an, dazu haben wir keine Lust, es schaut sehr eng aus und aus einer éffnung kommt schwüle, feuchtwarme Luft. Wir klettern lieber bei der Akropolis herum und genießen den Ausblick. Andrea ist schon ganz aufgeregt wegen der Aras und glaubt, der Mann beim Schalter habe 13:00 und nicht 13:30 gesagt. Tatsächlich sehen wir immer wieder einige Aras fliegen und machen uns Richtung Futterstelle auf den Weg. Wir haben den Mann richtig verstanden und sind pünktlich bei den Futterstellen.

Es ist wirklich ein schönes Spektakel, so viele Aras auf einmal zu sehen. Sie machen einen Höllenlärm, dafür können wir recht nahe an sie heran und noch einmal schöne Fotos und Videos machen.

Streifenpirol

Zurück in den Ort gehen wir wieder zu Fuß. Wir finden ein schönes Lokal mit einer Terrasse, von der sich der Hauptplatz mit dem Park überblicken lässt und essen ein spätes Mittag- bzw frühes Abendessen. In Honduras gibt es wieder neue lokale Biermarken zu merken: Imperial und Salva Vida haben wir bis jetzt gesehen.

Auch wenn uns heute versichert wurde und wir uns heute auch selbst davon überzeugen konnten, dass man Honduras durchaus sicher unterwegs sein kann, verbringen wir nach Einbruch der Dunkelheit den Abend in unserem Zimmer. So haben wir Zeit zum Lesen und Blog schreiben. Hannes beendet heute sein 13. Buch auf der Reise. Soviel wie in den letzten sechs Monaten hat er davor in 5 Jahren nicht gelesen.

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